Travis - Allein in New York

25.07.2011 - 08:50 Uhr
Aktion Lieblingsfilm: Taxi Driver
Columbia Pictures/moviepilot
Aktion Lieblingsfilm: Taxi Driver
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Taxi Driver mit Robert De Niro ist einer der Filme, die es einem unserer User besonders angetan haben. Deswegen hat er einen Text verfasst, den er uns geschickt hat.

Martin Scorsese schaffte mit Taxi Driver einen den bedeutendsten Filme der letzten 50 Jahre und an Aktualität hat er bis heute nicht verloren. Dieser Film zeigt nicht nur die Auswirkungen des Post-Vietnam-Syndrom auf das Verhalten eines alleingelassenen Menschen, sondern lehrt außerdem, dass man ein Mädchen beim ersten Date lieber nicht in das Erotikkino seiner Wahl mitnehmen sollte.

„Ich fahr’ überall hin.“

Wir begleiten den politisch uninteressierten, ungebildeten und von Schlafstörungen verfolgten Travis Bickle zu seinem neuen Job als Taxifahrer. Seine Meinung ist geprägt durch den Vietnam-Krieg, den er mit seinen 26 Jahren erleben musste und dem Ausblick, dem ihm das Fenster in seinem Taxi bietet. Obwohl er die Stadt hasst, fährt er in die marodesten Viertel New Yorks nur um mal wieder seinen Hass zu befreien und sich von ihm antreiben zu lassen.

Auch auf der Beziehungsebene lief schon lange nichts mehr. Pornos lassen Travis seine einsame Freizeit jeden Tag aufs Neue ertragen, bis er sich in die Wahlkampfhelferin Betsy verliebt. Seine soziale Inkompetenz verschafft ihm auch diesmal einen Korb, der ihn in seinem Wahn eine Ebene höher befördert.

In seinem Tagebuch hält „Gottes einsamster Mann“ Selbstjustizgedanken, die immer und immer wieder seinen Kopf durchfließen, fest. Irgendjemand muss diese Stadt säubern, sagt er sich, und von der Regierung kann er es nicht erwarten, denn diese hat ihn enttäuscht. Der Revoluzzer möchte kämpfen, doch für was?

„Eines Tages wird ein schwerer Regen kommen…“

Während des gesamten Film bekommt der Zuschauer durchgehend Einblicke in das Leben der städtischen Unterschicht. Wie schon Bobby Womack von der 110ten sang, so sind auch hier die Straßen voll mit Zuhältern, Prostituierten und anderen „Freaks“, wie Travis sie nennt. Die Großstadt hat sich verändert. Die Wirtschaft der 70er forderte ihren Tribut und die Armut brachte weitere Kriminelle zur Welt. Wo sind die ehrlichen Menschen und das Amerika, für das er im Krieg gekämpft hat?

Für Travis kristallisiert sich nur eine Lösung für das große Problem seiner Stadt. Der Krieg holt ihn wieder ein und er beginnt, seine Kräfte zu mobilisieren. Er bringt seinen Körper wieder in Form und macht einen Großeinkauf bei einem Waffenschieber. Er ist nicht mehr der passive Beobachter, denn nun hat eine 44er Magnum und ein genauso großes Selbstbewusstsein. Hier wird man Zeuge einer der bekanntesten Szene der Filmgeschichte, wenn Travis sich vor seinen imaginären Feinden im Spiegel profiliert.

Ab hier sollte jeder für sich die radikale Entwicklung des Taxi-Fahrers aus New York anschauen. Die eigentliche Aktion erwartet den Zuschauer erst gegen das Ende, welches an das Lolita-Motiv in Léon – Der Profi erinnert.

Was macht Taxi Driver nun so großartig? Einerseits ist es das Budget von vergleichsweise lächerlichen 1,3 Mio. und die wunderschöne Kamera-Arbeit, mit dessen Hilfe Scorsese eine in sich stimmige Atmosphäre erschaffen konnte. Aber die größte Leistung ist ganz klar die meisterhafte Darstellung der Entwicklung des Protagonisten. Sie verkörpert die Kritik am Krieg und zeigt welche verheerenden Auswirkungen dieser auf einen gewöhnlichen Mann haben kann. Auch deutet Scorsese eine Lösung an, welche natürlich in der Bildung liegt, die verhindern würden, dass man die Welt nur aus dem kleinen Blickwinkel eines Taxifensters betrachtet.


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