Jon Favreau feiert seinen 45. Geburtstag

19.10.2011 - 08:50 Uhr
Jon Favreau (l.) auf der Suche nach dem eigenen Film
Independetent Pictures
Jon Favreau (l.) auf der Suche nach dem eigenen Film
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Jon Favreau wird 45 Jahre alt. Er sieht auch wirklich nicht mehr ganz so schnittig aus wie damals in Swingers. Aber er kann sich nicht beschweren, denn er darf jetzt als Regisseur mit den ganz Großen spielen. Zum Geburtstag möchte ich hier nochmal auf zwei entscheidende, völlig verschiedene Filme in seiner Karriere eingehen.

Jon Favreau wird heute 45 Jahre alt. Das ist eine gute Gelegenheit, einmal kurz in sich zu gehen und zu überlegen, woher man diesen sympathischen Mann eigentlich kennt. Da sind natürlich die Iron Man-Filme. Außerdem hat er jüngst Daniel Craig und Harrison Ford in Cowboy-Kostümen gegen gierige Aliens kämpfen lassen. Aber Jon Favreau war nicht immer Regisseur. Er war auch Comedian, Schauspieler, Drehbuchautor, Talk Show-Host usw. usw. Jon Favreau ist das grinsende Gegenstück zu all den scheuen Regie-Eremiten. Er versteckt sich nicht hinter seinen Filmen, sondern hält für alle Projekte den breiten Kiefer hin, und wirft sich uneitel und unangreifbar selbstironisch in jedes Getümmel. Das Schöne an Jon Favreau ist, dass seine Filme und Rollen niemals sterile Zeugnisse sind, weil er bis jetzt nicht aufgehört hat, selbst ein großer Fanboy zu sein. Er ist der kleine Junge im großen Süßigkeitenladen.

You’re SO money, and you don’t even know it…
Nachdem Jon Favreau ein paar erste Geh-Versuche im Filmbetrieb hinter sich hatte, tat er das, was jeder junge Schauspieler einmal in seinem Leben versuchen sollte: er schrieb sich und seinem Kumpel Vince Vaughn mit Swingers ein quasi-autobiographisches Drehbuch auf den Leib. Anschließend ließen sie sich von Regisseur Doug Liman inszenieren. Das war sehr klug und funktionierte. Helden werden nun einmal nicht geboren, sie werden gemacht. In Swingers geht es im Grunde um die Suche eines unsicheren, jungen Mannes nach seinem Mojo. Am Ende findet er es und kann endlich der entspannte Kerl sein, der er wirklich ist. Zwischendurch wird massenhaft getrunken und über Frauen philosophiert – Mannsein und wie plakativ es ist.

Das mag alles ein bisschen abgedroschen klingen, doch Swingers atmet reine und ehrliche Filmluft und wird gerade durch seine lockere Unvollkommenheit schon wieder eine historische Größe. Ein Film über Kumpels und Frauen und Alk und alles andere, aber v.a. ein Film über Film und wie verdammt wichtig es ist, seinen eigenen zu finden. Jon Favreau kommt gegen Ende in seiner eigenen Wahrnehmung an und tanzt eine Runde mit der entzückenden Heather Graham. Swingers ist ein entspannter Sturm auf die Bastille der Eitelkeiten mit großartigem Soundtrack und ein echtes Statement des Geburtstagskindes.

…the truth is… i’m Iron Man
Iron Man ist erfrischend, ironisch und immer in Bewegung. Wir können Sofa oder Kinosessel mit einem überheblichen Lächeln verlassen und noch aufgeregt ein Bier trinken gehen. Kein anderer Superheldenfilm entlässt uns mit einer solch jugendlichen, dümmlichen Frische. Da ist kein bedeutungsschwangeres Ende, keine moralische Verpflichtung. Die letzte romantisierende Pepper Potts-Szene wird von der finalen Pressekonferenz weggefegt. Tony Stark zeigt der Zicke in der ersten Reihe nochmal, dass er ein verdammter Superheld ist. Iron Man kennt keine Grenzen, sondern schießt sein eigenes Filmkonzept am Ende noch einmal voll durch die Decke und beendet den Film mit einer egomanischen Pose und Black Sabbath. Iron Man ist purer Rock ‘n’ Roll von der ganz teuren und infantilen Sorte.

Dass das viel mit Robert Downey Jr. und den guten Effekten zu tun, ist klar. Doch Jon Favreau drückt dem ganzen seinen herrlich kindlichen Stempel auf. Als Happy Hogan darf er immer wieder grandios plumpe Frauenwitze reißen und das Normalo-Gewissen des ganz und gar abgehobenen Tony Stark spielen. Die kumpelige Happy Hogan-Rolle wirkt ein wenig, als wollte der den Jungs aus Swingers ganz freudig zurufen: Hey, seht ihr das: Ich bin jetzt auf der ganz, ganz großen Spielwiese angekommen! Hier geht’s jetzt um teure Autos, Privat-Flugzeuge und Jet-Packs! Der Himmel hat keine Grenzen! Ich bin SOOO MONEY, Baby! Ich kann es selbst kaum fassen! Daher finde ich, dass Jon Favreau DER Regisseur für die Iron-Man-Verfilmung war und zusammen mit der selbstgefälligen Robert Downey Jr.-Performance einen echten Hit landete.

Gratulation
Ich könnte noch lange über die vielen tollen Gastauftritte plaudern. Unvergessen bleiben seine Gespräche mit dem filmbegeisterten Mafiosi Christopher aus den Die Sopranos. Jon Favreau spielt sich selbst und unterhält sich mit Christopher über Drehbücher, Morde und sonstige Geschichten. Die Realitäten sind schnell aufgeteilt und es kommt zu einer genial klamaukigen Suspense-Szene. Dass auch seine neueste Regie-Arbeit Cowboys & Aliens in eine sehr gute Richtung geht, kann man hier nochmal nachlesen. Wie auch immer: Jon Favreau wird höchstwahrscheinlich nicht die Welt verändern, aber ich hoffe, dass er auch in Zukunft so ehrlichen Spaß am Kino und Filmemachen zeigt. Ich werde mir heute abend noch einmal hintereinander Swingers und Iron Man anschauen. Herzlichen Glückwunsch!

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