Karate Kid: Legends mit Ralph Macchio & Jackie Chan ist genau das, was man von einem Karate Kid-Film erwartet

28.05.2025 - 15:01 Uhr
Karate Kid: Legends
Sony Pictures
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Mit Karate Kid: Legens kollidieren nicht nur die beiden Universen des Franchise, sondern auch die Welten von Filmreihe und Cobra Kai sowie drei Generationen an Martial-Arts-Kämpfern. Aber lohnt sich der Kinobesuch?

Der Karate Kid-Kosmos ist auch nach dem Finale der Serienfortsetzung Cobra Kai nicht am Ende. Statt jedoch ein weiteres Reboot in die Wege zu leiten, legte man nun sämtliche Inkarnationen des Kampfsport-Teendramas zusammen. So treffen in Karate Kid: Legends Elemente aus der ursprünglichen Filmreihe, der Netflix-Serie und vor allem dem Kung-Fu-Reboot von 2010 (das leider trotzdem Karate Kid heißt) aufeinander.

Ob und wie gut das Regisseur Jonathan Entwistle (I Am Not Okay with This) und Drehbuchautor Rob Lieber gelungen ist, verraten wir euch innerhalb der nächsten paar dutzend Zeilen.

Karate Kid: Legends ist ein leichtfüßiger Kampfkunstfilm mit einigen Kunstfehlern

Es hat über 40 Jahre gedauert, aber in Karate Kid: Legends darf tatsächlich ein asiatischer Junge die Hauptfigur in einem Film über asiatische Kampfkunst sein. Hauptdarsteller Ben Wang hat sich diesen Posten wahrlich verdient. Nicht nur, weil er sich beim Casting gegen 10.000 Mitbewerber durchgesetzt hat, sondern weil seine Martial-Arts-Fähigkeiten sofort auf der (leeren) Hand liegen. Der beste Schauspieler in dramatischen Szenen ist er nicht, aber das waren weder Ralph Macchio noch Jaden Smith, deren Performances von Mentorenfiguren wie Pat Morita als Mr. Miyagi und Jackie Chan als Mr. Han mitgetragen wurden.

Hier der deutschen Trailer zu Karate Kid: Legends:

Karate Kid: Legends - Trailer 2 (Deutsch) HD
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Wang beeindruckt als Kung-Fu-begabter Nachwuchs Li Fong, der in Peking bei Mr. Han im Training ist. Als seine Mutter Dr. Fong (Ming-Na Wen) mit ihm nach New York umzieht, untersagt sie ihrem Sohn die martialische Leidenschaft komplett. Sein Bruder ist nämlich beim Kämpfen ums Leben gekommen. Von hier an geht es mit der 08/15-Formel eines Karate Kid-Films weiter: Li lernt ein Mädchen kennen (Mia, gespielt von Sadie Stanley), deren aggressiver Exfreund (Connor, gespielt von Aramis Knight) der Starkämpfer eines zwielichtigen Dojos ist.

Diese Abfolge von vorprogrammierten Ereignissen werden im Spider-Man-Multiversum "Canon-Events" genannt. Ein Vergleich, der weniger beliebig gewählt ist, als ihr vielleicht vermutet, denn Karate Kid: Legends möchte mit seiner jugendlichen New Yorker Underdog-Story und animierten Graffiti-Einlagen nichts mehr sein als Spider-Man: A New Universe. Ganz so cool kommt der Film dann aber nicht rüber. Was auch daran liegt, dass die urbane Metropole weniger gritty und mehr wie aus einer Tourismusreklame voller NYC-Beauty-Shots inszeniert wurde.

Immerhin wird die Franchise-Formel etwas aufgemischt und umgedreht, als der junge Li Fong anfängt, Mias Vater Victor (Joshua Jackson) unter seine jungen Fittiche zu nehmen. Der ehemalige Boxer will seine kleine Pizzeria mit dem Preisgeld von einem Kampf retten, weil man bei Karate Kid immer noch mehr 80er Jahre-Filmklischees gebrauchen kann.

In Karate Kid: Legens treffen 3 Generationen und 2 Disziplinen aufeinander

Es dauert eine ganze Weile, bis Mr. Han endlich in New York City auf der Matte steht, um seinen Starschüler trotz der Vorbehalte der Mutter weiterzutrainieren. Schließlich soll er sich – wie könnte es anders sein – bei einem großen Karate-Turnier gegen seinen Bully beweisen. Dabei holt er sich die Unterstützung von Daniel LaRusso aus Kalifornien, denn offenbar haben die Hans und Miyagis eine jahrhundertalte Verbindung zueinander, seit der Vorfahre des japanischen Meisters nach China reiste, um Kung-Fu nach Okinawa zu importieren und als Karate weiterzuentwickeln.

Von dieser plötzlichen Miyagi/Han-Verbindung hören wir zum ersten Mal. Mithilfe von animierten Sequenzen und fingierten Fotografien ist sie auch so schamlos konstruiert und hineingequetscht, dass es im Kinosaal einige Lacher gab. Man kann dem Film aber kaum böse sein. So bekommt Li immerhin zwei unterschiedliche Meister verschiedener Generationen zum Preis von einem. Oder wie es im Film heißt: zwei Äste vom selben Baum. Das ist zuweilen sehr amüsant, zeigt aber das kleinere von zwei Problemen auf:

Jackie Chan ist einer der größten Martial-Arts-Künstler seiner Generation und Ben Wang ein ausgesprochenes Nachwuchstalent. Ralph Macchio hingegen hat zwar in diesem Jahr seinen schwarzen Gürtel nachgeholt (via Men's Journal ), verblasst aber neben den beiden Ausnahmekämpfern. Das ist jedoch alles andere als ein Dealbreaker und wie gesagt das kleinere von zwei Problemen. Kommen wir zum großen.

Man möchte die Kamera 5 Meter nach hinten kicken

Es spielen viele talentierte Martial-Arts-Athleten in Karate Kid: Legends mit. Da ist es umso ärgerlicher, dass der Film das gleiche Problem wie das erste Reboot mit Jackie Chan als Mentor hat. Nur konnte man die viel zu nah drangehaltene, wackelnde Kamera 2010 noch für eine Filmkrankheit der Zeit halten. Hatten wir diese desorientierenden Einstellungen nicht überwunden? Warum tut man so, als müsse man in der Kampfchoreografie etwas kaschieren, wenn doch alle nachweislich ihr Handwerk verstehen? Der einzige Effekt, den diese Art der Kameraführung erzielt, besteht darin, dass man die coolen Moves teilweise nicht richtig sehen kann.

Karate Kid: Legends sieht zwar weitaus cinematischer aus als Cobra Kai, tut sich aber bei den Kampfsequenzen, auf die es ankommt, keinen Gefallen mit diesem überstrapazierten Kniff. Auch hatte die Serie den Vorzug, dass nicht alle Frauen reflexmäßig wie Sitcom-Gattinnen gegen jedes handlungsnotwendige Risiko sind und erst als zusätzliche Hürden überwunden werden müssen.

Doch auch das "große" Problem mit der Kamera und ebenso erratischem Schnitt lenkt nicht von der Tatsache ab, dass Legends ein insgesamt kurzweiliger, amüsanter Teen-Sommerfilm ist, der in sportlichen 94 Minuten genau das macht, was von einem Karate Kid-Film erwartet wird. Dabei wird nicht viel Neues gewagt, aber allein die Tatsache, dass man sich nicht zugunsten der Nostalgie damaliger Fans übermäßig auf die Altstars konzentriert, kann man dem Film hoch anrechnen.

Wer nur die Karate Kid-Filme ohne Cobra Kai kennt, kann übrigens problemlos über die Serie direkt zu diesem neuen Teil springen. Er funktioniert aber auch für sich, für alle Kids, die sich mehr für Li Fong statt Daniel-san interessieren.

Karate Kid: Legends kommt am 29. Mai 2025 in die deutschen Kinos.

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