Fragen, wie zum Beispiel wer denn sein bester Freund sei, kommen im Leben andauernd vor. Ich habe nie den einen besten Freund, sowas kommt immer auf die Situation und die Laune aller Beteiligten an, und genauso ist es mit den Filmsternchen. Wenn ich mich also nicht für einen entscheiden kann, dann suche ich einfach jemanden nach dem Motto aus: „Wenn Zwei sich streiten, freut sich der Dritte“… Eines meiner ersten Filmliteraturwerke war von Francois Truffaut: Mr.Hitchcock, wie haben sie das gemacht?. Das coole an dem Buch? Es ist fast komplett ein Interview! Um also diesen schwer zu verarbeitenden, innerlichen Konflikt auf effektive und therapeutische Art zu bewältigen, verfasse ich ihn in einem Interview… mit mir selbst.
Also?
…Ging ich jahrelang wie Hansguckindieluft durch das Leben und genoss u.a. meinen Lieblingskinderfilm (klar! den Klassiker:) Der König der Löwen. Regelmäßig. Aber ohne mich mehr mit dem zu beschäftigen, was nach dem letztem Schnurren auf dem Bildschirm im Abspann zu lesen war. Bis ich meine Passion für die Musik entdeckte und meine Disney-Soundtrack-Phase anfing. Ich wollte wissen, wer denn in diesem Meisterwerk (musikalisch ebenwürtig auch Teil 2!) den Sunnyboylöwen Simba singt (unwissend dass Sprecher und Sänger nicht derselbe sind). Und da stand Matthew Broderick (jetzt nicht der auffälligste/ einfachste Name). Schon deswegen ist seine Stimme eine sicher verstaute Hintergrundmelodie aus meiner Kindheit (da ich schon früh anfing Disneyfilme in der Originalversion zu gucken, um zum Beispiel Rowan Atkinson als Hyäne zu hören).
Naja, als ich dann vor 2-3 Jahren anfing mich vor allem im Internet über Filmnews und Menschen der Filmbranche schlau zu machen, entdeckte ich noch öfters diesen Namen. Mittlerweile habe ich relativ viele Filme von ihm gesehen und würde ihn sicher zu meinen Lieblingsschauspielern zählen.
Wo sieht (oder hört) man ihn denn noch?
Matthew Broderick hat jetzt wirklich nicht diese eine große Rolle wie Hugh Jackman seinen Wolverine oder Johnny Depp seinen Jack Sparrow, für die sie meistens verehrt werden. Es sind viele kleine. Nur was für mich in Deutschland anfangs unbeachtet war, war als Kind regulär Kinder-/Animationsfilme auf englisch zu gucken, denn nicht nur dem Erbe vom geweiten Land lieh er seine beruhigende Stimme, auch dem unglaublich süßen Mäuseheld Despereaux – Der kleine Mäuseheld.
Eine der größten Überraschungen, die ich je gesehen habe! Im Kino wollte ich den Film abgeschreckt von sämtlichen Happy-Meal Merchandise-Aktionen gar nicht erst sehen. Aber auf der Bibliotheks-DVD hat er mir sehr, sehr gefallen. Außerdem plaudert er in Bee Movie – Das Honigkomplott als „Sidekick“ von einer leicht aufgedrehten Justice-Biene. Dieser hat mich jetzt aber nicht soo umgehauen, ein kleiner süßer Animationsspaß mit schnell verschlucktem Oberschenkelstreichelhumor, nicht mehr.
Was ist denn das besondere an ihm, wenn man ihn mal sieht?
Naja, was mir in erster Linie auffällt, ist dass er auf den ersten Blick langweilig aussieht.
Aber irgendwie ist es genau das, was sein Charisma ausmacht. Er wirkt nicht so übertrieben exotisch, synthetisch oder masseanziehend wie ein Brad Pitt oder Robert Downey Jr., sondern menschlich! Jemandem der in Rollen wie im leicht albernen Freshman einfach nur aufgeschmissen und zum Übersehen erschaffen wirkt, nimmt man so eine Rolle aber irgendwie auch sofort ab.
Wenn ein ge-nippelpflasterter Jim Carrey in Cable Guy – Die Nervensäge (wo ich mir selbst erstmal gestehen musste, dass dieser Film meinen Humor getroffen hat) als Cable Guy maßlos ausufernd versucht eine Kabelreperatur bis zu einem Bestfriend-Miteinander hinauszuzögern, dann kann man sich in Null-Komma-Nichts in Matthew Broderick hineinversetzen und wartet ungeduldig auf das Reißen der Leine.
Im Indie-Arthouse-Festival-Hippie-Hipster-Streifen You Can Count on Me beweist er, dass er auch in so einem Genre den „one-in-a-million-guy“ spielen kann und andauernd Charakteren ein Gesicht spendet, die durch lupenkleine Besonderheiten interessant werden, wenn man solche Momente nicht überblinzelt. Ich muss sagen für mich war das dann aber doch schon ein bisschen zu fad.
Da ist die intelligent dramatische Tragik-Komödie Das Kuckucksei schon eher mein Ding. Oder ich zieh mir sowas wie Ferris macht blau, (oder genauso Nachmittagsprogramm- Studentenulkig, den Matthew Broderick-Klassiker mit Schmunzelmoral:) WarGames – Kriegsspiele rein, Filme bei denen man total entspannen kann und stinknormale Menschen auf sich wirken lässt.
Wie enttäuscht denn so ein normaler Mensch ohne Staransprüche?
Naja… Ich denke auf Werke wie Inspector Gadget werden die wenigsten an ihrem Lebensabend mit Stolz zurückblicken, aber das ist egal. Nobody’s perfect (unglaublich sensationelles Filmzitat!) und bestimmt gibt es auch Leute, die auf sowas stehen. Guilty-Pleasure Dinger hat Matthew Broderick natürlich auch abgeliefert. Irgendwie gönne ich mir auch ab und zu gerne Szenen wo der überforderte aber gescheite Doktor Niko Tatopoulos abgerissene Kabelenden in’s Zahnfleisch von Godzilla steckt…
Abschlusswort?
Ja! Ich warte immer noch auf den Moment, den schüchternen, leicht verstörten und verzweifelten Matthew Broderick als Callboy zu sehen (Doofer Ben Stiller musste ja alles retten in Aushilfsgangster). Nicht weil ich ihn anturnend finde, aber das wäre mal eine Rolle, wo so ein Dritte-Reihe-Typ mal aufgehen, sein Talent beweisen und zusätzlich seine Studiostimme mit vollem Elan einsetzen könnte.
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