Mein erstes Mal ... nicht jugendfrei

05.12.2011 - 08:50 Uhr
Mein erstes Mal ... nicht jugendfrei
United Artists/moviepilot
Mein erstes Mal ... nicht jugendfrei
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Es gibt nicht umsonst eine empfohlene Altersfreigabe für Filme. Doch als junger Fan bewegter Bilder wollen wir das ja selten einsehen. Wann habt ihr denn zum ersten Mal die Regeln gebrochen?

Wer kann sich nicht daran erinnern, wie es war, als Mama und Papa den Zugang zu gewissen filmischen Werken versperrten. „Das ist was für Erwachsene, das verstehst du noch nicht.“ Oder wie wir einst an der Kinokasse abgewiesen wurden, weil unser gefälschter Schülerausweis nicht mal einen Blinden überzeugen konnte. Und erst recht wird keiner von uns vergessen, wie wir es das eine oder andere Mal dann doch geschafft haben, einen Blick auf Filme zu riskieren, die uns entweder blutige Schlachten oder nackte, verschlungene Körper präsentiert haben, auf die wir in dieser Art und Weise noch gar nicht vorbereitet waren. Diese Erlebnisse wollen wir heute miteinander teilen.

Sophie und das Trauma tolldreister Geschichten
Meine Mutter war beim Thema Aufklärung immer sehr liberal und so gab es auch kaum Filme, die mir verboten wurden. Meine Schmerzgrenze, was nackte Menschen auf dem Bildschirm oder der Leinwand anging, war daher schon früh ziemlich hoch. Aber ein Film, der mich trotz allem ein wenig schockierte, war Pasolinis tolldreiste Geschichten. Den hatte ich mir mitnichten selbst ausgesucht, sondern er war sozusagen Teil der elterlichen cineastischen Erziehung. Rückblickend hätte ich auf die explizite Darstellung der erotischen Erzählungen von Geoffrey Chaucer zu diesem Zeitpunkt doch lieber verzichtet. Ich habe mir den Film übrigens nie wieder angesehen. Vielleicht ist’s ein Trauma.

Ines verließ gelangweilt das Schlüsselloch
In der Schule ging das Gerücht, heute Abend würde ein ganz besonderer Streifen spät Abends im Fernsehen laufen. Es war Ursula von Egon Günther, ein ostdeutsches TV-Historiendrama im Krieg von 1523/24 nach einer Novelle von Gottfried Keller und die erste Co-Produktion mit der Schweiz. Wegen der drastisch empfundenen Darstellung von Sexualität und Gewalt wurde der Film heiß diskutiert. Um mitreden zu können, wollte ich den unbedingt sehen, allerdings war meine Mutter dagegen. Also stellten sich mein großer Bruder und ich ganz klassisch vors Schlüsselloch der Wohnzimmertür. Gehört haben wir einiges, gesehen so gut wie gar nichts. Irgendwann gingen wir dann gelangweilt schlafen.

Malte wird von Katzensex verwirrt
Gewaltmäßig bin ich relativ unbefleckt durch meine Jugend gegangen. Sogar bei Alladin habe ich geheult und musste das Kino entsetzt verlassen. Aber mit 10 oder 11 Jahren habe ich im Fernsehen Fritz the Cat gesehen. Ein Film, der äußerst irritierende Gefühle in mir hervorrief. Das war spät nachts, also 11 Uhr, und ich durfte auf keinen Fall erwischt werden. Die Zeichentrickfabel um einen katzigen Hippiestudenten, der sich mehr als enthusiastisch an der sexuellen Revolution beteiligt, basiert auf einem Comic von Robert Crumb. Reichlich Obszönitäten und Freud-Material ist beim Film von Zeichentrick-Kultregisseur Ralph Bakshi also vorprogrammiert. Dementsprechend verwirrten mich die Katzen- und Hundebrüste und sorgten dafür, dass ich bei jedem noch so kleinen Geräusch auf dem Flur hastig den Fernseher ausschaltete.

Rae und die schweigenden Lämmer
Meine Eltern hielten noch nie sonderlich viel vom Jugendschutz. Sie waren immer der Meinung, dass ich selbst wissen müsste, was mir zuviel würde und was nicht, da nicht jeder in einem bestimmten Alter gleich sei. Daher bin ich recht früh mit Filmen weit über meiner Alterklasse in Berührung gekommen. Genau kann ich nicht mehr sagen, welches mein erster nicht jugendfreier Film war, aber einer der ersten war Das Schweigen der Lämmer. Damals müsste ich so neun Jahre alt gewesen sein. Gut kann ich mich an den Film nicht mehr erinnern, ich weiß nur noch, dass ich ihn damals entsetzlich langweilig fand. Anthony Hopkins verursachte mir weder Gänsehaut, noch Alpträume, sondern brachte mich nur zum Gähnen. Ich war wohl einfach noch zu jung für einen Streifen dieser Art, denn heute sehe ich das ganz anders …

Mattes wird viel zu jung gehirntot gemacht
Ich glaube, ich feierte mit Braindead meine Premiere im nicht jugendfreien Film. Es muss die frühe Jugend (11-13) gewesen sein, da gab es die erste wirklich bewusste, verbotene Filmsichtung. Irgendein Kumpel schob die VHS in den Videorekorder und es folgten 100 Minuten Madness. Doch irgendwie wussten wir alle, dass der Regisseur dieses Films kein echter Jugendgefährder war. Wer Priester zu kurzzeitigen Kung Fu-Zombie- Bekämpfern macht und auch sonst den absurden Zufall und die sinnlosesten Ideen in diesem herzig ironischen Feuerwerk regieren lässt, kann kein böser Mensch sein. Als ich dann später irgendwann erfuhr, dass Peter Jackson und der Rgeisseur von Braindead eine Person sind, konnte ich das bundesweite Verbot dieses grenzenlosen Spaßes erst recht nicht mehr verstehen.

Wie sieht es bei euch und dem erstem Mal jugendfrei aus?

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