Was sagen die Kritiker zu... Snowpiercer?

03.04.2014 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Was sagen eigentlich die Kritiker zu unserem Snowpiercer?
SnowPiercer / MoHo
Was sagen eigentlich die Kritiker zu unserem Snowpiercer?
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Snowpiercer rauscht unaufhaltsam durch Schnee und Eis, vor allem aber auf uns zu. Heute startet der viel beachtete Science-Fiction-Film. Bong Joon-hos dystopisches Werk lief bereits auf vielen Festivals – wir verraten euch, wie die Kritiker es finden.

Heute läuft endlich auch in den deutschen Kinos Snowpiercer an. Auf dem außergewöhnlichen Science-Fiction-Film ruhen große Hoffnungen, er wurde im Vorfeld schon mit Lobeshymnen überhäuft und begeisterte auf diversen Filmfestivals. Snowpiercer basiert auf dem französischen Comic Le Transperceneige von Jacques Lob und Jean-Marc Rochette. Regisseur Joon-ho Bong (Mother), der unter anderem dank The Host bereits zu Südkoreas wichtigsten Regisseuren gehört, gibt mit Snowpiercer sein englischsprachiges Regiedebüt. Die multinationale Co-Produktion wartet mit einer Starbesetzung sondergleichen auf: Chris Evans (Captain America – The First Avenger), John Hurt (Dame König As Spion), Tilda Swinton (Only Lovers Left Alive), Jamie Bell (Die Abenteuer von Tim und Struppi – Das Geheimnis der ‘Einhorn’) und Kang-ho Song (Durst) bereichern den Cast. Chan-wook Park (Oldboy), den sich Bong Joon-ho anschickt, als angesagtesten Koreaner abzulösen, ermöglichte die Produktion des Films.

In einer nicht allzu fernen Zukunft geht ein Experiment zur Verbesserung des Erdklimas gewaltig in die Hose. Daraus resultiert die nächste Eiszeit und der Großteil der Menschheit kommt erbärmlich um. Die letzten Überlebenden rasen ununterbrochen in einem speziell hergerichteten Zug (gestatten, Snowpiercer) über die vereiste Erdoberfläche. Angetrieben durch eine hochverehrte, religiös verklärte Maschine hält der Zug nie an. Mit der Zeit entwickelt sich eine Mikrogesellschaft innerhalb des Zuges, doch das soziale Gefüge befindet sich im Ungleichgewicht. Denn das herrschende Kastensystem trennt die Menschen strikt voneinander. Während im vorderen Teil des Zuges die höher gestellten leben, darben in den hinteren Waggons die niedrigeren Klassen. Das führt natürlich zu Problemen, Klassenkampf, Aufstand und Revolution.

Hier die harten Fakten zu Snowpiercer:
338 Community-Bewertungen mit einem Durchschnittswert von 7,1
15 Kritiker-Bewertungen mit einem Durchschnittswert von 7,7
48 Kommentare und 14 Kritiken
6 x Lieblingsfilm und 2 x Hassfilm
864 haben den Film vorgemerkt und 5 sind uninteressiert

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Was sagen die englischsprachigen Filmkritiker zu Snowpiercer?
Oliver Lyttelton von The Playlist zeigt sich hochzufrieden: “Zugegeben, ungefähr bei der Hälfte des Films fragten wir uns, ob da noch mehr Substanz kommt, oder ob wir es einfach mit einem richtig, richtig guten Science-Fiction-Actioner zu tun haben. Aber der Film konnte uns über die ganze Länge hinweg immer wieder überraschen und im letzten Akt kommen sogar noch einige aufregende Ideen an die Oberfläche. […] Harvey Weinstein hat sicherlich seine Gründe, warum er Snowpiercer schneiden möchte. Hier hat er ein visionäres, ergreifendes Werk vor sich, das Bongs Status als einen unserer aufregendsten Filmemacher manifestiert. Es zu verändern, grenzt an Vandalismus.”

Scott Foundas schreibt für Variety auch fast nur positives:
Am Ende entpuppt sich der Film als eine überraschend nachdenkliche Kontemplation über die menschliche Unmenschlichkeit gegenüber seiner Mitmenschen und darüber, ob die Menschheit es überhaupt wert ist, gerettet zu werden. Düsterer Kram, mit Sicherheit, aber nicht ohne ein Fünkchen Hoffnung und kleine Einspritzer von Bongs dunklem, eigenartigem Humor.

Eric Kohn von Indiewire gefällt Snowpiercer mindestens genauso gut und er ergeht sich in tiefsinnigen Interpretationen: “Säuberlich aufgeteilt, aber dicht bepackt und flüchtig, ist der Zug eine Metapher auf die lebhafte, facettenreiche Existenz des Films selbst

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Was sagen die deutschsprachigen Filmkritiker zu Snowpiercer?
Oliver Kaever schreibt in der Zeit: “Die satirischen Spitzen und der politische Kommentar sind integraler Bestandteil von Snowpiercer – obwohl Bongs erzählerischer Ansatz noch besser funktioniert, wenn er in einem konkreten gesellschaftlichen Umfeld verankert ist. In diesem Fall wird daraus ein eher unverbindliches philosophisches Grundrauschen aus Kommentaren zu den Grenzen des Humanismus, zu Evolution und Auslese. Dennoch zeigt Bong Joon-ho, dass Action-Kino nicht zwangsläufig laut und sinnfrei sein muss. Seine Filme nutzen zwar Genreregeln, aber Bong bricht die Strukturen auf und legt den Blick frei auf extreme emotionale Zustände. Das macht auch Snowpiercer zu Action-Avantgarde.

David Steinitz von der Süddeutschen kann Snowpiercer auch viel abgewinnen und thematisiert unter anderem die Videospiel-Ästhetik: “Selbst im heftigsten Kampfgefecht drosselt Bong dann das Tempo, spielt mit Licht und Schatten oder verlegt eine Kampfszene komplett ins Dunkle, um sich nur auf die dumpfe Tonspur zu konzentrieren. Ein ziemlich irres Jump’n’Run-Spektakel, als wäre man in einem manisch-depressiven Arcadespiel gelandet.

Movie-Check können auch kaum glauben, wie gut Snowpiercer geworden ist: “‘Snowpiercer’, obwohl man es meinen könnte, ist keineswegs Hirn aus und Film an Kino. Ganz im Gegenteil! Er akzeptiert den Zuschauer als denkendes Wesen und präsentiert eine intelligente Geschichte, die, trotz ihrer Science-Fiction Thematik, sehr real ist. Vor allem was die Frage angeht, was einer Revolution folgen soll.

Fazit: Selten regnet es so einhellig derartig gute Kritiken. Offensichtlich liefert Snowpiercer mehr als nur grandiose Action-Unterhaltung und Stoff zum Nachdenken, sondern auch einfach große Film-Kunst.

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