Erster Einsatz für die Kölner Kommissare im neuen Jahr. Statt handfester Krimikost erwartete die Zuschauer diesmal allerdings esoterisch angehauchter Mystery-Krimi mit christlichen Untertönen:
Wer Visionen hat…
Ein Mord ohne Motiv? Für die Kommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) unvorstellbar. Und doch erscheint der Mord an dem 48-jährigen Oberarzt Hermann Johns gänzlich unbegründet. Der renommierte Mediziner, der auf der Geburtsstation einer Kölner Klinik tätig war, scheint bei Patienten und Krankenhauspersonal gleichermaßen beliebt gewesen zu sein. Hat der Mord etwas mit den mysteriösen Todesfällen zu tun, die vor einigen Wochen in der Geburtstation des Krankenhauses für Schlagzeilen gesorgt haben? Könnte einer der Hinterbliebenen sich rächen wollen?
Offensichtlich wurde John mit einem Betäubungsmittel aus dem Klinikbestand vergiftet. Das macht nahezu alle Mitarbeiter, die Zugang zu dem Medikamentenschrank hatten, verdächtig. Ballauf, der eine natürliche Abneigung gegen Krankenhäuser besitzt, zieht sich für die umfangreichen Verhöre des Klinikpersonals ins Präsidium zurück. Als sich Schenk hingegen als Pfleger in die Klinik einquartiert, erkennt er schnell, dass in dieser abgeschotteten kleinen Welt wundersame Dinge vorgehen. Ein Mikrokosmos, der seinen eigenen Gesetzen zu folgen scheint. Besonders interessiert ihn die Schwester Maria Everbeck (Anna Maria Mühe) die von Visionen geplagt wird und glaubt über besondere Heilkräfte zu verfügen.
Zwischen Putzdienst und Essensausgabe kommt er in engen Kontakt mit Patienten und Klinikpersonal und ihren ganz unterschiedlichen Schicksalen. Aber für Mitgefühl und Trauer gibt es scheinbar keinen Platz. Gut und Böse, das wird in diesem Fall des Kölner Ermittlerduos nur allzu deutlich, liegen mitunter nah beieinander.
Kritik: Die Spannung verschwindet im Nebel
“Müde Mystery”, urteilt Meine-Filmwelt-Kritiker Oliver Lysiak (Batzman). "Stehen die Krimis des Kölner Teams gewöhnlich für solide und spassige Abendunterhaltung, wollte der Funke diesmal nicht so recht zünden. Das lag jedoch mehr an der schwurbeligen Story, als an den gewohnt souverän spielenden Schauspielern. Das Team Ballauf und Schenk funktioniert und so waren auch die Momente, in denen sich die beiden anfrotzeln und Schenk Ballauf wegen seiner panischen Angst vor der Magenuntersuchung aufzieht, die Lichtblicke, in diesem ansonsten etwas fußlahm inszenierten Tatort.
Man wurde den Eindruck nicht los, dass hier mit vielen Stimmungsbildern und den breit ausgewalzten Visionen der katholisch bewegten Krankenschwester notdürftig kaschiert werden sollte, wie dünn die Story eigentlich war. Wie wenig tatsächlich passiert. Hinter all dem Mumpitz um “Heilen durch Handauflegen” und “Stimmen aus dem Jenseits” stand letztlich nur die recht banale Rachegeschichte, einer Frau, die nicht damit klar kam, dass eine Affäre zu Ende ging. Das Opfer dieser Folge, der Arzt musste letztlich nur aus versehen dran glauben, weil er zum falschen Zeitpunkt für einen Kollegen eingesprungen war. Ob man für diese ausgelutschte Geschichte dann aber tatsächlich 90min braucht, in denen wenig passiert, außer Schwester Hirngespinst beim ätherisch dreinschauen und Schenk beim Spucknapf auswaschen zuzusehen, möchte ich bezweifeln. Und für eine Folge mit sovielen Gespenstern waren Auflösung und Dialoge dann oft doch zu geistlos. Das Team stimmt, aber das Drehbuch mit seinem Hauch von Wunderheiler-Romantik kann man getrost den Hasen geben. Ansonsten gilt weiterhin die alte Weisheit von Altkanzler Schmidt: Wer Visionen hat soll zum Arzt gehen."
Judith von Stereburg urteilte in der FR nur wenig gnädiger: “Auf dem Feld zwischen Mumpitz, menschlicher Tragödie und Kritik am deutschen Gesundheitssystem tummelt sich dieser WDR-Tatort aus Köln. Die Schauspieler reißen es weitgehend raus, wenn das Buch von Markus Busch und die Mystery-Thriller-Regie von Torsten C. Fischer die Nebelmaschine – im wörtlichen und übertragenen Sinne – zu hoch aufdrehen.”
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Eure Meinung zum Tatort: Rabenherz.