Wir schauen Sherlock - Staffel 1, Folge 1

15.05.2012 - 08:50 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
Krimi-Bros: Sherlock Holmes und Dr. John Watson raufen sich zusammen
BBC
Krimi-Bros: Sherlock Holmes und Dr. John Watson raufen sich zusammen
20
13
Am Donnerstag zeigt die ARD die erste Folge von Sherlock Staffel 2. Das nehmen wir zum Anlass, um die drei vorhergehendenn Episoden der BBC-Krimiserie um den berühmtesten Detektiv aller Zeiten zu rekapitulieren.

Das Sherlock -Fieber hat längst Deutschland erreicht. Das weiß auch die ARD, die am Donnerstag um 20.15 Uhr die erste Folge der zweiten Staffel zeigt. Um die Erinnerungen an die ersten drei Episoden von Sherlock aufzufrischen, gibt’s heute, morgen und übermorgen Recaps für die erste Staffel der Erfolgsserie der BBC mit Benedict Cumberbatch und Martin Freeman als Sherlock Holmes und Dr. John Watson. Falls ihr diese schon kennt, dann könnt ihr fleißig Staffel 1 bewerten. Los geht’s mit Eine Fall von Pink (A Study in Pink).

Drei Fakten zum Hintergrund der Texte: Für die Recaps habe ich Sherlock zum zweiten Mal gesichtet. Auf Grund seiner jüngsten Arbeit bei Doctor Who hege ich eine kleine Aversion gegen Sherlock-Co-Creator Steven Moffat. Der beste Sherlock Holmes aller Zeiten wurde von Jeremy Brett in der Granada-Serie The Adventures of Sherlock Holmes gespielt.

Der Fall: Drei Selbstmorde mit ähnlichen Vorzeichen, aber völlig unterschiedlichen Opfern drängen Inspector Lestrade (Rupert Graves) an den Rand seiner Kompetenz. Hat er es mit einem Serienkiller zu tun? Consulting Detective Sherlock Holmes macht Luftsprünge, als ein viertes Opfer gefunden wird. (We’ve got a serial killer on our hands. Love those, there’s always something to look forward to.) Es ist eine Lady in Pink, die als einziges Opfer eine Nachricht hinterlassen hat: ‘Rache’ kratzte sie mit den Fingern in den Holzboden. Die Polizisten glauben deswegen, sie sei aus Deutschland. Sherlock ist ihnen wie immer ein paar Schritte voraus. Doch anstatt dem Mörder auf die Pelle zu rücken, besucht der die Baker Street gleich selbst. Ein Taxifahrer mit einem Aneurysma ist es, der einen Kick bekommt, wenn er andere überlebt (I’ve just outlived four people. That’s the most fun you can have with an aneurysm.) und von einem gewissen Moriarty bei seinen Taten gesponsert wird. Moriarty? Mh, der wird bestimmt nie wieder eine Rolle spielen.

221b Baker Street: Gerade bei der zweiten Sichtung fällt auf, dass der eigentliche Fall dieser ersten Folge von Sherlock nicht besonders stark ist. Die Auflösung, dass ‘Rachel’ das Passwort des E-Mail- und Ortungsdiensts für Smatphones ist, wirkt mehr als unspektakulär und wirft zwei Fragen auf: Wie Smartphone-besessen muss jemand sein, um in seinen letzten Lebensminuten ausgerechnet daran zu denken? Warum wurde das Gerät von der Polizei nicht vorher geortet? Aber so dünn der Fall auch erscheint, so effektiv ist das Finale zwischen Benedict Cumberbatch und TV-Veteran Philip Davis.

Die gesamte Folge lotet vor allem die Gründe aus, warum Kriegsveteran Dr. John Watson ausgerechnet mit jemandem wie Sherlock Holmes zusammenziehen sollte und weshalb dieser überhaupt einen Mitbewohner braucht. Was geben sich diese beiden Männer? Was zieht sie an? Wie Mycroft Holmes (Mark Gatiss) richtig feststellt: Watson sucht das Adrenalin. Erst im Stillstand, im Alltag werden die Symptome eines Posttraumatischen Stresssyndroms sichtbar. Dann erst beginnt der Tremor in seiner Hand. Sherlock wiederum läuft am Ende Gefahr, von seiner eigenen Cleverness verschlungen zu werden. Hätte er die Pille geschluckt? Höchstwahrscheinlich ja. Das ist schließlich der Mann, der einer Horde von Journalisten SMS schickt (wrong!), um vorzuführen, dass er cleverer als Inspector Lestrade ist. Watson muss Holmes wie in früheren Adaptionen im Zaum halten, ihn nicht vor Drogen schützen, sondern vor seinem eigenen genialen Größenwahn. (I’m not a psychopath, Anderson, I’m a high-functioning sociopath, do your research.)

Dieser Gefahr ist sich auch Mycroft Holmes bewusst. Ein Fall von Pink spielt die ganze Zeit mit den Erwartungen des Zuschauers bezüglich Professor Moriarty. Als arch enemy entpuppt sich ausgerechnet der Bruder des Detektivs, gespielt von Mark Gatiss. Der ist auch Co-Creator von Sherlock, Krimiautor, Mitglied von The League of Gentlemen und nachgewisenermaßen ein Skorpion-artiges Monster, das Menschen die Lebensenergie aussaugt. Gatiss hätte einen guten Moriarty abgegeben. Sein Mycroft aber ist ein charismatisches Pendant zu Sherlock, nicht der angestaubte Bürokrat, der in vielen Adaptionen durch den Meisterdetektiv in den Schatten gestellt wird.

Elementary, my dear Watson: Die von Paul McGuigan (Lucky#Slevin) inszenierte erste Folge droht mehrmals über das Tempo ihrer Hauptfigur zu stolpern und die cleveren Text-Einblendungen werden überstrapaziert. Dafür bietet die Show mit Cumberbatch einen Holmes, dem es zwar an Mysterium, aber nicht an seelischen Abgründen fehlt. Es ist ein Meisterdetektiv, dessen pathologische Seite überwiegt, einer der sich gut einreiht neben Serienhelden wie Tony Soprano oder Dr. Gregory House. Ein großer Pluspunkt von Sherlock gegenüber anderen Adaptionen ist indessen Martin Freemans Dr. Watson. Wird die Erzählerfigur der Geschichten von Arthur Conan Doyle auf Leinwand und Bildschirm transferiert, verliert sie häufig ihre Daseinsberechtigung. In Sherlock hat Dr. Watson dafür seine eigenen Dämomen, ist mehr als nur der liebenswerte Typ, dem der Meisterdetektiv den Plot erklärt.

Sherlockgism der Folge: “Anderson, don’t talk out loud! You lower the IQ of the entire street.”

Zitat der Folge: “Look at you lot, you’re all so vacant. Is it nice not being me? It must be so relaxing.” (Sherlock Holmes)

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News