Nicht im Kino verpassen: 94 Minuten Hochspannung in einem Thriller, der an 2 Spielberg-Filme erinnert

10.01.2025 - 14:33 Uhr
September 5 läuft seit dieser Woche im Kino
Constantin Film
September 5 läuft seit dieser Woche im Kino
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Im Kino könnt ihr jetzt den Thriller September 5 schauen, der auf engem Raum von der Inszenierung eines Attentats erzählt. Warum sich das lohnt, erfahrt ihr hier.

Mit seinen vielen Knöpfen, Schaltern und Hebeln könnte man das Sendestudio im Thriller September 5 für die Raumschiffbrücke eines Low-Budget-Sci-Fi-Films halten. Die Hierarchien in dem klaustrophobisch engen Raum sind so klar wie die Befehlskette der Enterprise und das Ziel ebenso: keine fremden Planeten, sondern die höchstmöglichen Einschaltquoten. Genau das versprechen die Olympischen Spiele in München, die 1972 zum größten Sportevent der TV-Geschichte werden sollen. Doch dann hören die Reporter Schüsse.

September 5 erzählt die Geschichte des Olympia-Attentats aus Sicht der TV-Macher

Die Aufgaben des ABC-Fernsehteams unter der Leitung von Roone Arledge (Peter Sarsgaard) werden am 5. September dramatisch verändert, als im nahegelegenen Olympischen Dorf Mitglieder der israelischen Mannschaft von der palästinensischen Gruppe "Schwarzer September" als Geiseln genommen werden. Ein Terroranschlag spielt sich wenig Meter entfernt von dem TV-Team ab, das auf harmlose Sportwettbewerbe spezialisiert ist.

Roone und sein junger Produzent Geoffrey Mason (John Magaro) entscheiden sich, live über die Ereignisse zu berichten. Ihnen zur Seite stehen die Dolmetscherin Marianne Gebhardt (Leonie Benesch aus Das Lehrerzimmer) und Geoffreys Mentor Marvin Bader (Ben Chaplin). So gehen die Profis ans Werk, während sich zunehmend moralische Fragen stellen, allen voran: Sollte man die Tragödie mit Live-Bildern begleiten, obwohl dies möglicherweise den Terroristen in die Hände spielt?

Die Realität wird zur fesselnden Story in dem Thriller

Das Drehbuch von Moritz Binder, Alex David und Regisseur Tim Fehlbaum (Hell) verarbeitet die realen Ereignisse im ABC-Sendestudio zu einem Thriller mit Kammerspiel-Setting. Die Geschichte des 94 Minuten langen Films spielt sich größtenteils in den engen Gängen und Räumen ab, in denen die TV-Leute darüber entscheiden, welche Bilder und Storys ihre Millionen Zuschauenden zu sehen bekommen.

Die Außenwelt und das Geschehen im Olympischen Dorf werden überwiegend mit Archivaufnahmen in den Film gespeist, die von Geoffrey und Co. in Windeseile arrangiert, geschnitten und versendet werden. All das geschieht unter höchstem Zeitdruck. Begleitet wird die Inszenierung von Diskussionen über die Dramaturgie und die Grenzen des Zeigbaren im Fernsehen. Fast könnte man vergessen, dass es außerhalb der Regie überhaupt eine reale Welt gibt, denn einerseits ist das Studio abgeschottet und andererseits sind alle Insassen ständig bemüht, die realen Ereignisse da draußen in eine möglichst griffige Fernsehgeschichte zu verwandeln.

Vergleiche zu Steven Spielberg liegen nahe

Damit erinnert die deutsch-amerikanische Koproduktion an gleich zwei Spielberg-Filme, einerseits natürlich München, der die Geiselnahme und ihre Folgen nachstellt. Andererseits kommt einem Spielbergs Journalismus-Drama Die Verlegerin in den Sinn, in dem der Umgang mit den Pentagonpapers heiß diskutiert wird. Nahe liegen auch Vergleiche zu Alan J. Pakulas Die Unbestechlichen, was den Fokus auf die Arbeitsabläufe und weitreichenden Entscheidungen angeht. Dass September 5 an die großen Namen heranreicht, wäre vermutlich eine unfaire Erwartung, aber einen nuancierten Journalisten-Thriller, der leider zeitlose Themen wie die Inszenierung von Terror und speziell des Nahostkonflikts verarbeitet, erwartet Kinozuschauende allemal.

Schon bei der Weltpremiere in Venedig 2024 fiel der Thriller positiv auf. Damals lautete das Fazit:

Das filmische Schnellkochtopf-Setting hat seine Vorteile. Es reduziert die Figuren aufs Wesentliche, befreit sie von unnötigen Vorgeschichten. In der Extremsituation zeigen sie, wer sie sind und wie weit sie für eine Story gehen würden.
Diese Stärke von September 5 lässt sich ebenso in eine Schwäche verkehren. Die Perspektive ist absichtlich begrenzt, um nicht zu sagen beschränkt. Hat man einmal erkannt, wie sie funktioniert, verbirgt der Film weder echte Überraschungen noch Fallstricke. Den Bogen in unsere Gegenwart [...] muss man schon selbst spannen. Wo wir wiederum bei einer Stärke sind. Trotz der Beschränkungen und der unablässigen Anspannung bleibt September 5 zum Ende ein vergleichsweise offener Film. Der Wettbewerb ist vorbei, der Ball liegt beim Publikum, um eigene Schlüsse zu ziehen.

September 5 läuft seit dem 9. Januar in den deutschen Kinos.

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