Michonnes kläglicher Abschied: The Walking Dead enttäuscht maßlos

28.03.2020 - 14:35 UhrVor 4 Jahren aktualisiert
The Walking Dead mit Danai GuriraAMC
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In der The Walking Dead-Episode Michonnes Weg heißt es Abschied nehmen von Fan-Liebling Michonne. Leider ist die Folge kaum mehr als eine große Nebelkerze.

Achtung, Spoiler zu The Walking Dead! In bald 10 Staffeln musste The Walking Dead den Abgang vieler wichtiger Darstellern verkraften, die Ur-Besetzung dünnt immer stärker aus. Danai Gurira war als Michonne seit Staffel 2 mit von der Partie und nun schließt auch sie das Kapitel für sich ab. Die aktuelle Folge Michonnes Weg markiert ihren Abschied von der Serie - der der Figur aber absolut nicht gerecht wird.

Die Episode lässt sie mit ihren inneren Dämonen ringen und etabliert zu diesem Zweck eine alternative Zeitlinie. Die ist zwar clever und effektiv montiert, bei näherer Betrachtung aber eigentlich nur mit Binsenweisheiten gespickt. Daneben gibt es weitere Störfaktoren:

  • Der Fokus auf Virgil und seine dunklen Geheimnisse raubt der Folge unnötig Kraft.
  • Ohnehin erweist es sich als ungünstig, dass Michonne schon jetzt so von ihrer Gemeinschaft getrennt ist.
  • Mit Blick auf die kommenden The Walking Dead-Filme wirkt Michonnes Suche nach Rick arg berechnend und konstruiert.
  • Unser Recap: The Walking Dead Staffel 10 schickt Michonne direkt in die Hölle

The Walking Dead Staffel 10 zeigt Michonne im Delirium

Virgil (Kevin Carroll) hatte Michonne Waffen versprochen, doch natürlich verläuft der Abstecher auf "seine" Insel nicht ansatzweise so reibungslos wie erhofft: Virgils Familie läuft immer noch in Gestalt von Zombies umher, er hält seine eigenen Freunde gefangen und ehe sie sich versieht, findet sich auch Michonne in einer dunklen Kammer wieder. Nun wird es ziemlich albern.

The Walking Dead Staffel 10: Michonnes Weg

Als Michonne erwacht, hat Virgil ihr ein Halluzinogen ins Essen gemischt, wofür er eine eher fadenscheinige Begründung liefert. Irgendwie müssen die Autoren aber den Unsinn rechtfertigen, der jetzt passiert, und da kommt offenbar jedes Mittel gerade recht.

Zu Beginn ihres von unterbewussten Schuldgefühlen gelenkten Trips wird Michonne von Siddiq an den Pranger gestellt. Er wirf ihr vor, versagt zu haben. Das weitere (hypothetische) Geschehen führt uns vor Augen, wie leicht sie durch nur eine einzige abweichende Entscheidung bei Negans Saviors hätte landen und einen vorzeitigen, vermeintlich verdienten Tod sterben können.

Die denkbar simple Lektion der Geschichte: Michonne tat das Richtige, als sie Andrea (Laurie Holden) half. Empathie und Hilfsbereitschaft zahlen sich immer aus und ermöglichen letztlich ein erfüllteres sowie längeres Leben. Die Montage komprimiert dabei unweigerlich die komplexeren Facetten des Kriegs zwischen Ricks Gruppe und den Saviors zugunsten eines moralischen Schwarz-weiß-Bildes, welches die Serie damals noch gekonnt vermied.

The Walking Dead: Was wäre, wenn? Es ist egal!

Gewiss hat Michonne (wie jede The Walking Dead-Figur) Fehler begangen, doch sie war stets bestrebt, die richtige Entscheidung zu treffen und muss sich aus heutiger Sicht keine Vorwürfe machen. Es wirkt, als wollten die Macher sie zum Abschluss von allen Zweifeln freisprechen, aber damit tun sie Michonne gerade keinen Gefallen. Das Publikum ist durchaus in der Lage, sie als ambivalenten, eben menschlichen Charakter wertzuschätzen.

Es bleibt der Eindruck, dass Michonne als wichtige Verstärkung beim Endspurt gegen die Whisperer besser aufgehoben gewesen wäre. So jedoch verabschiedet die Serie sie mit Bildern aus der Konserve und einem halbgaren Gedankenspiel - an der Seite einer nicht wirklich interessanten neuen Figur (Virgil), deren Hintergrundgeschichte die großen Gefühle blockiert.

The Walking Dead: Michonne und Virgil

Das potentiell rührende Gespräch zwischen Michonne und Judith über Funk ändert hieran nicht viel. Ihre Tochter ist die einzige Person aus der "Heimat", der Michonne ihre neue Mission ankündigen darf. Judiths Aussage, wonach Alpha besiegt ist, muss sie derweil einfach glauben. An der Stelle werden die Versäumnisse der Episode noch sichtbarer.

Michonnes Abschied: The Walking Dead geht den sicheren Weg

Zu The Walking Dead sind mehrere Kinofilme geplant, die noch einmal Rick Grimes zurückbringen sollen. Mit ihrer aktuellen Folge stößt die Mutterserie das nächste Tor für die Reihe weit auf - Michonnes Comeback in den Filmen liegt jetzt ebenfalls nahe, denn am Ende begibt sie sich auf die Suche nach Rick. Womöglich sehen wir die beiden sogar wiedervereint.

Taktisch ergibt Michonnes Serien-Abgang aus Sicht der Serien-Verantwortlichen somit absolut Sinn, die ganze Kalkulation dahinter ist aber überdeutlich und störend. Das Ende der Figur fühlt sich gar nicht endgültig an. Das Trauern um sie fällt entsprechend schwer, wo die Franchise-Maschinerie läuft und läuft.

  • The Walking Dead schauen: Die neuen The Walking Dead-Episoden werden sonntags in den USA auf AMC ausgestrahlt und sind hierzulande einen Tag später auf FOX und über Sky Ticket  zu sehen.

Nein, nicht jeder Abschied bei The Walking Dead muss so radikal vonstatten gehen wie der von Glenn und Abraham. Michonne hätte aber zumindest auch mit einem Knall abtreten dürfen, der uns ihre Bedeutung nachhaltig bewusst macht. Stattdessen experimentiert die Serie mit einer Vergangenheit, die gegessen ist - und blickt in eine Zukunft, die wir bereits grob erahnen.

Podcast für The Walking Dead-Fans: Der Abschied für Michonne

In der neuen Folge unseres Podcasts Moviepilot Live: The Walking Dead - auch bei Spotify - besprechen Yves und Sebastian den herzzerreißenden Abschied von Michonne:

In Folge 13, Michonnes Weg, kochen die Fan-Emotionen hoch. Denn Michonne beendet ihre Reise in The Walking Dead. Dafür kehren viele bekannte Gesichter für eine dramatische Was-wäre-wenn-Geschichte zurück, die uns komplett von Hocker gerissen hat.

Findet ihr, Michonne hat in The Walking Dead einen würdigen Abschied bekommen?

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