Gegenwärtig rollt eine Welle der Empörung durch die Straßen Hollywoods. Während am vergangenen Sonntagabend im Dolby Theater in Los Angeles die jährliche Oscar-Verleihung stattfand, protestierten die enttäuschten wie wütenden Special Effects-Künstler der Filmbranche auf dem Hollywood Boulevard. Ihr Anliegen: Die gerechte Verteilung finanzieller Aufwendungen im Filmbusiness. Niemand kann sich Avatar – Aufbruch nach Pandora, 300, Titanic oder Marvel’s The Avengers ohne Computer Generated Imagery (CGI) vorstellen? Aber keiner möchte dafür allzu tief in die Tasche greifen. Auch in der Traumfabrik gilt die Devise Geiz ist Geil. Diesen Umstand bekommen momentan die VFX-Studios zu spüren. Sie benötigen professionelle Künstler, Computer-Experten und leistungsfähige Hard- sowie Software. Allesamt kostspielige Punkte auf einer Rechnung, die immer seltener aufgeht. Zudem fließen beträchtliche Summen in die Erforschung und Entwicklung neuer Technologien. Doch die zur Verfügung stehenden Gelder werden kontinuierlich knapper und orientieren sich nicht am tatsächlichen Gewinn der Filme. Stattdessen arbeiten VFX-Firmen wie Rhythm & Hues oder Pixomondo für feste Tarife. (io9)
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Ein Problem für die Special Effects-Industrie sind die lockenden Filmförderungen im Ausland. Oftmals siedeln die Studios ihre Projekte in fremden Ländern an, um die dortigen staatlichen Subventionen zu erhalten. Dann gilt es für die VFX-Studios eine schwierige Entscheidung zu treffen. Entweder sie jagen den Projekten um den halben Erdball hinterher und siedeln sich vor Ort an oder sie verlieren den Job an die dort oftmals günstigeren Arbeitskräfte. Zuweilen stellt sich diese Frage aber nicht einmal. Denn die Zuschüsse in den Ländern sind häufig an bestimmte Voraussetzungen gekoppelt. So kann es im Rahmen der Subventions-Auflagen verpflichtend für die Studios sein, auf lokale Arbeitskräfte im Effects-Department zurückzugreifen (Popsugar). Dies bleibt natürlich nicht ohne Folgen für den Industrie-Standort Los Angeles. Jüngst adressierte der Leiter der Visual Effects Society in einem offenen Brief die Thematik: “Die wunderbare Ironie ist, dass 47 der 50 besten Filme aller Zeiten maßgeblich durch die Effekte geprägt sind. Milliarden Dollar werden jährlich umgesetzt, aber die Leute, die die eigentliche Arbeit erledigen, landen auf der Liste der gefährdeten Arten in Kalifornien” (HitFix).
Die letzte Oscar-Verleihung hat gezeigt, wie wenig Hollywood auf die Kritik an den festgefahrenen Standards reagiert. So wurde die Dankesrede von Bill Westenhofer jäh unterbrochen, als er auf dem Podium damit begann, die momentane Schieflage in der Industrie zu thematisieren. Zwar hatte der Preisträger sein 45-Sekunden-Limit auf der Bühne überschritten, jedoch wäre bei einem derart prekären und essentiellen Thema durchaus Nachsicht angebracht. Nichtsdestotrotz drehten ihm die Verantwortlichen zum anschwellenden Score von Der weiße Hai das Mikrofon ab. Dabei ist Bill Westenhofer unmittelbar betroffen. Denn selbst der Gewinn des FX-Oscars für Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger bewahrte seinen Arbeitgeber, die VFX-Schmiede Rhythm & Hues, nicht davor, jüngst Konkurs anzumelden. Ähnlich erging es zuvor bereits den Unternehmen Digital Domain und der deutschstämmigen Pixomondo. Letztere verkündete, dass sie ihre Zweigstellen in London und Detroit schließt. Wer sich momentan über die vielen neongrünen Avatare auf den Social Media-Plattformen wundert, trifft hier auf einen kollektiven Protestaufruf, der Bewusstsein für eine Welt ohne Special-Effects-Künstler schaffen soll. (io9)
Könnt ihr die Proteste der Special Effects-Künstler nachvollziehen? Wie steht ihr zu der gegenwärtigen Diskussion?