Mit Alien: Romulus gelingt Disney nun schon zum dritten Mal, was Sci-Fi-Fans nicht für möglich hielten

31.08.2024 - 09:11 UhrVor 5 Monaten aktualisiert
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Mit Alien: Romulus hat Disney die dritte große Sci-Fi-Reihe aus dem Hause Fox überaus erfolgreich zurückgebracht. Vor fünf Jahren war das so definitiv nicht abzusehen.

Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt treibt wieder sein Unwesen auf der großen Leinwand. Alien: Romulus ist der siebte Eintrag in der Alien-Reihe (der neunte, wenn wir alle Predator-Crossover mitzählen) und der Abschluss eines spannenden Erneuerungszyklus, der in den vergangenen Jahren bei dem ehemals als 20th Century Fox bekannten Filmstudio 20th Century Studios stattgefunden hat.

2019 wurde Fox von Disney aufgekauft, womit einige Marken aus dem Fox-Katalog direkt an Disney übergingen. Was das in der Praxis bedeutet, demonstriert aktuell Deadpool & Wolverine, in dem Marvel-Figuren aus alten Fox-Filmen in dem bei Disney beheimateten Marvel Cinematic Universe die Welt retten. Doch der Markenerhalt geht weit über Comic-Blockbuster hinaus. Und hier kommt wieder Alien ins Spiel.

Alien, Predator und Planet der Affen: Drei der ikonischsten Filmreihen sind erfolgreich zurückgekehrt

Alien ist neben Planet der Affen und Predator eine der drei großen Sci-Fi-Reihen aus dem Hause Fox, deren Geschichte mehrere Dekaden zurückreicht. Was die drei Reihen außerdem gemeinsam haben: Sie richten sich an ein erwachsenes Publikum, befanden sich damals in einem brüchigen Zustand oder waren – wie im Fall von Planet der Affen – nach einer bereits gelungenen Wiederbelebung beendet.

Disney hat es sich trotzdem zur Aufgabe gemacht, alle drei Marken zu erneuern.

Der Status quo der Fox-Sci-Fi-Reihen 2019:

  • Planet der Affen: Die Reboot-Trilogie aus den 2010er Jahren wurde mit Planet der Affen: Survival gut abgeschlossen. Niemand fragte nach Teil 4, aber die Box-Office-Zahlen dürften Disney jeden Grund zur Verlängerung gegeben haben.
  • Alien: Die von Ridley Scott angestoßene Prequel-Saga mit Prometheus und Alien: Covenant geriet ins Schludern. Qualitative Schwankungen und abnehmende Einspielergebnisse sorgten dafür, dass Scotts drittes Prequel scheiterte.
  • Predator: Der 2018 erschienene Predator – Upgrade, insgesamt Teil 4 der Reihe, wurde von Reshoots, Skandalen, schlechten Kritiken und seiner schwachen Box-Office-Performance geprägt. Mit anderen Worten: ein Franchise-Totalschaden.

Obwohl es niemanden verwundern dürfte, dass sich Disney diese drei populären Fox-Marken für neue Filme ausgesucht hat, war die Skepsis groß. Planet der Affen hatte ein richtig starkes Finale erhalten und wie in aller Welt sollte das familienfreundliche Studio einen nervenzerreißenden Sci-Fi-Horror-Film inklusive R-Rating auf die Beine stellen? Das Vertrauen war nicht groß. Trotzdem hat es dreimal geklappt.

Mit Prey (2022), Planet der Affen: New Kingdom (2024) und jetzt Alien: Romulus hat Disney die drei ikonischen Sci-Fi-Reihen von Fox erfolgreich und – noch wichtiger – überzeugend zurückgebracht. Selbst der gebeutelte Predator konnte sich von seinem Upgrade erholen. Besonders spannend: Alle drei Filme folgen der gleichen Taktik. Sie sind einen Schritt zurückgetreten, um die Essenz ihrer Reihen neu zu sammeln.

Jedes Franchise sollte sich an dem Mut orientieren, mit dem Prey den Predator zu neuem Leben erweckt hat

Am deutlichsten ist das bei Prey zu sehen, der theoretisch schon vor dem Disney-Fox-Merger im Kopf von Regisseur Dan Trachtenberg herumschwirrte. Ende 2019 wurde das Projekt konkret – und zwar unter dem Arbeitstitel Skulls. Die Prämisse: Eine Comanchen-Frau stellt sich gegen die Traditionen ihres Stammes, um sich als Kriegerin zu beweisen. Von dem Weltraumjäger? Anfangs kaum eine Spur zu entdecken.

Prey hat alles gegeben, um nicht als Predator-Film identifiziert zu werden. Die Handlung ist weit Jahrhunderte in der Vergangenheit angesiedelt, wo Bögen gespannt und Tomahawks geschleift wurden. Ein Kontrast zu den Muskelmännern und Feuerwaffen, die zuvor mit der Reihe assoziiert wurden. Das ungewohnte Setting war ein guter Weg, um das vertraute Filmmonster aus einer neuen Perspektive zu betrachten.

Als inspirierter Gegenentwurf zum nostalgiegetriebenen Franchise-Kino fühlt sich Prey so erfrischend wie kaum ein anderes Soft-Reboot an. Gleichzeitig behält der Film die zentralen Elemente der Vorgänger bei: Wir folgen einer Jagd auf Leben und Tod, bei der zwei – auf den ersten Blick ungleiche – Parteien aufeinandertreffen. Das Wagnis hat sich gelohnt: Der nächste Film, Predator: Badlands, ist bereits in Produktion.

Planet der Affen und Alien tragen den Geist von Prey weiter und sind großartige Vertreter ihrer Reihen

So radikal wie Prey fallen New Kingdom und Romulus nicht aus. Dennoch positionieren sich beide Filme geschickt außerhalb des Franchise-Kerns und finden Seiteneinstiege in die Geschichten. Während New Kingdom 300 Jahre in die Zukunft springt und das Vermächtnis der Caesar-Saga verhandelt, funktioniert Romulus als überwiegend eigenständiges Abenteuer zwischen den ersten beiden Alien-Filmen.

Umfangreiches Vorwissen ist für keinen der Filme nötig. New Kingdom und Romulus sind unheimlich gut darin, sowohl Fans als auch Neueinsteiger abzuholen und die Vorzüge der Reihen im besten Licht dastehen zu lassen – von der verblüffenden Arbeit mit CGI-Effekten bei den Affen in New Kingdom bis hin zum grandiosen Weltraum-Horror beim Überlebenskampf in den klaustrophobischen Gänge der Romulus.

Zugegeben: New Kingdom baut auf einem stabilen Fundament auf, da sich die Planet der Affen-Reihe in einem sehr guten Zustand befand. Hier war eher die Frage, was der neue Film der Reboot-Trilogie hinzufügen kann. Deutlich mehr Überzeugungsarbeit mussten Prey und Romulus leisten, die aus einem Scherbenhaufen gescheiterter Franchise-Pläne entstanden sind und wieder Neugier für die Marken schaffen mussten.

Das hervorragende Sci-Fi-Trio Prey, Romulus und New Kingdom zeigt der Terminator-Reihe, wie es geht

Anstatt diese Neugier mit Superlativen zu beschwören, haben beide Produktionen einen Gang heruntergeschaltet, was unter anderem bei den Budgets deutlich wird. Mit 65 Millionen und 80 Millionen US-Dollar liegen Prey und Romulus unter dem Durchschnitt aktueller Sci-Fi-Blockbuster, die oft in die Richtung der 160 Millionen von New Kingdom gehen. Mit anderen Worten: weniger finanzieller Druck, mehr kreativer Spielraum.

Außerdem hat Disney erkannt, dass diese Filme ihr größtes Potenzial im Kino entfalten. Sowohl Prey und Romulus wurden zuerst als Streaming-Exklusivtitel angekündigt. Prey kam tatsächlich während der Pandemie zu Hulu und Disney+. Beim nächsten Predator-Ableger sieht das aber anders aus. Und Romulus hatte Glück: Die Kurskorrektur fand vor Beginn der Drehstart statt. Jetzt floriert der Film auf der Leinwand.

Predator, Planet der Affen und Alien haben mit ihren neuen Filmen alles richtig gemacht, was zum Beispiel bei der Terminator-Reihe und ihren drei (!) unausgegorenen Reboot-Versuchen schiefgelaufen ist. Vor allem Terminator: Genisys und Terminator: Dark Fate sind Paradebeispiele dafür, was passiert, wenn ein Studio völlig überhastet auf Biegen und Brechen eine beliebte Marke am Leben erhalten will.

Wenn wir dem Franchise-Kino nicht entkommen können, dann wenigstens mit Filmen, die ihre Identität so gut verstehen wie Prey, New Kingdom und Romulus. Jedes der Sci-Fi-Abenteuer fühlt sich an wie ein Pfeil, der direkt ins Schwarze getroffen hat, wenn es darum geht, wie ein guter neuer Film der Reihe aussehen kann – mal mit mehr, mal mit weniger Wagnis, aber immer voller Überzeugung für die eigenen Stärken.

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