Ein junges Ehepaar, ein altes Haus. Hanna und Thomas erfüllen sich einen gemeinsamen Traum, als sie das alte, aber gut erhaltene Haus auf dem Land in der Nähe von Berlin kaufen. Zunächst provisorisch eingerichtet, verleben sie dort ihre schönsten Tage seit langem. Das ändert sich allerdings, als Thomas’ Bruder Friedrich sich wegen privater Probleme kurzfristig bei den beiden einquartiert und Hanna zudem noch ihre Patentochter Augustine dazu holt. Es entspinnt sich ein Ehedrama, dass sich beinah völlig im Stillen unter den Beteiligten abspielt, wohlgleich aber für den Zuschauer durch eine bedrückende und beklemmende Atmosphäre sehr erlebbar wird. Was fröhlich und optimistisch begann, wird zu einem absoluten Desaster, als sich Hanna und Thomas ihrer gegenseitigen Treue nicht mehr sicher sein können.
Sebastian Schipper, der sich im deutschen Kino mit Absolute Giganten und Ein Freund von mir einen Namen machen konnte, nahm sich für Mitte Ende August Goethes Die Wahlverwandtschaften zur Vorlage und entwickelte seine eigene frei interpretierte und modernisierte Fassung. Was schon beim ersten Anschauen augenfällig wird, ist die sparsame Inszenierung und der bewusste Umgang mit filmischen Mitteln. Hier gibt es keine schnellen Schnittfolgen, keine pompöse Musik und kein künstliches Licht. So puristisch das klingen mag, all das braucht der Film auch gar nicht, denn er benötigt umso mehr Raum, damit die Figuren ihre innersten Empfindungen nach außen tragen können. Der Film lebt damit im Wesentlichen von den Schauspielern, die Sebastian Schipper sehr bedacht für Mitte Ende August ausgesucht hatte.
Die Hauptrollen in der Goethe-Adaption übernehmen Marie Bäumer und Milan Peschel. Zusammen wirken sie wie ein Paar, dass den Balanceakt zwischen Eigenständigkeit und zu viel Nähe zum Partner gemeistert hat, so dass jeder ihnen eine harmonische Zukunft voraussagen würde. Interessant wird die Geschichte um das Ehepaar, als klar wird, dass winzige Details und minimale Veränderungen alle Vorstellungen, die man vom anderen einmal hatte, völlig entrücken können. Einstiges Vertrauen wandelt sich plötzlich in pure Unsicherheit und die Zukunft, die beide sich einmal erträumt hatten, ist im Begriff, einzustürzen.
Die Fähigkeit, einen solch komplexen Konflikt mit wenigen Bildern und umso mehr schauspielerischem Können zu erzählen, macht den Film Mitte Ende August deshalb besonders sehenswert.
Extras auf der Mitte Ende August-DVD
Wer sich für die Hintergrundinfos von Mitte Ende August interessiert, sollte sich das Making Of auf der DVD anschauen. Hier erfahrt ihr unter anderem, wieso Sebastian Schipper bei der Produktion auf konventionelle Drehnormen wie beispielsweise künstliches Licht oder Continuity Shot verzichtet hat.
Wenn Euch der Film interessiert, gibt es ihn hier bei amazon zu kaufen.
Neben dem Kinotrailer findet ihr im Bonusmaterial außerdem noch die nicht verwendeten Szenen von Mitte Ende August und einen Audiokommentar von Sebastian Schipper zum Film.
Interessant sind auch die Interviews. Vom Regisseur könnt ihr hier beispielsweise erfahren, weshalb er unbedingt diesen Film machen wollte, als ihm bei einem Urlaub Goethes Wahlverwandtschaften in die Hände fiel. Marie Bäumer erzählt uns davon, dass sie der Figur der Hanna immer mit Demut und Respekt begegnete und Milan Peschel findet, dass seine Figur Thomas im Film erwachsen werden muss und lernen sollte, mit dem zufrieden zu sein, was sie hat. Wem das noch nicht reicht, kann sich zudem noch Interviews mit dem Produzenten Sebastian Zühr und den wichtigsten Nebendarstellern André Hennicke und Anna Brüggemann anschauen.
Mitte Ende August erscheint – passender Weise – am 6. August auf DVD.