Vergesst The Batman: Der Joker trifft auf den Pinguin in der witzigsten Film-Reunion des Jahres

06.09.2022 - 19:00 UhrVor 1 Jahr aktualisiert
Colin Farrell in The Banshees of InisherinThe Walt Disney Company Germany GmbH
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Colin Farrell beweist in The Banshees of Inisherin, dass er einer der vielseitigsten Schauspieler Hollywoods ist. Und bekommt dabei nicht nur vom Joker aus The Batman Unterstützung.

Eine Sache direkt zu Beginn: Martin McDonagh ist einer meiner Lieblingsregisseure, 7 Psychos einer meiner Lieblingsfilme und wer mit absurden Figuren nichts anfangen kann, die sich in noch absurderen Schlagabtäuschen verlieren, bis es irgendwann komplett eskaliert und Blut fließt, für den wird der folgende Film nichts sein.

Aber für alle anderen: The Banshees of Inisherin hat bei den Filmfestspielen in Venedig Premiere gefeiert, wurde 13 Minuten (!) beklatscht und ist genau das, was man von McDonagh erwartet: witzig, bizarr, gewalttätig und in seiner Schrulligkeit komplett anders als das, was sonst so in Hollywood passiert. Interessanterweise vereint der Film, der so gar nichts mit Superhelden-Narrativen zu tun hat, gleich zwei DC-Bösewichte aus The Batman.

Martin McDonaghs The Banshees of Inisherin mit Collin Farrell ist einer der witzigsten Filme des Jahres

Im Kern geht es um zwei Männer auf der winzigen irischen Insel Inisherin. Im Jahr 1923 gibt es hier nicht so richtig viel zu tun, außer sich jeden Nachmittag in den Pub zu setzen und so lange zu trinken, bis es dunkel ist. Jeder kennt hier jeden und wenn sich zwei streiten, ist es schwer, das Ganze nicht an die große Glocke zu hängen – geschweige denn, sich aus dem Weg zu gehen.

Colin Farrell (links) und Brendan Gleeson in The Banshees of Inisherin

Umso traumatischer ist es für den etwas einfach gestrickten Pádraic (Colin Farrell), als sein bester Freund Colm (Brendan Gleeson) ihm plötzlich die Freundschaft kündigt und eine harte Ansage macht: Wenn Pádraic ihn nicht in Ruhe lässt, wird sich Colm für jeden Gesprächsversuch seines ehemals besten Freundes einen Finger abschneiden. Eine Situation, die nicht nur Pádraics Welt zum einstürzen, sondern auch die gesamte Insel in Aufruhr bringt. Da beleidigt der Pfarrer im Beichtstuhl einen Sünder, es wird sich über Zwergesel gestritten und am Schluss brennen sogar Häuser.

The Banshees of Inisherin erzählt voll liebevoller Härte vom brutalen Ende einer ungleichen Männerfreundschaft zu Zeiten des irischen Bürgerkriegs. Martin McDonagh schont seine Charaktere nicht, bei denen fast jeder Dialog in einem verbalen Gefecht endet und die mehr als einmal bluten müssen, aber er versteht sie auch in ihrem Starrsinn, ihren unerfüllten Wünschen und ihren Ängsten.

Man kann nicht anders, als die Bewohner:innen von Inisherin zu mögen und mit ihnen zu leiden. Sei es nun Pádraics Schwester Sioban (Kerry Condon), die sich nichts mehr wünscht, als Inisherin endlich verlassen zu können. Die gruselige Mrs. McCormick (Sheila Flitton), die von einem nahenden Tod berichtet. Oder der einzige auf der Insel, der in den Augen der Dorfgemeinschaft ein noch größerer Trottel ist als Pádraic: der Polizistensohn Dominic (Barry Keoghan), dessen Vater ihn hinter geschlossenen Türen körperlich und seelisch missbraucht.

Die schwarze Komödie ist nicht nur für The Batman-Fans eine gelungene Reunion

Dass sich der Cast wie eine große dysfunktionale Familie anfühlt, hat einen Grund: Viele der Beteiligten haben bereits miteinander gedreht. Collin Farrell spielte in The Batman den Bösewicht Pinguin, in dessen Rolle er auch in der Spinoff-Serie The Penguin schlüpfen wird. Barry Keoghan hingegen verkörperte im gleichen DC-Film den neuen, absolut albtraumhaft aussehenden Joker. In The Banshees of Inisherin spielen sie das komplette Gegenteil: liebenswerte Dullis. ("Touché!" - "To what?" - "Ché. That's french.")

Seht hier den Trailer zu Brügge sehen... und sterben?

Brügge sehen und sterben - Trailer (Deutsch) HD
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Die größte Reunion findet aber zwischen den beiden Hauptfiguren und dem Regisseur statt. Zuletzt standen Brendan Gleeson und Farrell in Brügge sehen... und sterben? gemeinsam für Martin McDonagh vor der Kamera. Auch hier spielten sie ein ungleiches Paar zwischen kulturinteressierter Vaterfigur und Holzkopf mit einem Herz aus Gold, nur eben als Auftragskiller. Die gleiche Magie lässt sich nun auch in The Banshees of Inisherin spüren, der Brügge zumindest ebenbürtig ist.

Wie diese ganz besondere Tragikkomödie in der Breite der Masse ankommen wird, bleibt abzuwarten. Der Film startet in Deutschland am 12. Januar 2023 in den Kinos. Eine Sache ist jedoch klar: Zu irgendeinem Zeitpunkt werden Colin Farrells Augenbrauen für einen Oscar nominiert werden müssen. Was im Gesicht dieses Schauspielers passiert, ist unfassbar.

Freut ihr euch auf The Banshees of Inisherin?

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