Wer es nicht besser weiß, könnte meinen, dass Kino-Traumtänzer David Lynch (Wild at Heart, Mulholland Drive) sich seit fünf Jahren auf seinem erhaltenen Ehren-Oscar ausruht. Schließlich hat er seit dem brillanten Serien-Revival Twin Peaks: The Return von 2017 kein neues Projekt mehr veröffentlicht. Doch das stimmt nur zur Hälfte. Und nein, wir meinen damit nicht seinen Auftritt als Filmemacher John Ford in Steven Spielbergs Autobiographiefilm Die Fabelmans.
Was David Lynch im Internet erträumt: Der legendäre Meisterregisseur als YouTuber
Auf seiner mittlerweile offline genommenen Website hatte Lynch damals Webserien veröffentlicht. So etwa den kruden Cartoon DumbLand oder die surreale Hasen-Sitcom Rabbits, die später in seinen Film Inland Empire integriert wurde. Doch auch auf YouTube gibt es allerhand bizarre Fundstücke im sogenannten DAVID LYNCH THEATER zu entdecken. Unter anderem seinen mittlerweile ikonischen Wetterbericht, den er jahrelang regelmäßig von seinem Zuhause in Los Angeles aus in die Kamera gebrüllt hat (über 900 Videos), oder das Ziehen einer täglichen Glückszahl (über 800 Videos).
Etwas involvierter war seine YouTube-Serie What Is David Lynch Working on Today?, in welcher der stets auch am Set Hand anlegende Regisseur seine jüngsten Basteleien vorstellte, sowie eine Reihe von Musikvideos , die er für seine musikalische Muse Chrysta Bell herstellte. Vor wenigen Monaten synchronisierte Lynch sogar Teile von alten Filmen auf ulkige Weise, um Promo für ihr neues Album zu machen.
Und bevor sich jetzt Lost Media-Spezis einschalten, um auf die Suche zu gehen: Auch der Content der alten Website ist zu großen Teilen auf dem lynchigen YouTube-Kanal vorzufinden. Inklusive der Rabbits-Serie, verschiedener Interviews und einiger Kurzfilme. Eine echte Schatztruhe für eingefleischte David Lynch-Anhänger.
David Lynchs animierter Kurzfilm Fire (Pozar) auf YouTube:
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Alptraum Netflix: Wie der Streaming-Dienst zwei David Lynch-Projekte vereitelte
Nach der unverhofften Rückkehr von Twin Peaks mit The Return wurden Gerüchte um ein David Lynch-Projekt unter dem Dach von Netflix laut. Der gemunkelte (Arbeits-)titel lautete Unrecorded Night beziehungsweise Wisteria. Gleichzeitig posteten verdächtig viele Stars aus Twin Peaks Bilder besagte Blauregen-Pflanzen, was Fans spekulieren ließ, dass der Streamer zur Heimat einer ultra-geheimen 4. Staffel werden würde. Das war allerdings schon 2021 und danach wurde es still um das Projekt.
Erst in diesem Jahr klärte Lynchs Produktionspartnerin Sabrina Sutherland im Rahmen eines Reddit-AMAs das Rätsel auf (via World of Reel ): Unrecorded Night war eine 13-teilige Netflix-Serie, die nichts mit Twin Peaks zu tun hatte und kurz vor Beginn der Dreharbeiten während der Corona-Pandemie eingestampft wurde.
Ob das Projekt jetzt noch wiederaufgenommen werden könnte, nachdem David Lynch nach 70 Jahren des Rauchens an einem Lungenemphysem erkrankt ist, bleibt fraglich. Er wäre aber laut einem jüngsten People -Interview offen dafür, auch von zu Hause aus Regie zu führen.
Doch das ist noch nicht alles: Lynch hatte ein weiteres Projekt in der Pipeline, dem Netflix eine Absage erteilte. Dabei handelt es sich um einen seit Jahrzehnten angedachten Animationsfilm namens Snootworld, den der Filmemacher mit Autorin Caroline Thompson (Edward mit den Scherenhänden) ausgearbeitet hatte. In dem Fantasy-Abenteuer soll es um einen sogenannten Snoot gehen, der während eines Initiationsrituals im Teppich verschollen geht.
Im Januar 2025 wird David Lynch 79 Jahre alt. Hoffen wir, dass er es bis dahin und noch viel weiter schafft. Und dass uns seine wundervoll-seltsamen Träume noch eine Weile erhalten bleiben.