Erstmal vorweg: Ja, es gibt etliche Serien, die ich besser finde als One Piece. Und ja, selbst im Anime-Genre halte ich die Abenteuer der Strohhutbande nicht für das unangefochtene Meisterwerk. Doch Cowboy Bebop kann noch so cool sein, Death Note noch so spannend, One Punch Man noch so humorvoll und Fullmetal Alchemist kann ein noch so rundes Gesamtbild ergeben, keine dieser Serien wird jemals den Platz in meinem Herzen bekommen, den One Piece innehat. Vor 14 Jahren setzte ich die Segel, 773 Folgen à 20 Minuten Länge (circa 258 Stunden) später bin ich noch immer auf hoher See und weit und breit ist kein Ende in Sicht. Hier erkläre ich euch, warum One Piece die Lieblingsserie meiner Kindheit war und warum ich auch als Erwachsener nicht daran denke, das Abenteuer abzubrechen.
Falls ihr One Piece noch nicht kennt, möchte ich euch kurz erzählen, worum es geht. Der mächtigste Pirat der Welt, der sogenannte König der Piraten, wird hingerichtet. Mit seinen letzten Worten verrät er, dass er seinen großen Schatz, das One Piece, irgendwo auf der Grand Line versteckt hat. Das große Piratenzeitalter bricht an, zahlreiche Abenteurer machen sich auf den Weg zum gefährlichsten Meer der Welt. Monkey D. Ruffy, der als Kind von einer Teufelsfrucht gegessen hat und daraufhin zum Gummimann wurde, begibt sich in einer kleinen Nussschale auf hohe See, mit dem Ziel, das One Piece zu finden und Piratenkönig zu werden. Auf seiner Reise versammelt er eine Crew aus sympathischen Außenseitern und legt sich mit feindseligen Piraten, der Weltregierung und anderen Schurken an, die teilweise selbst unterschiedliche Superkräfte durch den Verzehr einer Teufelsfrucht erhielten.
Leinen los! - Auf ins Abenteuer One Piece
Während die Serie in Japan schon 1999 startete, lief sie hierzulande
erst ab 2003 im Fernsehen. Von Beginn an
interessierte ich mich für die Piratenabenteuer des Mangaka Eiichiro Oda. Ich verpasste
keine Folge, malte meine Helden mit Buntstiften auf DIN-A4-Papier und
klebte die "Kunstwerke" mit Tesafilm an meine Zimmertür. Ich kaufte mir
sogar die Sammelkarten und kämpfte damit gegen einen Kumpel, der meine
Begeisterung für den Anime teilte. One Piece zog mich in seine Welt und wurde zu meiner absoluten Lieblingsserie. Dieses wunderbare Intro sah ich daher etliche Male:
Die Gründe dafür sind so unglaublich vielfältig wie die Welt von One Piece selbst. Es ist eben ein gigantisches Abenteuer voller fantastischer Orte, kurioser Persönlichkeiten, mächtiger Feinde und tragischer Geschichten. Das alles mit Worten zu beschreiben würde dieses Format sprengen. Daher möchte ich mich auf die Essenz dessen beschränken, was One Piece für mich bedeutet.
Leb deinen Traum! - Die Essenz von One Piece
Im Verlauf seiner Reise sucht Ruffy Mitglieder für seine Piratencrew und findet diese im Schwertkämpfer Zorro, der hinterlistigen Navigatorin Nami, dem notorischen Lügner Lysop, dem coolen Chefkoch Sanji, dem schüchternen Elchmenschen Chopper, der mysteriösen Archäologin Nico Robin, dem perversen Cyborg Franky und dem musizierenden Skelett Brook. Sie sind einer der Gründe, warum ich One Piece so liebe. Denn alle sind auf ihre Art Außenseiter, haben unterschiedliche, teils schreckliche Traumata erlitten. Sie alle sehen in Ruffy anfangs einen naiven Idioten, doch genau dieser Idiot ist es, der ihnen die Inspiration gibt, ihr altes Leben hinter sich zu lassen und ihre Träume zu verfolgen.
Der ungewöhnliche Piratenkapitän gewinnt das Vertrauen seiner Mitstreiter durch Kämpfe gegen Feinde, die zunächst übermächtig erscheinen. Durch seinen laschen Gummikörper wird unser Held nie wirklich ernst genommen, kann aber dank seines unbändigen Willens stets als Sieger hervorgehen. Die Kämpfe sind hart, spektakulär, emotional und kreativ, zuweilen sogar lustig. Ruffy ist der Dreh- und Angelpunkt der Serie. Er möchte Piratenkönig werden, aber nicht, um Ruhm und Reichtum zu erlangen, sondern, um Abenteuer mit seinen Freunden zu erleben und die größtmögliche Freiheit zu erlangen. Um seinen Traum zu verwirklichen, verzichtet er jedoch auf die skrupellosen Methoden seiner Konkurrenten und muss umso mehr innere Stärke beweisen. Statt schwächere Menschen auszubeuten, verteidigt er diese mit seinem eigenen Leben. Selbstbewusst vertritt er seine Ideale, auch wenn das bedeutet, zusätzliche Hürden zu nehmen. Ruffy ist das Herz von One Piece und verkörpert all das, wofür die Serie steht: Freiheit, Abenteuer, Freundschaft und die Bereitschaft, dafür zu kämpfen.
Auf zum fremden Ufern! - One Piece ist noch nicht am Ende
Im Laufe von One Piece wird im Grunde alles immer größer und extremer. Die Feinde werden mächtiger, die Schauplätze außergewöhnlicher und es kommt zu einem gewaltigen Ereignis, das nach etwa 500 Folgen die Halbzeit des Anime einläutet - zumindest aus geographischer Sicht. Denn obwohl die Strohhutpiraten nun die halbe Weg umrundet haben, sind die darauffolgenden Abenteuer leider etwas zu sehr in die Länge gestreckt. Ein Ende meines bisher umfangreichsten Serienabenteuers ist also noch lange nicht in Sicht.
Vielleicht ist das auch ganz gut so. Als ich die ersten Folgen von One Piece sah, schenkte ich dem Anime mein Herz, in den Jahren darauf verstärkten die vielen emotionalen, tragischen, humorvollen und epischen Momente meine Bindung zu der sympathischen Piratencrew. Das Feuer brennt zwar nach 14 Jahren nicht mehr ganz so wie früher. Doch auch wenn die Serie derzeit ihre Schwächen hat, bin ich neugierig auf das, was mich noch erwartet. Die aktuelle Situation verspricht, dass die kommenden Kämpfe gewaltige Dimensionen annehmen. Ich hoffe nur, dass Eiichiro Oda im ganzen Trubel auch mal wieder Platz für die kleinen emotionalen Momente findet. Davon gab es in letzter Zeit nämlich zu wenig. Nach über 700 Folgen ist das aber auch Jammern auf hohem Niveau.
Schaut ihr One Piece? Wenn ja, was mögt ihr daran am meisten?