Am Sonntag gingen die Filmfestspiele in Cannes zu Ende. Zum Abschluss des Festivals wurde im Wettbewerb der Vampirfilm Only Lovers Left Alive von Jim Jarmusch gezeigt. Natürlich hat Jim Jarmusch seine ganz eigene Sicht auf das Vampirthema. Er erzählt die Geschichte von den Vampiren Adam (Tom Hiddleston) und Eve (Tilda Swinton), die beide seit Jahrhunderten liiert sind und sich mehr oder weniger angepasst haben. Doch dann taucht Eves Schwester Ava (Mia Wasikowska) auf und gefährdet ihre Liebe.
“Selten – schon gar nicht im verstaubten Twilight – gab es lässigere Blutsauger”, schreibt Matthias Greuling in der Wiener Zeitung. “Jarmusch inszeniert einen überaus leisen und langsamen Film; nichts hier ist dem vermeintlich zugrunde liegenden (Sub-)Genre des Vampirfilms geschuldet, alles ist ihm diametral entgegengesetzt erzählt”.
Andreas Borcholte Der Spiegel fand, dass Only Lovers Left Alive “außer vom melancholischen Dahindriften zweier Junkies durch die Zeiten” nicht viel erzählt. Dennoch meint er: “Lässigere Vampire hat dieses in jüngster Zeit überstrapazierte Genre noch nicht gesehen, Adam ist die Inkarnation des Slacker-Rock’n’Rollers, der einst schon mit Byron herumhing, Swinton gibt die belesene Muse mit strähnig-struppiger Blondmähne, die sich auf Flugreisen gerne mal den Tarnnamen Daisy Buchanan gibt, eine schöne Klammer zum Eröffnungsfilm Der große Gatsby”.
Jordan Hoffman (Film.com) sah “ein gutes Beispiel dafür, wie ein Film Stil nutzen kann, um den Inhalt zu verbessern und nicht um ihn zu erdrücken. Only Lovers Left Alive wäre durch seine träumerische Art zudem ein perfekter Mitternachtsfilm. Hier stört es nicht, wenn man kurz einnickt. In der Variety schreibt Leslie Felperin angesichts der Credits, in denen Jim Jarmusch seiner Partnerin Sara Driver dankt, dass sich der Film wie ein ”schrulliger, launenhafter Liebesbrief von einem alternden Punk an den anderen" anfühlt.
Für Jessica Kiang von The Playlist ist Only Lovers Left Alive vielleicht nicht von so großer Bedeutung wie andere Werke von Jim Jarmusch, dennoch hat sie den spielerischen und leicht bösartigen Film genossen. “Er ist unkonventionell und häufig sehr lustig. Dazu gesellt sich eine unvergessliche schauspielerische Leistung der Hauptdarsteller”. Losgelöst vom übernatürlichen Kontext fand es Eric Kohn im Indiewire besonders “erfrischend, dass bei Jim Jarmusch selbst die Untoten Lust aufs Leben haben.”
Keine lobenden Worte findet hingegen Barbara Scharres auf RogerEbert.com. Alles ist “gekünstelt, einfältig und widerlich.” Für Jim Jarmusch Fans wird der Film jedoch viele “Aha-Momente” bieten.
Ein deutscher Kinostart für Only Lovers Left Alive liegt leider noch nicht vor.