Von Berufswegen begibt sich Clemens Trunschka (Ulrich Tukur) jeden Tag auf die Suche nach Menschen, die ihren Job perfekt beherrschen. Privat gleicht das Leben des Headhunters einem Scherbenhaufen. Als ihn sein Alkoholismus auch in der Karriere zum Verhängnis zu werden droht, begibt sich Trunschka nach Houston, Texas, um einen großen Fisch an Land zu ziehen. Mit allen (auch unlauteren) Mitteln versucht er einen amerikanischen CEO zu erreichen, um ihn für seine Auftraggeber abzuwerben. Doch der Griff nach dem letzten Karriere-Strohhalm wird für die Mischung aus Willy Loman und Josef K. zur Irrfahrt durch die eigene innere Leere.
In seinem zweiten Spielfilm Houston schickt der deutsche Regisseur Bastian Günther einen alternden Jäger in eine Einöde, der er nicht mehr gewachsen ist. Der dritte Hauptdarsteller des Films ist ohne Frage die titelgebende Stadt, die, wenn sie sich auch nicht von ihrer besten Seite zeigt, so doch eine äußerst markante Rolle spielt. Das wirklich deprimierende an dem spröden Porträt eines Verlorenen ist wohl, wie hervorragend sich der graue Anzugträger der erdrückend eintönigen Architektur der Großstadt unterordnet. Im allein von der brennenden Sonne erwärmten Stahl-Beton-Moloch bewegt sich Trunschka zunächst, als hätte er nie etwas anderes gemacht (und wahrscheinlich hat er das auch nicht), doch die Jahre in der kapitalistischen Wildbahn fordern ihren Preis.
Die beiden anderen Hauptdarsteller ergänzen sich vor dem Hintergrund dieser amerikanischen Großstadt ganz ausgezeichnet. Auf Ulrich Tukur ist ja eigentlich immer Verlass und Houston wurde glücklicherweise nicht von Nico Hofmann produziert. Die überraschendste Erkenntnis dieses gemächlichen Dramas ist jedenfalls, dass Tukur und Hauptdarsteller Nummer 2, der vielseitige amerikanische Charakterdarsteller Garret Dillahunt (Deadwood, Looper) als redselige Zufallsbekanntschaft, ein ganz wunderbares Duo für Buddy-Komödien abgeben würden.
Heute im TV: Houston (2013)
Wann: 22:45 Uhr
Wo: ARD