So viel Spaß macht Auftragsmord

20.11.2012 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Agent 47 mordet weiter in Hitman: Absolution
Square Enix
Agent 47 mordet weiter in Hitman: Absolution
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Bezahlte Killer üben eine unnatürliche Faszination auf uns aus. Zumindest scheint das der Fall zu sein, denn sowohl Hollywood als auch die Videospielindustrie erfreuen uns mehrmals jährlich mit immer neuen Interpretationen diverser Assassinen.

Meine DVD-Sammlung ist, genau wie meine Videospielsammlung, auf eine Art und Weise sortiert, die sicherlich für niemanden außer mich einen Sinn ergibt. Um das Ganze weniger verwirrend zu machen, lasst uns einfach behaupten, dass ich sie nach Genre ordne. Im Genre selbst führe ich dann weitere Unterteilungen durch. Meine Actionfilme beispielsweise sind gruppiert nach Rennfilmen, Polizeifilmen, wirklich großen Explosionen und Filmen mit Auftragskillern in der Hauptrolle. Letztere Subkategorie nimmt einen erstaunlich großen Teil der Sammlung ein – vor allem die mit Jason Statham in der Hauptrolle, dem man eine leichte Abwechslungslosigkeit in seiner Rollenwahl nachsagen könnte.

Es ließe sich zwar leicht behaupten, dass ich ein Faible für das Geschäft mit dem Tod habe, aber wenn wir uns die Menge dieser Filme ansehen, dann ist klar, dass Auftragskiller nicht nur auf mich, sondern auf uns alle eine unglaubliche Faszination ausüben. Wir wissen schließlich, dass sie im echten Leben existieren, kennen die Geschichten rund um das organisierte Verbrechen und ihre Vollstrecker wie Richard Kuklinski aka The Iceman oder die Verschwörungstheorien rund um Attentate, wissen aber nicht wirklich etwas über sie. Über die Personen dahinter, ihre Opfer, ihre Arbeit jenseits des Namens in den Todesanzeigen. Und wie so häufig geht die morbide Faszination Hand in Hand mit einer romantisierten Interpretation, die mittlerweile schon fast zum Klischee geworden ist: die des ernsten, schweigsamen Einzelgängers, wie wir ihn beispielsweise in Léon – Der Profi von Luc Besson finden.

Killer-Film ist nicht gleich Killer-Film
Von Manche mögen’s heiß über Kill Bill: Volume 1 und Nikita bis Terminator und Ronin werden alle Genres von Thriller bis Komödie abgedeckt. In Videospielen geht es da schon etwas eintöniger und vor allem strenger zu, denn Auftragsmord ist hier eine ernstzunehmende Angelegenheit. Die Interaktivität, die dem Medium an anderer Stelle narrativ Tore öffnet, wird ihm im Fall des bezahlten Killers zum Verhängnis. Während Keine halben Sachen oder R.E.D. – Älter, härter, besser auf eine witzige Weise mit dem Thema umgehen können, ohne schief angesehen zu werden, bleibt Videospielen diese Art der Auseinandersetzung bisher verwehrt. Zu oft muss sich das Medium noch immer mit dem leidigen Begriff „Killerspiel“ auseinandersetzen, um eine gleichermaßen differenzierte, entspannte und vielleicht sogar absurde Herangehensweise an das Thema bieten zu können, ohne erneut einen derartigen Aufschrei fürchten zu müssen. Titel wie No More Heroes oder Killer 7 versuchen sich zwar an einer überzogenen, satirischen Herangehensweise, allerdings sind es die Ausnahmeerscheinungen, die die Regel bestätigen.

Mord darf (keinen) Spaß machen
Das Töten von Menschen wird daher nicht (offensichtlich) als eine lustige Angelegenheit dargestellt. Da es aber in der Natur der meisten Games liegt, Spaß zu machen-, trifft das natürlich auch auf gut gemachte Spiele rund um den Auftragsmord zu. Das Verbrechen an sich muss dabei allerdings noch nicht einmal im Zentrum eines Titels liegen. Der Tod der Zielperson ist nebensächlich im Vergleich zur Frage nach dem Weg dorthin. Und gerade an dieser Stelle kommt der interaktive Zug dem Medium zugute. Wie uns schon die Darwin Awards jährlich zeigen, gibt es viele Arten, ins Gras zu beißen, oder in diesem Fall: andere ins Gras beißen zu lassen. Das machen sich auch Entwickler zunutze und bieten daher gerade in Spielen um Attentäter eine große mörderische Freiheit: als schleichender Ninja wie in Mark of the Ninja, mit einem Blutregen verursachenden Doppel-Katana wie Travis Touchdown in No More Heroes 2: Desperate Struggle oder mit einem scharfen Boomerang wie der Vokuhila tragende Assassin aus Assassin.

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