Karl Malden - der ideale Jedermann mit Charakternase - ist tot

02.07.2009 - 09:01 Uhr
als Archie Lee Meighan in Baby Doll
Newtown Productions / Warner Bros. Pictures
als Archie Lee Meighan in Baby Doll
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Der Oscar-Preisträger mit der knubbeligen Nase ist gestern im Alter von 97 Jahren gestorben. In den großen Hollywood-Zeiten war er ein Star, überzeugte als Charakter- und als Nebendarsteller.

Große Hauptrollen beim Film hat Karl Malden nie wirklich bekommen. Dafür fehlte ihm die klassische Schönheit eines James Dean oder eines Marlon Brando. Wegen seiner Nase, die er sich gleich doppelt beim Basketball als Student gebrochen hatte, rechnete er sich auch keine großen Chancen in Hollywood aus. Aber er wurde zu einem der großen Nebendarsteller in der US-Filmmetropole, dessen Rollen immer im Gedächtnis bleiben werden, der die Leinwand markant ausfüllte. Eine dieser Rollen ist jene des schlicht-gestrickten, brutalen, aber auch aufrichtigen Junggesellen Mitch in Endstation Sehnsucht unter der Regie von Elia Kazan, der die Schöne Stella (Kim Hunter) vergöttert. Dafür wurde er 1952 mit dem Oscar als Bester Nebendarsteller ausgezeichnet. Auch in Erinnerung wird Pater Barry bleiben, der Marlon Brando in Die Faust im Nacken couragiert zur Seite steht und gegen die mafiose Hafengewerkschaft kämpft. Mit diesem beiden Rollen hat er sich in die Filmgeschichte eingeschrieben, und das gleich zu Beginn seiner Karriere.

Bevor Karl Malden, der 1913 als Mladen Sekulovic in Chicago als Sohn einer Tschechin und eines Serben geboren wurde, für sich die Theater-Bühne entdeckte, arbeitete er als Stahlwerker am Hochofen. Dann zog ihn die Bühne in seinen Bann, er absolvierte eine Schauspielausbildung am Goodman Theatre Dramatic College in seiner Heimatstadt und ging 1937 nach New York, um am Broadway sein Debüt zu geben. Auf der Bühne wurde er schnell zum Star, arbeitete mit Tennessee Williams und Arthur Miller zusammen. Elia Kazan engagierte ihn für seine Bühnen-Adaption von “Endstation Sehnsucht” und brachte ihn dann endlich auch zum Film.

Da er nicht über das schöne Äußere verfügte, wurde er bald festgelegt. Er erhielt zwar Charakterrollen, aber eben keine großen Hauptrollen. Häufig gab er die positiven Respektpersonen, etwa den Gefängnisdirektor Harvey Schoemaker in Der Gefangene von Alcatraz unter der Regie von John Frankenheimer, der dem Doppelmörder Burt Lancaster zum Wandel verhilft. Der Schauspieler überzeugte in Gangster- und Kriegsfilmen, in Western, machte sogar Reklame. Er war auch im normalen Leben eine Respektperson. Seine Ehe mit der Schauspielerin Mona Graham war ohne Skandale und gilt heute noch als eine der längsten im scheidungsreichen Hollywood. Ein anderer Respekt stellte sich 1989 ein: Karl Malden wurde von seinen Filmkollegen zum Präsidenten der Academy of Motion Picture Arts and Sciences gewählt und blieb es vier Jahre lang.

Weltweit populär wurde Karl Malden in den 1970er Jahren. Seine große Zeit beim Film war bereits abgelaufen und so wendete er sich aus Mangel an interessanten Rollen dem Fernsehen zu, welches er früher verpönte. Hier sorgte er zwischen 1972 bis 1977 mit der TV-Serie Die Straßen von San Francisco für Quoten. Er verkörperte Lt. Mike Stone an der Seite des noch jungen Michael Douglas. Der meinte später, er habe von seinem Partner vieles gelernt, besonders Disziplin und Ausdauer. Beide rasten in schnellen Schlitten durch die steilen Straßen von San Francisco, immer auf der Jagd nach den Verbrechern. Mehrere Emmys gewann die Serie und die Charakternase des Karl Malden wurde endlich auch weltweit bekannt.

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