Auf der Berlinale feierten gleich mehrere Filme Premiere, die ein Urlaubsparadies in einen Fiebertraum verwandelten. Islands von Jan-Ole Gerster und Delicious von Nele Müller-Stöfen kommen als Erstes in den Sinn. Darüber hinaus gab es noch einen dritten Titel, der auf keinen Fall vergessen werden darf: Hot Milk.
Knapp fünf Monate nach der Berlinale-Premiere startet das Regiedebüt von Rebecca Lenkiewicz hierzulande im Kino und entfesselt ein unbehagliches Psycho-Duell zwischen Mutter und Tochter, während gleichzeitig eine erotisch aufgeladene Geschichte über Sehnsucht, Verlangen und Selbstverwirklichung erzählt wird.
Neu im Kino: In dem Psycho-Drama Hot Milk geraten Fiona Shaw & Emma Mackey aneinander
In der spanischen Küstenstadt Almeria soll Rose (Fiona Shaw) endlich von ihren Schmerzen erlöst werden. Seit Jahren leidet sie an mysteriösen Lähmungserscheinungen, die sich kein Arzt erklären kann. Gemeinsam mit ihrer Tochter Sofia (Emma Mackey) unternimmt sie einen letzten Versuch, eine Heilung für ihre Krankheit zu finden.
Hier könnt ihr den Trailer zu Hot Milk schauen:
Dr. Gomez (Vincent Perez) hat schon so manches Wunder bei seinen Patient:innen vollbracht. Die Behandlung ist allerdings sehr kostspielig, was für zusätzlichen Druck im sowieso schon angespannten Verhältnis zwischen Rose und Sofia sorgt. Und dann tritt Ingrid (Vicky Krieps) auf den Plan und stiehlt Sofias Aufmerksamkeit.
Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Deborah Levy erzählt Rebecca Lenkiewicz eine zermürbende Geschichte, in der jeder Hoffnungsschimmer von angestauten Emotionen verschluckt wird. Für jeden Schritt, den Sofia in die Sonne geht, zieht sich Rose mit steifer Miene in den kalten Schatten des Apartments zurück.
Nach Tante Petunia in Harry Potter zeigt sich Fiona Shaw in Hot Milk von ihrer verbittertsten Seite
Lenkiewicz, die bereits als Drehbuchautorin in Filmen wie Ida, Ungehorsam und Colette vielschichtige Frauenfiguren skizzierte, beobachtet nun auch als Regisseurin ganz genau, wie sich ihre Figuren verhalten. Eine einfache Antwort auf die toxische Mutter-Tochter-Beziehung gibt es nicht. Stattdessen lebt der Film von Zweifeln.
Während sich die Frage aufdrängt, ob die Krankheit der Mutter nur gespielt ist, muss Sofia feststellen, dass sie die Freiheit, die sie in Ingrid gefunden zu haben glaubt, nicht weniger kritisch hinterfragen muss. Nach jedem Strandtag wartet eine Enttäuschung und die Weite des Ozeans weicht einem Gefängnis aus verurteilenden Blicken.
- Zum Weiterlesen: Unser ausführlicher Film-Check zu Hot Milk
Besonders stark sind die Blicke von Fiona Shaw. Als Tante Petunia konnte sie bereits in den Harry Potter-Filmen ganze Sommerferien mit ihrer Verbitterung in einen Albtraum verwandeln. In Hot Milk geht sie noch einen Schritt weiter und fügt den selbstgewählten Einschränkungen ein vehementes Schweigen hinzu, das wahnsinnig macht.
Hot Milk läuft seit dem 3. Juli 2025 in den deutschen Kinos.