Spring Breakers & Pieta spalten Kritiker

05.09.2012 - 11:33 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Ertappt - die Spring Breakers
Annapurna Pictures
Ertappt - die Spring Breakers
Die Filmfestspiele in Venedig sind gerade in vollem Gange. Während Olivier Assayas’ Something in the Air die Kritiker vollends begeistert, spaltet Pieta von Kim Ki-Duk die Gemüter. Spring Breakers von Harmony Korine hat dafür einen Verleiher gefunden.

Momentan gibt es täglich Neues aus Venedig zu berichten. Etliche neue Werke werden beim dortigen Festival uraufgeführt, und auch am Rande äußern sich Filmemacher immer wieder zu künftigen Projekten und werden Deals abgeschlossen. Heute haben wir erneut Nachrichten aus der italienischen Metropole für euch. Dazu gehört eine Rezension von Spring Breakers des amerikanischen Indie-Regisseurs Harmony Korine, der seit gestern auch einen US-Verleih gefunden hat. In dem Film spielen neben James Franco noch die High School Musical 2: Singt alle oder keiner! -Prinzessinen Vanessa Hudgens und Selena Gomez) mit. Zudem haben wir Kritikermeinungen zu Pieta, dem neuen Werk des koreanischen Autorenfilmers Ki-duk Kim, und zum Gesellschaftsdrama Something in the Air von Olivier Assayas für euch gesammelt.

Spring Breakers von Harmony Korine
Vor 18 Jahren eroberte Harmony Korine die Kinolandschaft im Sturm. Als Autor des kontroversen Jugenddramas Kids machte sich der Filmemacher einen Namen in der Independent-Community. Kurz danach begann er in Gummo, selbst Regie zu führen. Sein neuestes Werk Spring Breakers feierte nun in Venedig seine Premiere. In dem Krimidrama beschließen die vier College-Studentinnen Brit (Ashley Benson), Candy (Vanessa Hudgens), Cotty (Rachel Korine) und Faith (Selena Gomez) kurzerhand, ein Fast Food-Restaurant auszurauben, um genug Geld für die große Party aufzutreiben – und landen im Knast. Um wieder aus dem Gefängnis herauszukommen, ohne dass ihre Eltern etwas merken, müssen sie sich mit dem Dealer Alien (James Franco) arrangieren. Er stellt ihnen zwar gerne die Kaution, aber verlangt natürlich auch Gegenleistungen dafür.

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The Playlist äußert sich zurückhaltend über Spring Breakers. Der Film sei ein überraschend mainstreamiger Kriminal- und Exploitationstreifen, dessen Slow-Motion-Anfang latent an schmierige Sextapes und Musikvideos erinnere, wenn auch mit höheren Produktionsstandards. Die Kameraarbeit hingegen sei fantastisch und hebe Spring Breakers schon beinahe auf den Status eines Pop-Kunstwerkes. Für einen Partyfilm komme seine Stimmung aber viel zu düster daher und lasse den attraktiven weiblichen Jungstars zu wenig Platz, um sich wirklich entfalten zu können. Dafür trage James Franco das Pop-Abenteuer. Durch ihn mache Spring Breakers dann letztlich doch Spaß und habe das Zeug zu einem Kultstreifen. Gestern gab Coming Soon bekannt, dass Annapurna Pictures sich die nordamerikanischen Vertriebsrechte am neuen Werk von Harmony Korine gesichert hat. Einem US-Kinostart steht damit also nichts mehr im Wege, aber irgendwie erinnert die Story doch dezent an den Thriller Wild Things.

Pieta von Kim Ki-duk
Der koreanische Filmemacher Kim Ki-duk ist nicht gerade bekannt dafür, publikumsfreundliche Werke zu drehen. Etliche seiner bisherigen Arbeiten sorgten für Kontroversen, wie zum Beispiel Seom – Die Insel, der in Großbritannien kurzzeitig wegen Tierquälerei auf dem Index stand. Doch der Regisseur beweist auch immer wieder Fingerspitzengefühl für sanftere Themen wie in Frühling, Sommer, Herbst, Winter und … Frühling. Sein neuester Film Pieta allerdings geht eher wieder in Richtung härtere Kost.

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Der Kredithai Kang-do (Lee Jung-jin) macht Kunden zum Krüppel, die nicht in der Lage sind, die horrenden Summen zurückzuzahlen, die seine Firma verlangt. Dann benutzt er die Versicherungen zum ‘Schuldenausgleich’. Die Arbeit ist zwar brutal, aber der alleinsteihende Kang-do scheint Gefallen daran zu finden. Eines Tages taucht die mysteriöse Frau Mi-sun (Cho Min-soo) in seinem Leben auf und behauptet, seine Mutter zu sein. Sie entschuldigt sich dafür, ihn nach der Geburt verlassen zu haben. Nach anfänglichem Zögern lässt der Kredithai sie bald an seinem Alltag teilhaben. Doch es gibt viele Leute, die wegen seines Berufs eine Abneigung gegen Kang-do haben. Setzt er durch seinen risikoreichen Job sein eigenes Leben und das seiner Mutter aufs Spiel?

The Playlist erachtet Pieta für ein schwieriges Werk. Die Stärken des Films seien die Interaktion zwischen den beiden Hauptdarstellern, die Zärtlichkeit auf der einen Seite sowie die befremdliche ödipale Beziehung zwischen Mutter und Sohn auf der anderen Seite. Ebenso wird der Handlungsschauplatz als ein Plus angesehen. Andererseits sei Pieta zu nüchtern und wiederhole sich zu oft, um wirklich glänzen zu können. Der Hollywood Reporter hingegen zeigt sich beeindruckt von der Art und Weise, wie Kim Ki-duk sein düsteres, geradezu hässliches Thema behandelt und sich seine männliche Hauptfigur vom brutalen Schläger zum umsorgenden Sohn wandelt. Die Kameraarbeit von Jo Yeong-jik trage ihr Übriges dazu bei, dass der Film letztlich überzeuge.

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Something in the Air von Olivier Assayas
Für durchweg begeisterte Reaktionen sorgte dagegen das Gesellschaftsdrama Something in the Air von Olivier Assayas. In dem neuen Film des zuletzt für Carlos – Der Schakal gefeierten Franzose geht es um einen Studenten im Paris der 1970er Jahre. Der junge Mann ist zwischen seinen künstlerischen Ambitionen und der Politik der damaligen Zeit hin- und hergerissen. ‘Assayas lässt sich Zeit, seine Geschichten zu erzählen. Er reduziert die Bewegungen und Ereignisse jener Jahre nicht auf skizzenhafte Formeln, sondern versucht, die Stimmung möglichst umfassend einzufangen’, lobt ein Kritiker der dpa: ‘Spannend ist dabei, dass der Regisseur nichts verklärt oder heroisiert, sondern zurückhaltend von den persönlichen Entwicklungen berichtet.’ Die Österreicher von derStandard.at zeigen sich gleichermaßen begeistert und sehen Something in the Air als eine großartige filmische Zeitmaschine, die durch ihre Impressionen dem ernsthaften Charakter der Zeit gerecht werde. Laut der Zeitung gibt der Film ‘seine ernsthaften Figuren nie der Lächerlichkeit preis und erzählt seine Geschichte zugleich mit größter Leichtigkeit.’

Wie lautet eure Meinung zu Spring Breakers, Pieta und Something in the Air?

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