Immer und immer wieder wird er Thema preisgekrönter Filme: der Zweite Weltkrieg. Das menschliche Drama, die Tragik und herzzerreißende Spannung dieses Kapitels unserer Geschichte wird wohl nie auserzählt sein. Dennoch ist es faszinierend zu sehen, wenn ein Film sich dem Thema aus neuer Perspektive nähert und mit seinem Ansatz verblüffen kann.
Die dunkelste Stunde, den ihr ab heute bei Netflix streamen könnt, bleibt trotz der sich überschlagenden Ereignisse auf dem europäischen Festland vor allem in London. Er begleitet eine Schlüsselfigur Englands auf Schritt und Tritt und bringt uns durch sie einem ganz speziellen Grauen des Krieges näher: Winston Churchill. Und das spannt mehr auf die Folter, als man denken könnte.
Bei Netflix: In Die dunkelste Stunde erleben wir, wie das Schicksal eines Krieges von außen entschieden wird
Im Jahr 1940 beobachtet England mit Schrecken die Geschehnisse des Zweiten Weltkriegs auf dem Festland. Fast jedem und jeder ist klar, dass Hitler seinen Blick bald auch auf die britischen Inseln richten wird. Ausgerechnet jetzt kommt es zu einem politischen Umbruch durch das Abdanken des vorigen Premierministers.
An seine Stelle tritt Winston Churchill (Gary Oldman). Kaum hat er das Amt ein paar Tage inne, steht ihm auch schon eine Entscheidung bevor, die kein Sterblicher allein fällen müssen sollte: Lässt er sich auf ein Friedensabkommen mit Deutschland ein oder soll England weiter gegen die Nationalsozialisten kämpfen?
Die Welt hält kollektiv den Atem an, als sich die Situation der Armeen in Europa zuspitzt. Churchill kämpft derweil an seiner eigenen Front. Gegen seine eigene Partei, gegen die Zweifel seines Königs (Ben Mendelsohn), gegen die Ängste, die jeden in seiner Lage zwangsläufig auffressen müssen. Doch er kann und will sein Land nicht im Stich lassen.
Die dunkelste Stunde zeigt die schwierigsten Entscheidungen des Zweiten Weltkriegs hautnah
Man sollte meinen, ein Kriegsfilm benötigt vor allem die drastischen Bilder des Schlachtfeldes, um zu fesseln. Nicht zuletzt, weil allen bekannt ist, wie die Ereignisse von damals verliefen und wie sich die Führungsriegen der Länder letztlich entschieden. Die Seite derjenigen spannend zu beleuchten, die in Parlamenten und Büros diese Entscheidung fällten – das erfordert Geschick.
Das bringt Regisseur Joe Wright (Anna Karenina) auf jeden Fall mit: Geschick und einen Hauptdarsteller, auf dem alle Erwartungen lasten können, ohne ihm das Kreuz zu brechen. Wer wäre dafür besser geeignet als der zu Recht für diese Rolle oscarprämierte Gary Oldman? Er schafft es, die menschlichen Dilemmata und die Grausamkeit der Verantwortung in einer so außergewöhnlichen Situation perfekt zu dramatisieren.
Jede Entscheidung, die er fällen könnte, wiegt unfassbar schwer. Plötzlich werden politische Reden zu Waffen, Parlamentsräume selbst zu Schlachtfeldern – und von den Siegen und Niederlagen hängen zahllose Menschenleben ab. Hinzu kommt die Inszenierung, die jedes Bild fühlt sich schwer, bleiern und mit unerträglicher Spannung aufgeladen an. Und auf einmal wird der Krieg ganz neu greifbar.
Wer sich von Gary Oldmans Oscar-Performance und dem außergewöhnlichen Blick auf den Zweiten Weltkrieg in Bann schlagen lassen will, kann das ab heute im Streaming-Abo bei Netflix.