Warum kriegen die Matrix-Macher immer wieder Geld?

06.06.2015 - 08:05 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Sense8Netflix
28
6
Seit gestern zeigt Netflix die erste Serie der Geschwister Lana und Andy Wachowski. Finanziert wurde das ganze Projekt als Eigenproduktion des Online-Streaming-Dienstes. Aber warum kriegen die Geschwister immer wieder Geld?

Gestern startete die Veröffentlichung der Science-Fiction-Serie Sense8 beim Online-Streaming-Dienst Netflix. Nachdem die letzten drei Filme der Geschwister Andy und Lana Wachowski in den USA jedoch riesige Flops waren, ist es verwunderlich, dass sie ihre Projekte immer wieder finanziert bekommen. Was ist das Geheimnis der beiden? Wir haben uns ein bisschen durch ihre Vergangenheit gewühlt.

Zahlen, bitte!

Matrix

Es stimmt schon. Matrix war ein voller Erfolg. Bei einem Produktionsbudget von 63 Millionen US-Dollar hat der Film allein in den Vereinigten Staaten 171,5 Millionen eingespielt. Getoppt wird das von der Fortsetzung Matrix Reloaded, der bei Kosten von 150 Millionen Dollar sage und schreibe 281,6 Millionen in die Kinokassen spülte. Matrix Revolutions schaffte es in den USA jedoch schon nicht einmal mehr, die Produktionskosten von ebenfalls 150 Millionen Dollar auszugleichen. Mit einem Ergebnis von 139,3 Millionen bleibt der Film weit abgeschlagen von Teil eins und zwei.

Doch was heißt das überhaupt? Bisher sind das ja alles nur Zahlen, die wir allerhöchstens gegeneinander aufwiegen können. Aber ist ein Film, der fast das Doppelte seiner Kosten einspielt, gleich ein Erfolg? Die Antwort hat uns io9  geliefert. Durch Interviews mit Box-Office-Experten haben sie uns eine einfache Faustregel geliefert, anhand der wir ziemlich schnell berechnen können, ob ein Streifen ein Flop oder ein Kassenschlager ist: Ein Film muss das Zweifache seiner Kosten einspielen, um sich zu rentieren. Bisher hat Matrix als einziger Film der Wachowkis dieses Kriterium erfüllt. Doch es geht noch schlimmer...

Wachowski, das Kassengift

Emile Hirsch in Speed Racer

Mit Speed Racer haben die Wachowskis sich einen Tiefpunkt gesetzt. Bei 120 Millionen US-Dollar spielte der Film nur 43,9 Millionen ein. Laut der gelernten Faustregel fehlen dem Film somit fast 200 Millionen Dollar, um kein Flop zu sein. Auch mit Cloud Atlas - Alles ist verbunden taten sich die beiden keinen Gefallen. Der 102 Million Dollar teure Film, den sie zusammen mit Tom Tykwer (Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders) drehten, sorgte in Amerika für einen Kassensturz von 27,1 Millionen Dollar. Die Spitze des Eisbergs bildet jedoch ihr letzter Streifen Jupiter Ascending. 176 Millionen US-Dollar kostete der ganze Spaß und brachte mit 47,4 Millionen nur etwas mehr als ein Viertel seiner Kosten ein. Schwache Kür könntet ihr meinen. Es gibt aber noch etwas zu beachten. Denn wie sieht's eigentlich mit dem internationalen Markt aus?

Die Rettung: das Ausland

Halle Berry und Tom Hanks in Cloud Atlas

Das klingt alles sehr negativ. Aber die Realität sieht ein bisschen anders aus. Denn in den Ländern außerhalb der USA sind die Filme der Wachowski-Geschwister um einiges erfolgreicher. Cloud Atlas spielte beispielsweise mit 103,1 Millionen US-Dollar schon mehr als die Produktionskosten und fast das Vierfache der US-Einnahmen ein. Auch Jupiter Ascending kommt in allen anderen Ländern außer den USA auf 134,5 Millionen. Das ist fast dreimal soviel wie die Einnahmen in den Vereinigten Staaten. Gut, Speed Racer hat insgesamt weltweit 93,9 Millionen eingespielt und bleibt somit sogar hinter den Produktionskosten. Das kann allerdings sehr gut mit den Einnahmen von Matrix Reloaded kompensiert werden. Die Fortsetzung hat nämlich auf der Welt insgesamt 743,1 Millionen-US-Dollar eingespielt, also das fast Fünffache der Produktionskosten.

Was den Wachowskis allerdings wirklich zugute kommt, ist die Globalisierung des Filmmarkts. Sowohl Speed Racer als auch Cloud Atlas wurden teilweise in Deutschland gedreht, weshalb sie staatliche Förderung erhalten haben, die im Nachhinein nicht zurückgezahlt werden muss. Rund 18 Millionen Dollar des Cloud Atlas-Budgets kommen laut der New York Times  aus Deutschland. Da die Literaturverfilmung durch unabhängige Produktionsfirmen und internationale Investoren gestemmt wurde, blieb das finanzielle Risiko für Warner Bros. als Verleih gering. Anders verhält es sich mit dem Studio-Film Jupiter Ascending. Gesegnet mit der vollen kreativen Kontrolle und einem Personalwechsel in Warners Chefetagen während der Produktion, blieben die Wachowskis laut Deadline  sich selbst überlassen. Das resultierte in einem aufgeblähten Budget, welches Warner mit den Kino-Einnahmen kaum kompensieren wird. Das Sci-Fi-Epos könnte deswegen vorerst der letzte Studio-Film der Wachowskis sein.

Mit Sense8 setzen die Wachowskis wieder auf internationale Schauplätze. Finanziell dürfte deswegen so mancher Förder-Dollar in der Produktion stecken. Währenddessen sieht Netflix darin eine Chance, eine Serie zu produzieren, die mit ihren Locations und Stars alle seine jetzigen und angestrebten Territorien anspricht.

Sag 'mal was zum Inhalt!

Channing Tatum und Mila Kunis in Jupiter Ascending

Wir dürfen aber den wichtigsten Punkt nicht vergessen: Die Wachowski-Geschwister erzählen originelle Geschichten. Sie springen selten auf Remake- und Sequel-Zugpferde auf. Lana und Andy Wachowski suchen sich Geschichten, die entweder so noch nicht die Leinwand erobern durften oder gar vollkommen originär daherkommen. Ob es jetzt gute Werke sind, die dort erschaffen werden, sei einmal dahin gestellt. Der Mut muss trotzdem gelobt werden. Die Geschwister denken über Geschichten (gar Epen!) nach, versuchen sie innovativ umzusetzen und lassen keine Bilder so stehen, als hätten wir sie zuvor schon einmal gesehen.

P.S.: Unerwähnt, aber großartig blieb hier ihr Debüt Bound - Gefesselt. Seht ihn euch an! Für mich ist es bisher ihr bestes Werk.

Was haltet ihr von Sense8?

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News