Es gibt keine erotischen Komödien mehr, es gibt nur noch dämliche Sex-Klamotten. Schon Jake Kasdans Bad Teacher mit Cameron Diaz und Justin Timberlake bediente sich bei der Darstellung
der ‚sexy‘ Lehrerin einer ordinären Hochglanzästhetik, die mit Erotik nichts zu tun hat. Es war
daher konsequent, dass der Film nur noch sogenannten Trocken-Sex zeigte, bei dem Mann und
Frau einfach ihre Kleidung anbehielten.
In Jake Kasdans Sex Tape müssen Cameron Diaz und Jason Segel nun mehr oder weniger blank ziehen, doch auch hier von Erotik keine Spur. Vielmehr
wiederholt sich das unsinnliche Debakel aus Doktorspiele nun für die etwas ältere, aber nicht
weniger kindische Zielgruppe. Porno-Sprech, obszöne Pointen und grauenhaft schlechte Dialoge,
die Sex auf ein kopulierendes Minimum reduzieren. Erotische Spannung, Leidenschaft, Sex als
ernstheiteres Spiel kennen diese Filme leider nicht mehr. Mit den illegal veröffentlichten Promi-
Nacktbildern gewinnt Sex Tape zwar an Aktualität, hat aber dem Diskurs nichts hinzuzufügen. Denn
skandalträchtig ist der Film genauso wenig wie es irgendwelche Nacktbilder von Prominenten sind.
Alle sind doch ohnehin ständig nackt. Wer im Sommer durch eine Stadt oder einen Park spaziert,
sieht in zwei Stunden mehr nackte Haut als ihm lieb ist. Dass das wenig erotisch, sondern lediglich
pornographisch ist, scheint egal zu sein. Als es bei den letzten MTV Video Music Awards wieder
einmal hieß, die Stars zeigten diesmal besonders viel nackte Haut, kam mir der Gedanke, dass am
besten nächstes Jahre alle einmal gleich ganz nackt kommen. Dann hätten wir endlich wirklich
alles gesehen und danach könnte sich jeder wieder vernünftig anziehen. Und ähnlich sollte auch
die Filmindustrie verfahren: Der Tiefpunkt ist mit Sex Tape erreicht. In der nächsten erotischen
Komödie könnte man zur Abwechslung mal auf Dildo-Weitwurf, auf Porno-Sprech und Toiletten-
Witze verzichten und stattdessen dem Sex das zurückgeben, was ihn ausmacht: die Erotik.
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