Die Jugend-Dystopie Ugly - Verlier nicht dein Gesicht
hat sich nach ihrem Start am letzten Donnerstag an die Spitze der Netflix-Film-Charts gesetzt. Ob das Sci-Fi-Abenteuer wirklich so schlecht ist, wie viele Kritiken sagen, müssen alle für sich selbst entscheiden. Ein wiederholter Kritikpunkt zeigt jedoch, dass viele den Film nicht verstanden haben.
Kritik am Netflix-Cast um Joey King: Sind die "Hässlichen" in Ugly zu schön?
Ugly spielt viele hundert Jahre in der Zukunft und operiert (buchstäblich) nach einer simplen Prämisse: Um eine Gleichheit zwischen allen Menschen herzustellen, bekommt jede:r mit 16 Jahren eine Schönheits-OP. Auch Hauptfigur Tally Youngblood (Joey King) freut sich auf diese körperliche Veränderung. Als ihre Freundin Shay (Brianne Tju) allerdings davonläuft und Tally selbst der Eingriff daraufhin verweigert wird, folgt sie ihr an den Rebellen-Ort namens Smoke und lernt dort die alternative Lebensweise unoperierter Menschen kennen.
Ugly etabliert in der Benennung der Figuren vor und nach ihrer OP einen klaren Unterschied zwischen "Uglies" (Hässlichen) und "Pretties" (Hübschen). Doch eine wiederkehrende Kritik des Netflix-Publikums lautet, dass die Uglies in Ugly zu schön seinen. Folgende Kommentare zeigen das beispielhaft:
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Netflix’ Ugly hat das erwartbare Problem, dass die Pretties die umwerfendsten Menschen sind, die du je gesehen hast und die Uglies … ebenfalls die umwerfendsten Menschen, die du je gesehen hast.
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Diese [unoperierten Bewohner des Smoke] sollen … hässlich sein?
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Es tut mir Leid, aber Keith Powers ist zu hübsch. Ich kann mich nicht mal auf die schlechte Story von Ugly konzentrieren.
TheFreshBeef schreibt bei Letterboxd : "Dinge, die in diesem Film hässlich sind: das CGI, die Dialoge, das Welt-Design, die Action. Dinge, die nicht hässlich sind: die Menschen."
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Wer glaubt, Joey King sei nicht gutaussehend, muss sich mal die Augen untersuchen lassen.
Auf den ersten Blick mögen diese Kommentare auf die witzige Beobachtung abzielen, dass keine unoperierte Person in Ugly in der heutigen Realität als hässlich bezeichnet werden würde. Auf den zweiten zeigen sie allerdings, dass hier die Botschaft des Films nicht angekommen ist.
Die Uglies in Netflix’ Ugly erklärt: Schönheit ist immer ein Konstrukt, auch in der Zukunft
Schönheitsideale, also das, was die Gesellschaft an Menschen als "schön" empfindet, sind willkürlich … und wechselhaft. Das war in der Vergangenheit schon so – warum sollte es in der Zukunft von Netflix’ Ugly anders sein? Die adelige Blässe, die vor 200 Jahren noch als schön galt, wurde von sonnengebräunter Haut abgelöst. Die sinnlich-üppigen barocken Körper des Malers Peter Paul Rubens sind im 20. Jahrhundert dünnen Models gewichen.
Ugly spielt 300 Jahre in der Zukunft, was nahelegt, dass in der Dystopie erneut andere Schönheits-Regeln greifen als bei den "Rusties" (also unserer in der Zukunft untergegangenen Gesellschaft). Demnach sieht Tallys Lebenswelt sie als optische Außenseiterin, weil ihr Körper und Gesicht nicht exakt den immergleichen Formen entsprechen, die allen gepimpten Pretties operativ aufgezwungen werden – einen Look, den viele mit TikToks "Bold Glamour"-Filter vergleichen .
Im günstigsten Fall ließe sich noch argumentieren, dass der Netflix-Film den Unterschied zwischen den operierten und unoperierten Menschen in Ugly nicht deutlich genug macht. Aber eigentlich zeigt die Verhöhnung der "zu schönen Uglies" nur, was die Zuschauender:innen an dem Film nicht verstanden haben: Dass sie ihre eigenen (heutigen) Schönheitsideale auf den Cast rund um Joey King anwenden, während Ugly in Wahrheit für seine futuristische Gesellschaft neue Schönheitsregeln erschaffen hat.
Niemand ist hässlich: Ugly-Autor Scott Westerfeld unterstreicht seine wahre Buch-Botschaft
In der Romanvorlage * von Scott Westerfeld ist das noch deutlicher, weil hier klar wird, dass die "Uglies" (auch nach heutigen Standards) keineswegs unansehnlich aussehen. Dem Vorwurf, Joey King sei zu gutaussehend für die Hauptrolle von Ugly entgegnete der Autor gegenüber Decider : "Es gibt in meinem Buch viele Beweise im Text, dass Tally tatsächlich ziemlich hübsch ist. Sie denkt nur, sie wäre hässlich."
Die veränderten Schönheitsstandards der Zukunft zeigen sich im Roman beispielsweise dadurch, dass Tally ihrer Freundin Shay den Ugly-Spitznamen "Skinny" gibt, weil sie zu dünn und damit ungesund aussieht. Wobei ein magerer Körper heute wohl in den Augen vieler noch immer als "schön" angesehen würde.
Bei dem vorherrschenden (durch die Operation reglementierten) Schönheitsideal der Pretties fallen Tally, David, Croy, Shay und Co. schlicht aus dem Raster, das in der Zukunft noch enger zu sein scheint als heute. Weil ihnen, genau wie vielen Jugendlichen heute, gesagt wird, dass sie ein bestimmtes Aussehen haben müssen, um "schön" zu sein, halten viele sich fälschlicherweise für hässlich. Sie sind Opfer einer gesellschaftlichen Gehirnwäsche geworden … und viele Netflix-Zuschauer:innen unserer Zeit offenbar auch.
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