Fantasie wird häufig mit Argwohn beäugt. Gegenüber der Vernunft spielt sie angeblich auf einer niedrigeren Erkenntnisstufe und ist scheinbar weniger dazu geeignet, die Welt fortschrittlicher, zivilisierter, eben vernünftiger zu machen. Während die Brüder Auguste Lumière und Louis Lumière, die erstmals Die Ankunft eines Zuges auf dem Bahnhof in La Ciotat auf die Leinwand bannten, Zeit ihres Lebens gut von ihrem Geschäft leben konnten, verstarb Georges Méliès, der mit Die Reise zum Mond den wohl ersten Fantasyfilm der Filmgeschichte drehte, verarmt in einer Altersresidenz. Vielleicht ist dies schon seit Beginn des Films symptomatisch für den Umgang mit Fantasie: Wie viele Fantasyfilme liefen im Wettbewerb von Cannes, Venedig oder Berlin? Beim Oscar werden sie in der Regel reduziert auf die technischen Kategorien und auch Filmkritiker sind dem Genre nicht wohlgesonnen, denn es haftet ihm immer noch etwas Verspieltes, Kindliches, Unvernünftiges an.
Dabei sollten wir nicht vergessen, dass so mancher Fantasy- oder Märchenfilm, der uns eine vergangene, rückwärtsgewandte Welt zeigt, mehr über unseren Zeitgeist sagt als das aktuelle Politdrama. Wir sollten nicht vergessen, dass Science Fiction als Spielart der Fantasie uns mit einer zukünftigen Welt die Ängste und Hoffnung der Gegenwart präsentiert. Wir sollten nicht vergessen, dass so mancher Realist von einst, heute zum Fantast geworden ist (Oliver Stone wäre da ein schönes Beispiel) und die Gedanken eines Fantasten wie Jules Verne in der Realität angekommen sind. Wir sollten den Fantasyfilm also kritisch im Auge behalten und ihm seine Ernsthaftigkeit, sein Erwachsensein, seine Vernunft zugestehen. Und was passt besser, als sich zum Kinostart von Der Hobbit: Smaugs Einöde eine Woche lang mit dem Fantasyfilm auseinander zu setzen? Jeden Tag werden wir euch mindestens zwei Artikel zum Fantasyfilm präsentiert.
Jenny beschäftigt sich wieder einmal mit Asien und schreibt über erotische Dämonen, sabbernde Monsterzungen und hüpfende Vampire, die sich im Hongkonger Kino zu seinen Glanzzeiten tummelten. Andrea schaut auf Horror-Märchen und deren Archetypen. Denn ihrer Meinung nach eignen sich die (originalen) Märchenvorlagen viel besser für gruselige Horror-Filme als für weichgespülte, kindergerechte Adaptionen.
Christoph beschäftigt sich damit, inwieweit der Herr der Ringe durch seinen unglaublichen Erfolg kommende Fantasyfilme beeinflusst hat, aber auch, welche Möglichkeiten und Probleme Der Herr der Ringe für die folgenden Produktionen darstellte. Als eine Verfilmung von Der Hobbit angekündigt wurde, waren die Fans aus dem Häuschen. Nach dem ersten Teil, Der Hobbit: Eine unerwartete Reise, waren die Meinung gespalten, viele Fans sogar enttäuscht. Konnte Peter Jackson mit seiner Vision wirklich so daneben liegen? In einem Plädoyer wirbt Philipp einmal mehr für den Hobbit: subjektiv, aber ehrlich.
Natürlich erwarten euch auch noch andere Texte in dieser ersten moviepilot Fantasy-Woche. Im Herz für Klassiker wird es um einen Fantasyfilm aus deutschen Landen gehen, der so manche Kindheit maßgeblich beeinflusst haben dürfte. Allen Genre-Schubladen zum Trotz werden wir euch anhand eurer Bewertungen eine große Top 100 der besten Fantasyfilme präsentiert und sind uns der Schwierigkeiten, die ob der Genre-Zuweisungen auf uns zukommen, schon jetzt bewusst. Außerdem gibt es eine kleine Top 7 der Fantasy-Helden. Und damit ihr etwas Spaß habt und euer Gedächtnis auffrischen könnt, haben wir für euch auch ein Fantasy-Filmory gebaut.