Die Welt der Filmtechnik wird zunehmend komplexer und der Laie scheint bei der ganzen Diskussion über die Chancen und Risiken der digitalen Kinematographie gar nicht so recht folgen zu können. Doch wenn es um die technischen Vorlieben von Martin Scorsese geht, dann arbeiten wir uns doch gern in die Thematik ein.
Beim Empire kommt Thelma Schoonmaker zu Wort. Die Stammcutterin von Martin Scorsese hat bereits drei Oscars auf dem heimischen Regal, die sie alle samt für ihren meisterlichen Schnitt mit nach Hause nehmen durfte – Thelma mit den goldenen Scherenhänden. Alle drei Academy Awards sind aus ihrer erfolgreichen Zusammenarbeit mit Martin Scorsese entstanden (Aviator, Departed – Unter Feinden und zuletzt für Hugo Cabret). Im Interview mit Damon Wise vom Empire spricht die Oscar-Preisträgerin über die digitale Entwicklung. Es scheint fast so, als hätten wir den Kampf verloren, sagt Thelma Schoonmaker und bestätigt, dass Martin Scorsese sein Bankerdrama über den gefallenen Börsenmakler Jordan Belfort (Leonardo DiCaprio) nach langem Widerstand nun doch mit digitaler Kinotechnik wird.
Der nun begeisterte Anhänger des 3D-Formats (wir berichteten) wird sein nächstes Projekt The Wolf of Wall Street trotzdem in der zweidimensionalen Version drehen. Alles andere hätte wohl auch kaum zur Thematik des Börsenthrillers gepasst. Damit wird es sein erster 2D-Film, der das digitale Format nutzt. Aber seine Cutterin verrät, dass Martin Scorsese sich auch mit einem weinenden Auge sich vom alten Zelluloid verabschiedet: Ich denke, Marty (Martin Scorsese) merkt langsam, dass es bedauerlicherweise vorbei ist und es gab keinen größeren Meister des Films als ihn. Auch Thelma Schoonmaker bestätigt, dass Martin Scorsese von den warmen Tönen von Hugo Cabret begeistert war (die für ihn gar nicht so digital wirkten) und unter anderem deshalb beschloss, sich mit dem neuen Format anzufreunden – dennoch ist der Regisseur diesbezüglich melancholisch. Gemeinsam mit seiner Cutterin genießt er jedes filmische Werk, das noch wirklich auf Film gebannt wurde.
Trotzdem sieht die erfahrene Cutterin die Entwicklungen recht kritisch und sie macht auch auf die hohen Kosten aufmerksam, die die kleinen Kinos über kurz oder lang in den finanziellen Ruin treiben werden, weil sie sich die Umstellung auf digitale Technik und die regelmäßige technischen Updates einfach nicht leisten können.
Außerdem hat Thelma Schoonmaker enthüllt, dass die Dreharbeiten zur Romandadaption The Wolf of Wall Street in der zweiten Augustwoche in New York starten werden und sie sagt: Es wird wirklich wild. Sehr, sehr wild. Sehr schnell mit einer starken Geschichte. Wir sind gespannt. Ein Termin für den Kinostart steht zur Zeit noch aus.
Was sagt ihr zu Scorseses Hinwendung zur digitalen Kinotechnik?