Tetro: Ein Drama griechischen Ausmaßes

15.05.2009 - 12:40 Uhr
Vincent Gallo als Tetro
American Zoetrope
Vincent Gallo als Tetro
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Francis Ford Coppolas jüngster Film eröffnet die Sektion Quinzaine des réalisateurs.

Zuerst hieß es, Francis Ford Coppola wolle seinen jüngsten Film nicht in Cannes zeigen. Die Einladung von Thierry Fremaux, dem Chef dem Festivals, schlug er aus (wir berichteten). Eine Woche später hieß es dann: Tetro ist doch mit dabei und eröffnet die Sektion Quinzaine des réalisateurs.

Tetro ist der erste Film seit 35 Jahren, zu dem Coppola das Drehbuch selbst geschrieben hat. In einem Kurzvideo, in dem er den Film vorstellt (auch bei uns), nennt er die Gründe hierfür nur vage – fest steht, dass dieser Film das sei, was er schon lange machen wollte. Im selben Video umschreibt der 70-jährige Filmemacher das Projekt als ein Drama griechischen Ausmaßes, das von rivalisierenden Brüdern und einem dominanten Vater handelt. Bezüge zu seiner eigenen Vergangenheit gebe es aber nicht – die Geschichte ist frei erfunden.

Gestern eröffnete der Film die Sektion Quinzaine des réalisateurs. Die Vorführung fand bereits Niederschlag in der Presse, den wir euch selbstverständlich nicht vorenthalten wollen:

Ein wenig angestrengt gibt sich Daniel Kothenschulte von der Frankfurter Rundschau: “Tatsächlich gelingen dem Regisseur noch immer die Szenen mit den jungen Darstellern, doch wie beim glücklosen Vorgänger Jugend ohne Jugend liegt ein bleischwerer Kunstanspruch über allem. Es ist ein weiter Weg vom einstigen Cannes-Gewinner Apocalypse Now zu diesem opernhaften Melodram, doch es gibt auch eine gestalterische Freiheit in diesem Alterswerk und eine verspielte Neugier im Umgang mit dem neuen HD-Format. So ist es durchaus einleuchtend, dass Tetro nicht im Hauptwettbewerb läuft, sondern die experimentellere Nebenreihe Quinzaine eröffnete.”

Der Film “wirkt in Form und Inhalt wie ein Stück von Arthur Miller aus den Fünfzigern”, meint Hanns-Georg Rodek in der Welt. “Der Film selbst ist lange eine ziemlich theatralische Angelegenheit und nimmt erst etwas Fahrt auf, wenn alle die Wohnung von Tetros Freundin Richtung Patagonien verlassen. Selbst dort bleibt das Vater/Sohn-Drama recht voraussehbar.”

Christina Nord von der TAZ resümiert: “Coppola inszeniert eine schmerzensreiche Familiengeschichte, in der sich vieles auf fatale Weise zu wiederholen scheint – etwa die Rivalität zwischen den Brüdern, die schon das Verhältnis von Carlo Tetrocini zu seinem Bruder prägte. ‘Ich habe mich von meiner Familie geschieden’, herrscht Tetro Bennie in einer Szene an. Der Film will das Gegenteil beweisen: Familienbande kappt man nicht, ohne daran zugrunde zu gehen.”

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