Mit This is Us schenkte uns Dan Fogelman eine der emotionalsten Serien der vergangenen Jahre. Für seine neuste Kreation begibt sich der Serienschöpfer allerdings ganz in andere Genre-Gefilde. Die Thriller-Serie Paradise ergründet ab heute bei Disney+ eine mörderische Verschwörung und die Frage: Wer hat den US-Präsidenten getötet?
Brauchen wir wirklich noch eine weitere Thriller-Serie über Agenten und politische Verschwörungen? Selbst, wenn ihr des überfüllten Genres überdrüssig seid, solltet ihr Paradise unbedingt eine Chance geben. Denn dieser Serien-Geheimtipp verbirgt eine gewaltige Überraschung, die vor dem Start streng unter Verschluss gehalten wurde und selbst anhand der Trailer nicht zu erahnen ist. Warum vor allem Mystery-Fans einen Blick auf die neue Disney+ Serie werfen sollten, erfahrt ihr hier im Serien-Check.
Thriller-Highlight bei Disney+: Darum geht's in Paradise
Auf den ersten Blick wirkt Paradise wie eine gewöhnliche Who-Dunnit-Krimiserie mit Mord und Kleinstadtgeheimnissen – allerdings mit einem spannenden Kniff. Denn die Handlung beginnt mit der Ermordung des US-Präsidenten Cal Bradford (James Marsden). Ausgerechnet dessen Leibwächter Xavier Collins (Sterling K. Brown) findet das tote Staatsoberhaupt in seiner Villa und gerät direkt in Verdacht der wohl wichtigsten Mordermittlung Amerikas.
In Paradise wird allerdings nicht das Weiße Haus zum Tatort, sondern die idyllische Kleinstadt Paradise, die sich als sicherster Ort der Welt beschreibt und die reichsten, klügsten und einflussreichsten Menschen des Landes beheimatet – und die hinter ihrer utopischen Fassade allerlei Lügen, Intrigen, Affären und traumatische Vorgeschichten verbirgt. Jetzt liegt es an Xavier, die Wahrheit hinter dem Verbrechen aufzudecken.
Mord, Verschwörung und ein Mega-Twist: Paradise ist überraschend
Eine Kleinstadt, ein Mord, viele Geheimnisse und eine Hauptfigur, die niemandem in ihrem Umfeld vertrauen kann: Paradise nimmt zu Beginn die Grundzutaten einer spannenden Thriller-Erzählung und ergänzt diese um eine mysteriöse Polit-Verschwörung, Paranoia und überraschend starke Charaktere, die sich (wie die Serie selbst) nicht in eine Schublade stecken lassen.
Selbst die dubiose Unternehmerin Samantha "Sinatra" Redmond (Julianne Nicholson), die sogar hochrangige Politiker erzittern lässt, wehrt sich gegen eine klischeehafte Charakterisierung, wenn sie über ihr intrigantes Verhalten selbst schockiert kommentiert "Oh mein Gott, kann ich noch mehr wie ein Bond-Bösewicht anhören?" Hier wird eine der großen Stärken von Paradise deutlich: Viele wichtige Charakterentscheidungen gehen aus nachvollziehbaren Motivationen hervor.
Dabei ist die Handschrift von Dan Fogelman eindeutig zu erkennen und sogar Parallelen zu This is Us sind erkennbar. So präsentiert Paradise in jeder Folge mit Flashbacks die tragischen und hochemotionalen Vorgeschichten verschiedener Charaktere, wobei die Serie mit einer großen Portion Sentimentalität und schwermütigen Coverversionen von 80er-Rock-Hits dem Publikum das ein oder andere Tränchen entlocken will.
Das ist allerdings nicht der einzige naheliegende This is Us-Vergleich. Mit der ersten Folge der später 6 Staffeln laufenden Dramaserie über die Familie Pearson gelang Dan Fogelman ein kleines Twist-Kunststück. Vor der Ausstrahlung wurde der erzählerische Kern der Serie unter Verschluss gehalten. Erst am Ende des Piloten offenbarten sich Zeitebenen und Verwandtschaftsverhältnisse der Hauptfiguren. Auch Paradise zieht dem Publikum nach einer Folge den Boden komplett unter den Füßen weg und katapultiert sich in ein unerwartetes Genre.
Wenn ihr euch die Überraschung von Paradise nicht verderben wollte, hört an dieser Stelle am besten auf zu lesen. Es lässt sich jedoch kaum über die größten Stärken der Disney+ Serie sprechen, ohne auf die Enthüllung einzugehen. Deshalb: Achtung, es folgen massive Spoiler zum Ende der ersten Folge!
Paradise enthüllt sich als absolutes Mystery-Highlight mit Sci-Fi-Dystopie
Die wahre Stärke von Paradise liegt nicht in ihren Thriller-Elementen, sondern in ihrem im Vorfeld geheimgehaltenen Setting und dem daraus resultierenden Mystery-Worldbuilding. Am Ende der Pilotfolge offenbart sich nämlich die titelgebende Gemeinde als eine künstlich erbaute Stadt unter der Erde, welche im Fall eines apokalyptischen Ereignisses die letzten Überlebenden beheimaten kann.
Nach dieser schockierenden Wendung schaltet Paradise direkt mehrere Gänge nach oben und verwandelt sich in einen spannenden Sci-Fi-Mystery-Thriller, in dem der eigentliche Mordfall plötzlich zur Nebensache wird. Ist die Welt tatsächlich untergegangen? Wie funktioniert diese Untergrund-Arche? Warum scheint Milliardärin Sinatra mehr Macht zu haben als der US-Präsident? Diese und viele weitere Fragen verleihen der Serie eine neue Dynamik.
Im Prinzip erzählt Paradise ein ähnliches Szenario wie die fantastische Sci-Fi-Serie Silo, nur ohne Klassengesellschaft und mit einer weitaus ansehnlicheren Untergrund-Gemeinde – inklusive idyllischer Straßen, digitaler Himmelskuppel und sogar Bio-Läden. Die Mechanismen dieser augenscheinlichen Höhlen-Utopie sowie all die darin verborgenen Intrigen und Geheimnisse zu entdecken, macht aus Paradise ein ungemein fesselndes Serienerlebnis.
Paradise vereint Sci-Fi-Dystopie, Verschwörungs-Thriller und Taschentuchdrama. Diese ungewöhnliche Mixtur geht aber erstaunlich gut auf und lohnt sich besonders für Mystery-Fans mit ihren Lost-ähnlichen Flashbacks (auch hier stranden Menschen per Flugzeug an einem mysteriösen Ort, von dem es kein Entkommen gibt) und cleveren Science-Fiction-Elementen.
Vor allem das Spannungslevel von Paradise ist enorm und eskaliert schließlich in einer Standalone-Folge (sogar mit anderem Bildformat), die nicht nur zahlreiche Antworten auf zentrale Rätsel liefert, sondern auch mit 60 Minuten Daueranspannung ein besonders intensives Highlight abliefert. Kurzum: Hinter der Thriller-Fassade von Paradise versteckt sich eine der größten Serien-Überraschungen des bisherigen Jahres.
Die acht Folgen der ersten Staffel von Paradise werden ab dem 28. Januar 2025 wöchentlich immer dienstags bei Disney+ veröffentlicht. Grundlage für diesen Serien-Check sind die ersten sieben Episoden.