Größer als das MCU: Das neue DC-Universum wird gigantisch und genau das könnte zum Problem werden

05.02.2023 - 12:00 Uhr
Aus der Asche des DCEU entsteht ein neues DC-UniversumWarner Bros.
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Der Masterplan für das neue DC-Universum steht. Am Dienstag wurden die ersten Filme und Serien angekündigt, die uns im ersten Kapitel erwarten. Doch das ist noch lange nicht alles.

Eine neue DC-Ära beginnt: Nach einer überaus chaotischen Dekade, in der zahlreiche Projekte angekündigt, aber nie vollendet wurden, soll eines der größten Franchises in Hollywood endlich von vorne bis hinten durchgeplant werden. Regisseur James Gunn und Produzent Peter Safran haben die kreative Kontrolle bei DC übernommen und legen einen Plan vor, der die nächsten acht bis zehn Jahre abdecken soll.

Das Vorbild ist nach wie vor das Marvel Cinematic Universe (MCU). Obwohl Gunn bei der Ankündigung der ersten neuen DC-Projekte am Dienstagnachmittag betonte, dass sich DC und Marvel in vielen Punkten grundlegend unterscheiden, folgt das DC Universe (DCU) einem ähnlichen Muster: Superheld:innen werden einzeln eingeführt und laufen sich früher oder später in einer übergeordneten Geschichte über den Weg.

Das neue DC-Universum geht noch einen entscheidenden Schritt weiter als das MCU

Das Ende dieser großen Geschichte steht laut Gunn bereits fest. Zwei Kapitel umfasst der Plan, den er sich mit Safran ausgedacht hat. Der erste Abschnitt trägt den Zusatztitel Gods and Monsters und deckt bisher fünf Kinofilme und fünf Serien ab. In die Auswahl haben es etablierte Namen wie Supergirl und Batman geschafft, aber auch abseitigere DC-Figuren wie der Hochstapler Booster Gold und das unheimliche Swamp Thing.

Superman: Legacy, The Brave and the Bolt und Supergirl: Woman of Tomorrow

Losgetreten wird das DCU 2025 von Superman: Legacy – ohne Henry Cavill. Pro Jahr sollen zwei Filme und zwei Serien erscheinen, was im direkten MCU-Vergleich recht überschaubar wirkt. Doch das ist nicht alles: In einem Punkt verfolgt Gunn ein deutlich ambitioniertes Ziel als die Marvel-Konkurrenz: Die DCU-Vision deckt nicht nur Filme und Serien ab, sondern soll sich ebenfalls auf Videospiele ausweiten.

Gunn konkretisiert das an einer Detailfrage: Egal ob eine Figur in einem Realfilm, einer Animationsserie oder einem Videospiel auftaucht – sie wird immer von derselben Person gespielt bzw. gesprochen. Mehrfachbesetzungen gibt es im DCU nicht. So soll die Kontinuität über verschiedene Medien hinweg erhöht werden. Beim MCU existiert dieser Anspruch nicht. Vor allem die Videospiele ziehen ihr eigenes Ding durch.

James Gunn will die ultimative DCU-Erfahrung schaffen – über Filme, Serien und Videospiele

Extrem beliebt sind etwa Sonys Spider-Man-Spiele, die völlig losgelöst von jeglichem Marvel-Film eine eigene Fangemeinde aufgebaut haben. Marvel's Avengers aus dem Hause Square Enix hatte deutlich weniger Erfolg: Die Figuren entfernen sich bewusst von den vertrauten Gesichtern der MCU-Stars. Das Ergebnis: Nach nur drei Jahren wird 2023 jeglicher Support für das Spiel eingestellt.

The Authority, Swamp Thing und Lost Paradise

Das DCU will diesem Problem vorbeugen und alle Parteien mit ins Boot holen, um eine ultimative Erfahrung zu bieten. Eine Befürchtung der Fans: Das DCU hat noch nicht einmal gezeigt, was es wirklich ist und ob es funktioniert, da bahnt sich schon ein Haufen an "Content" an, der konsumiert werden muss, um Teil der großen Geschichte zu sein. Am spannendsten sind aber die Kritikpunkte aus der Spiele-Branche selbst.

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Wenige Stunden nach den ersten DCU-Ankündigungen machte ein Thread von einem der Designer des neuen Suicide Squad-Spiels die Runde. Hier geht es um Qualifikationen und Ressourcen. Fraglich ist zum Beispiel, ob die Schauspielenden, die vor der Kamera perfekt gecastet sind, auch das Zeug haben, um hinter dem Mikrofon zu überzeugen, ganz zu schweigen von vertraglichen und logistischen Hürden.

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Kommt der nächste Batman-Darsteller wirklich wochenlang ins Studio, um Textzeilen für die animierte Spin-off-Serie und die Videospielverlängerung einzusprechen? Ben Affleck wirkte allein von seinen Live-Action-Tätigkeiten als DCEU-Batman erschöpft. Auch wenn sich (animierte) Filme, Serien und Videospiele in ihrer audiovisuellen Form sehr ähneln, gibt es in den Entstehungsprozessen maßgebliche Unterschiede.

Gunn verärgert mit seiner Ansage Profis, weckt aber auch Neugier. Denn einfach macht er es sich mit seinem DCU nicht. Nicht einmal das Star Wars-Franchise hat es geschafft, Filme, Serien und Spiele in einer Geschichte zu vereinen. Und das, obwohl mit dem Kauf durch Disney der wuchernde Kanon der Sternensaga rigoros entschlackt wurde, um eng miteinander verbundene Geschichten zu ermöglichen.

James Gunn weiß bestens über die DC-Fehler Bescheid und will beweisen, dass es anders geht

Das "eng miteinander" nimmt sich Gunn beim DCU offenbar sehr zu Herzen. Der Regisseur kritisiert das Chaos des alten DC-Regimes harsch. Gizmodo  zitiert den Regisseur wie folgt:

DC hat eine wirklich beschissene Reise hinter sich. Ich denke, dass es im Grunde niemanden gab, der sich [um die Figuren und Geschichten] gekümmert hat. Sie haben die IP einfach an Kreative gegeben, die die Leute angelächelt haben, die gerade das Sagen hatten. Den Verantwortlichen wurde nie richtige Macht gegeben. So konnte immer jemand über deinen Kopf hinweg entscheiden und tun, was er wollte.

Lanterns, Waller und Booster Gold

Gunn ist sich bewusst, dass er selbst Teil des Chaos war.

Wir haben das DCEU, das zu Joss Whedons Justice League wurde, aber gleichzeitig auch das Snyderverse war. Wir haben Wonder Woman und wir haben Wonder Woman [1984], der nicht einmal mit dem übereinstimmt, was im ersten Teil passiert ist. Und dann haben wir das Arrowverse, ganz zu schweigen von mir, der mit The Suicide Squad und Peacemaker um die Ecke kommt.

Aus dieser Aussage dringt nicht nur Ärger und Frust hervor. Gunn weiß genau, dass er mit dem DCU eine einmalige Chance hat. Der Launch eines Cinematic Universe wird in der Regel nicht von den Kreativen vollzogen, sondern von Produzenten und Studiochefs. Nach zwei Dekaden, in denen Gunn Superhelden-Kino als Filmemacher begleitet hat, kann er zum ersten Mal selbst die Weichen stellen und aus alten Fehlern lernen.

Der DCU-Plan ist ehrgeizig, besonders wenn wir bedenken, dass ein Gros der vorgestellten Figuren dem Mainstream-Publikum komplett unbekannt ist. Dennoch hat sich Gunn einen Vertrauensvorschuss verdient. Die bittere Suicide Squad-Niederlage hat er in den großartigen The Suicide Squad verwandelt. Wenn ihm das im Kleinen gelingt, warum auch nicht im Großen?

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