Yvonne Catterfeld spielt mit Serienstar-Klischee

27.08.2010 - 08:50 Uhr
Yvonne Catterfeld in Das Leben ist zu lang
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Yvonne Catterfeld in Das Leben ist zu lang
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Die Soap Gute Zeiten, schlechte Zeiten machte Yvonne Catterfeld berühmt. Seitdem musste die 30-jährige immer wieder mit dem Klischee der Seriendarstellerin kämpfen. In Das Leben ist zu lang von Dani Levy spielt sie eine Kinorolle. Das Multitalent stellt sich im Interview unseren Fragen.

Wie andere Schauspieler vorher suchte auch Yvonne Catterfeld den Einstieg in die Film- und TV-Welt über eine Fernsehserie. Zwischen 2001 und 2005 war sie täglich in der RTL-Soap Gute Zeiten, schlechte Zeiten zu sehen. Diese Rolle startete ihre Karriere: Es folgten weitere Rollen in TV-Produktionen und alternative Karrierewege als Sängerin und Moderatorin. Im Kino durfte sie in Keinohrhasen und Zweiohrküken noch sie selbst sein oder in Große Haie – Kleine Fische und Hexe Lilli – Der Drache und das magische Buch ihre Stimme verleihen. In der Komödie Das Leben ist zu lang von Dani Levy ist Yvonne Catterfeld ab dieser Woche nun in einer weiteren Kinorolle zu sehen. Im Interview verrät die 30jährige, wie sie zum Projekt gekommen ist und wie sie die Dreharbeiten erlebt hat.

Frau Catterfeld, ist das Leben zu lang?
Yvonne Catterfeld: Das habe ich mich auch gefragt, ja. Das Leben ist natürlich eigentlich zu kurz, denkt man. Aber das Leben erscheint einem zu lang, wenn nichts nach Plan läuft und alles aus den Fugen gerät. Mir persönlich erscheint das Leben zu kurz.

Und Alfi Seliger?
Yvonne Catterfeld: Alfi hat große Erfolge gehabt in jüngeren Jahren und wird jetzt daran gemessen. Das ist schon hart, besonders wenn sich der Erfolg dann verliert. Es gibt ja gewisse Parallelen zwischen Dani und der Figur des Alfi, und ich finde es toll, dass Dani auch Alfis Versagen zeigt. Diese Versagensängste sind sicher für Männer was ganz Schlimmes. Das Schöne ist eben, dass Dani darüber spricht und konstruktiv damit umgeht.

Wie haben Sie Dani Levy kennen gelernt?
Yvonne Catterfeld: Er hat mich zum Casting eingeladen und für mich war es ganz klar, dass ich mit ihm drehen wollte. Ich hätte auch die kleinste Rolle übernommen. Ich mag das Skurrile, und ich mag das Philosophische, das Intelligente, für das Dani Levy steht. Er beschreibt ja die Branche, wie sie – nicht nur, aber auch – ist. Und ich spiele mit dem Klischee der Serienschauspielerin, das fand ich gut.

Er hat Sie gegen den Strich besetzt.
Yvonne Catterfeld: Ja, ich habe ja tatsächlich mit dem Klischee zu kämpfen. Ich habe mich sehr erkannt gefühlt von Dani, es ist ja auch ein Film über Klischees. Und bei einem anderen Regisseur hätte ich mich vielleicht benutzt fühlen können. Ich habe jedenfalls sofort verstanden, was Dani wollte und warum er dabei an mich gedacht hat. Er hätte ja auch ein Vorurteil mir gegenüber haben und mich gar nicht erst zum Casting einladen können. Aber er lernt Menschen lieber persönlich kennen und ist ganz offen.

Was zeichnet Dani Levy als Regisseur aus?
Yvonne Catterfeld: Er überschreitet Grenzen. Und er würde sich nie darüber Gedanken machen, was er schreiben müsste, damit der Film beim Publikum ankommt. Da ist er völlig unabhängig, er macht das, was er im Kopf hat. Ich mag ihn sehr, man kann gut mit ihm zusammenarbeiten und über die Rolle sprechen. Er guckt viel, was am Drehort passiert und lässt die Schauspieler auch erst mal machen. Er ist sehr flexibel und jederzeit bereit, irgendwas zu ändern, und er arbeitet mit Humor. Wie Alfi, der einmal im Film sagt „Aber Humor ist doch das einzige, was wir noch haben.“ Für mich ist er ein Genie.

Was hat Sie an dem Film gereizt?
Yvonne Catterfeld: Ich bin froh, dass ich da mitgespielt habe, weil ich solche Filme wie Matrix oder Die Truman Show liebe, wo man am Ende dasitzt und sich fragt: „Könnte das vielleicht so sein? Bin ich vielleicht auch in der Matrix?“ Das hab ich mich während der Dreharbeiten oft gefragt, wenn alle am Set waren, auch der Regisseur, ob ich jetzt als Yvonne auch eine Figur bin und noch mal jemand oben drüber ist. Früher fragte ich mich immer, ob der Traum, den ich jetzt gerade hatte, Wirklichkeit oder die Wirklichkeit ein Traum ist. Als Kind stellt man solche Überlegungen an, die man irgendwann völlig verliert. Damit wieder spielerisch umzugehen wie in diesem Film, finde ich toll. Und als Caro im Film spiele ich ja auch noch eine Figur in der Serie im Film, bin also eine Figur in der Figur in der Figur – das ist irre kompliziert. Und so dirigiert vielleicht in unserem Leben auch jemand, der die Fäden in der Hand hat, und es gibt gar keine Zufälle, sondern alles geschieht nach Plan. Vielleicht sitzen wir hier ja und spielen in einem Film und wissen es gar nicht.

Welche Drehsituation haben Sie in besonders guter Erinnerung?
Yvonne Catterfeld: Ich wusste, dass ich in den Pool in San Remo einen Kopfsprung machen musste. Das hatte ich in meinem Leben noch nie gemacht. Wenn man einmal was nicht kann, wird das umso peinlicher, je älter man wird. Also bin ich zu David Schlichter gegangen und habe gesagt „Du musst mir jetzt helfen, ich kann keinen Köpfer“. Er hat mich erst mal schief angeguckt, aber dann gesagt „Ok, dann bring ich dir den jetzt bei“. Und ich glaube, er war ganz stolz. Also habe ich es probiert und erst mal natürlich einen Bauchklatscher gemacht, dann haben wir ein paar Mal geübt, und dann konnte ich irgendwann den Köpfer. Den hat mir David beigebracht. Am nächsten Tag hatte ich natürlich trotzdem große Angst vor dem Dreh, aber das klappte dann super.

Mit welchen Regisseuren würden Sie gern arbeiten?
Yvonne Catterfeld: Immer wieder mit Dani Levy, mit Matti Geschonneck, mit Rainer Matsutani. Gerne auch mit Oliver Hirschbiegel, Hermine Huntgeburth, Wolfgang Becker oder Caroline Link. Es gibt sehr viele wunderbare Regisseure.

Wo Ihr Euch Das Leben ist zu lang anschauen könnt, erfahrt Ihr in unserem Kinoprogramm.

Mit Material von X Film Verleih

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