Keine Spur von Langeweile bei Für eine Handvoll Dollar

25.07.2011 - 08:50 Uhr
Aktion Lieblingsfilm: Für eine Handvoll Dollar
Constantin Film/moviepilot
Aktion Lieblingsfilm: Für eine Handvoll Dollar
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Dieser Film ist auch nach 40 Jahre nicht gealtert. Das jedenfalls behauptet einer unserer User. Für eine Handvoll Dollar gehört zu seinen Lieblingsfilmen.

Sergio Leone. Irgendwann im Laufe seines Lebens stößt jeder Filmfan einmal auf das Machwerk dieses italienischen Ausnahmeregissuers. Egal ob es die Dollar-Trilogie ist, die das Subgenre des Italowestern begründet hat, Spiel mir das Lied vom Tod mit den unvergesslichen Mundharmonika-Klängen oder Es war einmal in Amerika; all diese Werke sind einzigartig, faszinierend und ziehen einen in ihren Bann. In den folgenden Zeilen werde ich nun versuchen zu erklären, warum Für eine Handvoll Dollar mit zu meinen absoluten Lieblingen gehört.

Für eine Handvoll Dollar bildet den Auftakt der Dollar-Trilogie und ist eine Remake des japanischen Films Yojimbo, der Leibwächter vom japanischen Altmeister"Akira Kurosawa (Akira Kurosawa)":/people/akira-kurosawa. Die Story ist deshalb zu großen Teilen aus diesem Film entnommen worden; lediglich einige Details und der kulturelle Kontext wurden verändert, beispielsweise die Verlegung des Drehorts in den Wilden Westen. Hauptbestandteil der Story ist ein wortkarger Mann mit Cowboyhut und Poncho, den sie Joe nennen. Dieser wird gespielt von Clint Eastwood, der damit seine unvergleichliche Filmkarriere startete und sich sein Image des schweigsamen, nicht fehlerlosen Antihelden aufbaute. Noch heute verbinden viele, wenn sie an Clint Eastwood denken, genau diese Attribute und auch speziell diese Rolle mit ihm.

Als einsamer Reiter kommt er in ein Dorf, welches von zwei rivalisierenden Familien, den Baxters und den Rojos, die sich um die Herrschaft streiten, terrorisiert wird. Ein Glöckner am Anfang erklärt Joe, dass man nur aus zwei Gründen in diese Stadt kommt: Um reich zu werden oder um das Zeitliche zu segnen. Joe geht nun also in die Stadt, um sein Festgeldkontingent zu erhöhen, indem er für beide Parteien Aufträge ausführt. So spielt er sie nebenbei gegeneinander aus. Ein Merkmal, das das Genre des Italowestern ausmacht, ist die fehlende Unfehlbarkeit des Protagonisten. Sind die Cowboys in früheren Western oft altruistische, schier unbesiegbare und stets hilfsbereite Charaktere, so ist der Protagonist im Meilenstein des italienischen Western und auch generell in diesem Subgenre fast das genaue Gegenteil: Ungepflegt, schweigsam, hilfsbereit nur gegen Bezahlung und ein Verhalten nah an der Grenze der Legalität. Außerdem sind die Protagonisten nicht unschlagbar; Clint Eastwood wird in einer Szene brutal zusammengeschlagen und muss über sich hinauswachsen, um zu überleben. Die Figuren sind nun viel interessanter als die Storys, das Publikum kann sich leicht mit ihnen identifizieren.

In einem Interview von 2003 erzählte Clint Eastwood, dass er keineswegs vom Erfolg des Film überzeugt war. Er nahm die Rolle primär aus dem einfachen Grund an, um die Länder Italien und Spanien kennenzulernen. Er rechnete bei dieser italienischen Low-Budget-Produktion, welche zudem noch ein Remake eines japanischen Films war, mit einem Flop. Da hat er sich (glücklicherweise) gründlich getäuscht. Sergio Leone favorisierte vor Drehbeginn Henry Fonda oder James Coburn für die Hauptrolle, da das Budget allerdings sehr beschränkt war, waren diese zu teuer und die Wahl viel auf den damals noch recht unbekannten Clint Eastwood. Für die weiteren Rollen engagierte Sergio Leone eine internationale Schauspielercrew, mit Akteuren aus Deutschland, Spanien und Italien.

Jeder dieser Schauspieler sprach die Rolle in seiner eigenen Muttersprache, weshalb für jedes Land eine entsprechende Nachsynchronisation gemacht werden musste; eine Methode, die Sergio Leone auch bei den Nachfolgern anzuwenden pflegte. Clint Eastwoods typischer Blick mit den zugekniffenen Augen liegt übrigens teilweise darin begründet, dass am Drehort in Spanien so stark die Sonne schien, sodass er kaum etwas sehen konnte.

Warum also bin ich so begeistert von Für eine Handvoll Dollar? Das Gesamtpaket ist einfach perfekt. Schon der Vorspann mit animierten Bildern von Shootouts und den dazugehörigen Soundeffekten, unterlegt mit einem grandiosen Score von Ennio Morricone lässt mir das Herz aufgehen. Der Soundtrack gehört mit zum Besten was je für einen Film komponiert wurde. Nach einmaligem Hören geht einem die gepfiffene Melodie des Hauptthemas, das im Film in verschiedenen Variationen vorkommt, nicht mehr aus dem Kopf. Hinzu kommen die Soundeffekte von z.B. Schüssen oder anderen Umgebungsgeräuschen (Sergio Leone selbst sagte, dass 40% des Filmerlebnisses vom Ton bestimmt werden) die zusammen mit dem Score maßgeblich am Aufbau der Spannung beteiligt sind. Herausragend ist auch das Visuelle: Zum ersten Mal filmte Sergio Leone die Gesichter seiner Darsteller in Nahaufnahmen, sekundenlang porträtiert er deren Gesichtszüge, zumeist vor Shootouts oder anderen bedrohlichen Ereignissen. Das ist ein großer Bestandteil des Wiedererkennungswertes, ebenso wie Clint Eastwood. Der schweigsame Mann in Poncho und Stiefeln ist sozusagen das Markenzeichen des Films und wäre ohne ihn heutzutage undenkbar.

Das alles macht Für eine Handvoll Dollar zu einem grandiosen Film, den ich immer wieder ansehen kann, ohne dass auch nur die geringste Spur von Langeweile aufkommt und der auch noch nach 40 Jahren nicht veraltet wirkt.


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