Der Sommer beginnt – langsam aber sicher – und wir denken an Urlaub in Italien und daran, dass am 9. Juni 2011 die italienische Komödie Kusswechsel – Kein Vorspiel ohne Nachspiel in den deutschen Kinos startet! Regisseur Fausto Brizzi versucht sich am Thema “Geschlechterkampf”. Er zeigt eine Ehefrau, die nach einem Gedächtnisverlust ihren Mann vom Fußballfanatiker zum Opernliebhaber umerzieht, einen Familienvater, der seine geschiedene Frau und die gemeinsamen Kinder bittet, seiner alten Mutter eine heile, gemeinsame Familie vorzuspielen, und andere Absurditäten. Wir zeigen euch, dass die zeitgenössische italienische Filmlandschaft Einiges zu bieten hat und präsentieren euch mit stolz geschwellter Brust eine Top 7 des aktuellen italienischen Films!
Platz 7: Buongiorno, notte – Der Fall Aldo Moro (2003) – Statt RAF
Marco Bellocchio zeigt in diesem Film die Entführung und Ermordung des christdemokratischen Politikers Aldo Moro (wunderbar gespielt von Roberto Herlitzka) 1978 aus der Perspektive der Täter – der Roten Brigaden. Im Mittelpunkt des Films steht Chiara (Maya Sansa), ein junges Mitglied der Brigate Rosse, für die sich Traum und Wirklichkeit immer mehr verwischen. Der dicht erzählte Psychofilm zeigt ein Stück in Deutschland wenig bekannte italienische Zeitgeschichte.
Platz 6: Der Postmann (1995) – Verträumte Inselgeschichte
Der Film von Regisseur Michael Radford erzählt die Geschichte einer ungleichen Freundschaft auf der kleinen Insel Salina im Süden Italiens in den 50er Jahren. Der schüchterne und wenig gebildete Fischer Mario Ruoppolo wird der private Briefträger des chilenischen Dichters Pablo Neruda, der mit seiner attraktiven Frau Urlaub auf der Insel macht. Mario kommt so mit einer Welt in Kontakt, der er in seinem eingeschränkten Inselleben vorher nie begegnet war. Der Postmann wurde weltweit mit 18 Filmpreisen ausgezeichnet.
Platz 5: Gomorrha – Reise in das Reich der Camorra (2008) – Schluss mit Romantik
Mit der Romantisierung, welche die Mafia mit Der Pate erfahren hat, ist hier Schluss. Matteo Garrone zeigt in seinem Fim, der auf der gleichnamigen Buchvorlage des Autors Roberto Saviano basiert, die neapolitanische Camorra von ihrer wahren Seite und die ist nur eins – hässlich. Der Film wurde zum großen Teil an authentischen Orten in der Peripherie Neapels gedreht. Neben professionellen Schauspielern sind viele Rollen des Films mit Laiendarstellern aus der Gegend besetzt worden.
Platz 4: Das Leben ist schön (1997) – Roberto Begnini in Bestform
Der erfolgreichste italienische Film aller Zeiten ist eine Tragikomödie von und mit Roberto Benigni, die im Zweiten Weltkrieg spielt. Es ist ein modernes Märchen, das mit allergrößter Menschlichkeit das bitter-absurde Schicksal eines liebenden Vaters und dessen Sohn im Konzentrationslager zeigt. Das Leben ist schön hat Benigni verdientermaßen Oscars für den besten nicht-englischsprachigen Film und die beste männliche Hauptrolle eingebracht.
Platz 3: Brot und Tulpen (2000) – Die Befreiung der Hausfrau
Auf einer Busreise wird Rosalba, eine Hausfrau aus Pescara, in einem Autobahnrestaurant von ihrer Familie vergessen. Die Gelegenheit für sie endlich mal nach Venedig zu kommen – eine Entscheidung, welche ihr ganzes Leben umkrempeln wird! Ein sehr charmanter Film von dem italienisch-schweizerischen Regisseur Silvio Soldini mit einem wunderbaren Bruno Ganz als depressiver isländischer Kellner!
Platz 2: Das Fenster Gegenüber (2003) – Liebe 1943 und heute
Das einzige Glück der arbeitenden Mutter Giovanna ist es ihren attraktiven Nachbarn zu beobachten. Als Giovannas Mann einen alten Mann mitbringt, droht die Ehe zu zerbrechen. Doch durch den alten Mann kommt sie mit dem unerreichbaren Nachbarn in Kontakt und eine bewegende Liebesgeschichte aus dem Jahre 1943 tritt ans Licht. Dem italienisch-türkischen Regisseur Ferzan Ozpetek gelingt ein lebensbejahendes Meisterwerk. Massimo Girotti glänzt in seiner letzten Rolle – der viel beschäftigte italienische Fernsehschauspieler verstarb kurz nach Ende der Dreharbeiten an Herzversagen.
Platz 1: Die Besten Jahre (2003) – Großartige Familienchronik
Marco Tullio Giordana erzählt die Geschichte der römischen Familie Carati zwischen 1966 und 2000. Mit der Schilderung scheinbar alltäglicher Lebensläufe gelingt eine Chronik Italiens. Alle Charaktere schließt man so ins Herz, dass man nach den sechs Stunden der besten Jahre, nicht fassen kann, dass sie nun vorbei sein sollen. Der Titel des Films ist an eine Gedichtsammlung des ermordeten italienischen Regisseurs und Dichters Pier Paolo Pasolini angelehnt.
Jetzt seid ihr gefragt: Haben diese Filme ihren Platz der Top 7 verdient? Welcher Film fehlt eurer Meinung nach?