Wir lachen, wir weinen, wir hassen und wir lieben. Wir lernen etwas Neues über die Welt und uns selbst. Wir finden neue Idole, treffen Entscheidungen über unsere Zukunft, entdecken, wer wir sind und wer wir sein wollen. Und all das in einem Unterhaltungsprogramm, das in der Regel weniger als zweieinhalb Stunden dauert. Filme sind schon prima, nicht wahr? Aber dessen seid ihr euch ja alle bestimmt bewusst. Also erzähl ich stattdessen etwas über mich.
Meinen ersten Kinobesuch machte ich im Alter von fünf Jahren. Es handelte sich um Shrek - Der tollkühne Held, Jahre bevor er von lauter Sequels und Spin-offs zerlegt wurde. Auch wenn ich mich nur in Bruchteilen daran erinnere, lassen meine Eltern mich nie vergessen, wie ich wohl vom energetischen Rumzappeln nicht abzuhalten war. Ich verstand einfach nicht, wie die übrigen Gäste still sitzen konnten, anstatt wie beim Fußballspiel oder Rockkonzert zu jubeln, als Shrek und Esel bei heldenhaftem Soundtrack vorm Drachen flüchten (Inzwischen habe ich, was das angeht, meine Lektion gelernt). Von dem Tag an war ich ein hemmungsloser Filmsuchti, hatte aber noch keine Ahnung, was mich erwartete.
An meinem zwölften Geburtstag schlichen ein paar Freunde und ich uns in The Dark Knight, ein Erlebnis, das ich, wie der Rest der Welt, nicht so schnell vergaß. Wenige Wochen später sah ich Prestige - Die Meister der Magie im Fernsehen und wurde das Gefühl nicht los, dass abgesehen von den Schauspielern Christian Bale und Michael Caine dieser Film über zwei konkurrierende Zauberer einige Gemeinsamkeiten mit dem Film über eine Fledermaus und einen Clown hat. Zu dieser Zeit machte mir Christopher Nolan die Bedeutung eines Regisseurs und die Existenz von Stil und Technik bewusst. Filme waren nicht mehr eine spaßige Unterhaltung vorm Schlafengehen, sie wurden eine Möglichkeit, den Körper ruhen und den Verstand durchdrehen zu lassen. Ich fing an, Filme zu lesen, zu analysieren, zu vergleichen, zu verstehen.
Über die nächsten Jahre studierte ich neben der Schule alle möglichen Filmemacher aus allen möglichen Zeiten und Ländern und lernte, in ihnen Persönlichkeit, Charakter und Zeitgeist zu erkennen. Ich verlor mich in den poetischen Bildern von Francis Ford Coppolas Der Pate, entdeckte die Bedeutung des Science-Fiction-Genres durch Stanley Kubricks 2001: Odyssee im Weltraum und brach vor Lachen zusammen, als Tom Cruise in Jerry Maguire - Spiel des Lebens ins Telefon schreit. Es war keine Frage für mich, dass ich dies für den Rest meines Lebens fortführen würde.
Im ersten Jahr meines Bachelor-Studiums hatte ich dann die Chance, mich noch mehr mit Filmen zu befassen. Sergei M. Eisenstein und Wong Kar-wai lehrten mich die Bedeutung und Macht des Edits und Filme wie Thelma & Louise und die Neuerscheinung Berlin Syndrom gaben mir die Möglichkeit, durch die Augen einer Frau und eines Psychopathen zu sehen. Egal, wie lange ich mich auch mit Filmen befasse, ich mache immer wieder neue atemberaubende Entdeckungen.
Jetzt ist es Sommer 2017. Es gibt einen neuen Spider-Man Film, eine neue Staffel Twin Peaks und ihr habt mal wieder einen neuen Praktikanten. Ich freue mich sehr auf die kommenden zwei Monate, die ich als Teil des moviepilot-Teams verbringen darf, und werde mich sehr bemühen, euch stets eine Hilfe zu sein und möglichst viele erste berufliche Erfahrungen als Film-Fanatiker zu sammeln.