Oscar-Preisträger Budd Schulberg ist gestorben

07.08.2009 - 08:50 Uhr
Die Faust im Nacken
Columbia Pictures Corporation
Die Faust im Nacken
0
0
Der 95-jährige New Yorker hat ein bewegtes Leben hinter sich. Niemand hat Hollywood so scharfsinnig porträtiert wie Budd Schulberg in seinem Buch “Was treibt Sammy?”. Jetzt ist er verstorben.

Budd Schulberg erhielt 1955 den Oscar für sein Drehbuch zu Die Faust im Nacken. Sein Buch “Was treibt Sammy an?” wurde 1941 veröffentlicht. Laut Lars-Olav Beier vom Spiegel ist es einer wichtigsten Schlüsselromane über die Traumfabrik: Niemand hat Hollywood so scharfsinnig, zynisch und amüsant porträtiert wie Budd Schulberg. Der Roman wurde zur grimmigen Kritik an den Studiochefs der Filmmetropole. Dem Autor wurde Nestbeschmutzung vorgeworfen. Sein Roman führte zu konkreten Ergebnissen. Film-Mogul Samuel Goldwyn Jr. feuerte ihn und MGM-Chef Louis B. Meyer entblößte sich: Er wollte ihn gleich deportieren lassen.

Er selbst wurde unter dem Namen Seymour Wilson “Budd” Schulberg am 27. März 1914 in eine Film-Familie hineingeboren, kannte sich also seit seiner Kindheit mit dem Geschäft aus. Sein Vater war Benjamin Schulberg, ein Filmproduzent-Pionier in Hollywood. Seine Mutter war die Schwester von Sam Jaffe, der in unzähligen Filmen, darunter Der Tag, an dem die Erde stillstand (1951), mitwirkte. Schon Mitte der 1930er Jahre schrieb er nach seinem College-Besuch erste Drehbücher. Berühmt wurde er mit dem Buch “Was treibt Sammy an?”.

1951 wurde Budd Schulberg vor das Komitee für unamerikanische Umtriebe gerufen. Seine frühere Mitgliedschaft in der kommunistischen Partei (er war längst unehrenhaft rausgeworfen worden) und seine Reise nach Moskau machten ihn von vornherein verdächtig. Da er – wie er betonte – die Meinungsfreiheit schätze und sich als Liberalist nicht einer Ideologie unterwerfen wolle, stellte er sich dem Komitee als Zeuge zur Verfügung und nannte Kollegen, die daraufhin auf die “Schwarze Liste Hollywoods” kamen. Regisseur Elia Kazan tat damals ein Gleiches und so ist es nicht verwunderlich, dass beide später zusammen arbeiteten. Von ihren Kollegen und ehemaligen Weggefährten wurden beide geschnitten; sie warfen ihnen Verrat vor. Letztlich blieb seine Zeugenaussage und damit das Paktieren mit dem anderen Ideologen Zeit seines Lebens an ihm haften. Für Elia Kazan schrieb Budd Schulberg das Drehbuch zu Die Faust im Nacken mit Marlon Brando in der Hauptrolle und wurde dafür mit einem Oscar ausgezeichnet; weitere sieben Oscar erhielt der heutige Klassiker ebenfalls. 1957 entstand ein weiterer, gemeinsamer Film, der aber nicht an den ersten Erfolg anschließen konnte.

Budd Schulberg schrieb weiter Drehbücher, unter anderem für Schmutziger Lorbeer, in dem Humphrey Bogart einen Box-Reporter spielt, der mit ansehen muss, wie hoffnungslos korrupt sein geliebter Sport geworden ist. Der Autor scheute sich nicht, Amerika in seinen dunklen Farben zu zeichnen: Gier und Verlogenheit, Scheinheiligkeit und Korruption machte er zum Thema. Sein letztes Werk war ein Film mit Spike Lee über den Boxkampf zwischen Joe Louis und Max Schmeling. Es blieb unvollendet. Nun ist der Drehbuchautor im Alter von 95 Jahren auf Long Island (New York) gestorben.

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News