Achtung, es folgen Spoiler zur Serie Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht, inklusive des Serienfinales von Staffel 2.
Nachdem er Amazons Fantasy-Serie Die Ringe der Macht zunächst als geheimnisvoller Mensch namens Halbrand unsicher gemacht hatte, offenbarte Charlie Vickers' Figur sich am Ende von Staffel 1 als Sauron. In Staffel 2 tritt er erneut verwandelt auf: als blonder, spitzohriger Annatar, der den Elbenschmied Celebrimbor zur Herstellung weiterer Ringe überredet. Nach dem Staffelfinale von Episode 8 ist der Sauron-Darsteller aber noch längst nicht fertig. Im Interview mit Moviepilot stand der titelgebende Herr der Ringe uns Rede und Antwort zu seinen Schmiedekünsten, heiß erwarteten Sauron-Momenten der Zukunft und Ringgeist-Aussichten für Staffel 3.
Sauron im Interview: Charlie Vickers über seinen Lieblings-Ring, Ork-Manipulationen und Staffel 3 von Die Ringe der Macht
Die Szenen mit dir und Charles Edwards als Sauron und Celebrimbor waren ein Highlight in Staffel 2. Hattest du für diese Täuschung irgendwelche Gaslighting-Inspirationen?
Charlie Vickers: Ja, wir haben den Film Gaslight [im Deutschen: Das Haus der Lady Alquist] als Referenz zur Vorbereitung gesehen. Es mag sich sadistisch anhören, aber wir hatten trotz des schweren Materials sehr viel Spaß diese Beziehung zu spielen. Es gab so viele Wendungen, dass es eine Freude war.
Viele queere Fans fragen sich, ob zwischen Celebrimbor und Annatar vielleicht Gefühle im Spiel sind. Waren diese Liebes-Spekulationen von Sauron beabsichtigt?
[lacht] Ich habe mich der Beziehung nie auf diese Weise genähert. Natürlich können alle es interpretieren, wie sie wollen. Aber das war nie unsere Absicht, als wir die Dynamik zwischen den zwei Figuren erschufen. Doch Manipulation ist definitiv Saurons Ding und er manipuliert Celebrimbor.
Hast du während der Dreharbeiten zu Die Ringe der Macht etwas über das echte Schmieden von Ringen gelernt oder als Schauspieler nur so getan, als wüsstest du, was du tust?
[Mit gespielter Empörung] Ehrlich gesagt, wurde ich zu all den Ringschmiede-Kursen nicht eingeladen! Charlie hat Unterricht bekommen, weil er einen Schmied verkörperte. Ich hingegen bekam Pfeil- und Bogen-Stunden und solches Zeug. Über Schmiedekunst habe ich leider herzlich wenig gelernt.
Hast du trotzdem einen Lieblings-Ring? In der Amazon-Serie haben wir jetzt immerhin schon 19 der 20 Ringe der Macht zu sehen bekommen.
Ich mag den Zwergenring von König Durin, den Peter Mullan trägt. Der ist cool. Mir gefällt, wie klobig der ist.
Eine konkrete Frage zu Saurons Methoden: Wie genau schafft er es in Folge 8, dass die Orks sich gegen ihren "Vater" Adar wenden und stattdessen Sauron folgen?
Ich denke, dieser Prozess passiert über eine lange Zeitspanne hinweg. Sauron spürt ein gewisses Maß an Unruhe, als Adar ihn am Anfang gefangen nimmt. Als er Adar nach Eregion lockt, weiß er, dass viele Orks sterben werden. Das kann er benutzen, um alles zu verdrehen. Als er also am Ende [Ober-Ork] Glûg trifft, nachdem er gerade Celebrimbor getötet hat, spürt er eine Kluft und eine Gelegenheit, den Orks etwas anzubieten. – Außerdem, praktisch gesprochen: Ich bin nun mal Sauron, er ist nur Adar. Ihr wollt zu mir stehen. Andernfalls werdet ihr vermutlich alle sterben. [lacht]
Denkst du, Sauron zweifelt jemals an sich, während er seine Pläne vorantreibt?
Ich denke, er hat ganz genaue Pläne und ist immer einen Schritt voraus. Aber es wäre langweilig, wenn sich für ihn ständig alles fügen würde, wie beabsichtigt. Wie man mit Celebrimbor sieht, laufen Dinge schief und er kämpft gegen Hindernisse. Er weiß also nicht immer, was passieren wird. Und das wird den Rest der Serie sicher so bleiben, hoffe ich.
Saurons nächste Aufgabe wird es sein, neun Menschen für die Menschenringe zu finden. Du weißt sicher noch nichts zu Staffel 3, aber wenn du raten müsstest: Wer glaubst du, hat gute Chancen, in Zukunft ein Nazgûl, also ein Ringgeist, zu werden?
Ich habe keine Ahnung, was die Showrunner beabsichtigen. Alles, was ich sage, wäre nur Spekulation, aber ich würde auf Charaktere hoffen, die wir schon kennen. Das wäre aufregend. Es gibt definitiv Figuren mit Potenzial zum Bösen. Ich würde sagen, Kemen ist ein schleimiger kleiner ... [unterbricht sich] Leon [Wadham] ist so gut! Mit ein wenig Rat von Sauron könnte er seine Bosheit auf die nächste Stufe heben.
Wenn wir auf die Zukunft der geplanten 5 Staffeln von Amazons Herr der Ringe-Serie schauen: Worauf freust du dich am meisten? Was willst du als Sauron unbedingt noch spielen?
Darüber habe ich definitiv schon nachgedacht. Ich wäre gerne Teil all dieser Momente aus Tolkiens Legendarium, wie der Erschaffung des Einen Rings. Worauf ich mich aber richtig freue, ist der Untergang Númenors. Als ich das gelesen habe, hatte ich so ein starkes Bild im Kopf: Sauron, der in den Tempeln Körper opfert. Oder wie er auf dem Gipfel des Inselberges Meneltarma steht. Wie er sich in seinem Stuhl zurücklehnt und lacht. Und dann verschwindet der Thron unter ihm und die ganze Insel versinkt. Das sind wirklich starke, einschneidende Bilder. Ich bin so neugierig, wie sie das in der Serie umsetzen würden.
Leider verliert Sauron nach dem Fall von Númenor aber auch seinen Körper – das wäre für dich als Schauspieler also vielleicht nicht ideal?
[lacht] Ich weiß! Aber dann wird es vielleicht Zeit für die gewaltige Rüstung. Nur würde ich dann noch darin stecken? Aber ich wäre jedenfalls gerne Teil davon.
Apropos Rüstung: Jüngst gab es Spekulationen, weil in einer kurzen Szene in Staffel 1 Sauron in voller Rüstung zu sehen ist. Ist das eine Zukunftsvision?
Ich weiß es nicht. Das war ich nicht! [lacht] Ich weiß nicht, wer das war oder ob es CGI war.
Wenn du persönliche Wünsche äußern dürftest: Würdest du Sauron in Zukunft mit Halbrand- oder mit Annatar-Look bevorzugen?
Hmm, das weiß ich gar nicht. Ich denke, Halbrand ist Halbrand und Annatar ist Annatar. Ich denke, man könnte Elemente von beiden kombinieren, um Sauron zu finden. Aber kein komplett neuer Look: eine Kombination, um seine Essenz zu finden. Es müsste aus einer Absicht heraus entstehen. Es kann nicht einfach nur sein: 'Ich habe jetzt schwarze Haare, weil das cool ist.' Es müsste eine äußerliche Veränderung mit dem Ziel sein, damit jemanden zu manipulieren, den er infiltrieren will.