Gewissermaßen hat die Oscar-Saison schon jetzt, über ein halbes Jahr vor der eigentlichen Preisverleihung, begonnen: Zumindest müssen die nicht-US-amerikanischen Länder allmählich entscheiden, welchen Film sie bei der Academy im Wettbewerb um den Besten fremdsprachigen Film einreichen wollen. Für die deutsche Auswahl gibt es nun eine Shortlist mit potentiellen Kandidaten, die aus Auf Augenhöhe, Er ist wieder da, Nebel im August, Power to Change - Die EnergieRebellion, Der Staat gegen Fritz Bauer, Das Tagebuch der Anne Frank, Toni Erdmann und Vor der Morgenröte besteht. Eine Jury wird am 23. August in München abstimmen und das Ergebnis zwei Tage später öffentlich bekanntgeben.
Favorit in der Auswahl sollte Toni Erdmann von Maren Ade sein: Bei der Premiere in Cannes sorgte die tragikomische Familiengroteske für Furore, brach den Rekord der Screen Jury-Wertung und begeisterte auch nach dem deutschen Kinostart das Publikum, auch wenn er bei weitem nicht den kommerziellen Erfolg erzielen kann wie zum Beispiel die Hitler-Satire Er ist wieder da. Die spielte hierzulande insgesamt knapp 20 Millionen Euro ein. Der Staat gegen Fritz Bauer hingegen räumte bereits beim Deutschen Filmpreis ab, wo er die Preise für das Beste Drehbuch, die Beste Regie, die Beste männliche Nebenrolle und den Besten Film erhielt. Es wäre also durchaus denkbar, dass sich die Jury für Fritz Bauer entscheidet, auch wenn er auf internationaler Bühne für weniger Aufsehen gesorgt hat als Toni Erdmann.
Die anderen Kandidaten dürften eher als Underdogs ins Rennen gehen, es sei aber zumindest noch Vor der Morgenröte hervorgehoben: Das Stefan Zweig-Biopic ist dank Maria Schraders stilsicherer Inszenierung und Josef Haders sensationellem Schauspiel ein unheimlich berührendes Porträt, das den Weg nach Los Angeles genauso verdient hätte wie die Favoriten auf der Shortlist. Am 25.08. wissen wir mehr.