Wolfang Petersen ist tot: Der Regisseur von Das Boot und Die unendliche Geschichte wurde 81 Jahre alt

17.08.2022 - 09:12 UhrVor 1 Jahr aktualisiert
Die unendliche Geschichte
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Mit Das Boot und Die unendliche Geschichte brachte Wolfgang Petersen das deutsche Kino auf Blockbuster-Niveau. Am Freitag ist der Regisseur gestorben.

Vom Tatort bis in die erste Liga Hollywoods schaffte es Wolfgang Petersen in seiner langen Karriere. Der Regisseur aus Emden drehte legendäre Krimis, den besten U-Boot-Film aller Zeiten und ein unvergessliches Fantasy-Märchen. Egal ob Science-Fiction-Kammerspiel oder Clint-Eastwood-Thriller, mythisches Blockbuster-Epos oder knalliger Stirb Langsam-Verschnitt: Petersen bewies seine Vielseitigkeit auf beiden Seiten des Atlantiks. Wie gestern bekannt wurde, ist Wolfgang Petersen an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben.

Kriegsfilm, Fantasy und Sci-Fi: Petersen wechselte fliegend die Genres

Der Absolvent der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin begann seine Karriere in einer Filmkultur, die bereits stark vom Fernsehen und den Öffentlich-Rechtlichen beeinflusst wurde. Hier sorgte er mit sechs Tatort-Episoden für Aufsehen, allen voran dem Klassiker Tatort: Reifezeugnis, der Nastassja Kinski zum Star machte. Er drehte den Katastrophenfilm Smog und das Drama Die Konsequenz über eine homosexuelle Beziehung. Die Konstante seiner Arbeit war schon in diesen Jahren die psychologische Spannung. Das bewies er 1981 auf der großen Leinwand in Das Boot, der legendären Verfilmung des gleichnamigen Romans von Lothar-Günther Buchheim. Auf engstem Raum und in einer extremen Drucksituation navigiert Petersen durch das große Ensemble von Charakterdarstellern, was mit sechs Oscarnominierungen geadelt wurde.

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Danach schlug er einen beeindruckenden Haken, zumindest in Sachen Thema und Genre. Auch Die unendliche Geschichte war eine Bestseller-Verfilmung mit einem ambitionierten Budget, aber da enden die Parallelen. Die Verfilmung eines Fantasy-Romans von Michael Ende verzauberte und traumatisierte eine ganze Generation mit der Geschichte von Bastian (Barret Oliver) und Atréju (Noah Hathaway), der Kindlichen Kaiserin (Tami Stronach) und dem Drachen Fuchur. Petersen und seinem Co-Autor Herman Weigel gelang es, den aufwendigen Effekten Leben einzuhauchen, was spätestens in den herzzerreißenden Todesszenen zum Tragen kam. Drei Worte, die Kinderherzen brechen: Artax im Moor.

In seinem nächsten Film wechselte Petersen wieder das Genre: Der Science-Fiction-Film Enemy Mine - Geliebter Feind, ebenfalls eine deutsch-amerikanische Koproduktion, erzählte von der ebenso ungewöhnlichen wie unfreiwilligen Freundschaft eines Menschen (Dennis Quaid) und eines Aliens (Louis Gossett Jr.), die nach einem Gefecht auf einem fremden Planeten notlanden.

In den 90ern riefen die ganz großen Hollywood-Stars

Danach war der Weg frei nach Hollywood, wo Wolfgang Petersen in den 90er Jahren sein Händchen für Thriller-Unterhaltung bewies. In the Line of Fire - Die zweite Chance über einen Secret Service-Agenten, der ein Attentat auf den Präsidenten verhindern muss, destilliert Petersens Unterhaltungskino vermutlich am besten. Clint Eastwood und John Malkovich stehen sich hier gegenüber als Figuren, die konträrer kaum sein könnten, auch als Schauspiel-Typen. Für große Spannung brauchte Petersen nicht notwendigerweise U-Boot-Schlachten, Glücksdrachen, Riesenwellen usw. Das zeigte er auch im Viren-Thriller Outbreak - Lautlose Killer, der das Grauen aus einer unsichtbaren Gefahr zieht.

Wolfgang Petersen am Set von Vier gegen die Bank

Petersens Pop-Kino der 90er und 2000er zog die ganz großen Stars an. Er schickte Harrison Ford auf ein absurd unterhaltsames Stirb Langsam-Rip-off in Air Force One, jagte George Clooney und Mark Wahlberg durch die Tatsachenkatastrophe Der Sturm und besetzte Brad Pitt als Achilles in Troja. Sein Remake Poseidon war Petersens erster Film, der sichtbar darunter litt, wie viel größer die Effekte waren im Vergleich zu den Menschen vor der Kamera. Der Misserfolg setzte einen Endpunkt unter Petersens Hollywood-Karriere, der danach mit seinem Remake Vier gegen die Bank noch einmal nach Deutschland zurückkehrte. Wieder mit den ganz großen Namen des hiesigen Kinos: Til Schweiger, Matthias Schweighöfer, Michael "Bully" Herbig, Jan Josef Liefers. Es war ein Abschied, bevor wir wussten, dass es einer ist.

Wie Deadline  berichtet, ist Petersen am Freitag in den Armen seiner Ehefrau Maria Antoinette in Los Angeles gestorben. Er wurde 81 Jahre alt.

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