Der wahre Autor von Alien 5: Alex stellt sich vor

03.01.2019 - 10:00 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
Im Weltraum hört dich niemand schrei(b)en
Twentieth Century Fox
Im Weltraum hört dich niemand schrei(b)en
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Seit heute darf ich mich Volontär in der moviepilot-Redaktion nennen. Dabei wollte ich eigentlich immer Filme selber machen, statt über sie zu schreiben. Was ist nur passiert?

Wir schreiben das Jahr 2017. Im Mai bringt Ridley Scott sein neues Werk Alien: Covenant heraus und zerstört damit endgültig eine große Vision. Meine, um genau zu sein. Denn nachdem meine geliebte Alien-Reihe seit dem Erscheinen von Alien - Die Wiedergeburt im November 1997 so ziemlich auf Eis lag, machte ich es mir kurzerhand selbst zur Aufgabe, das Franchise fortzuführen und schrieb anno 2010 selber ein Drehbuch zum fünften Teil.

Dass der 183-Seiten-Wälzer natürlich nie verfilmt werden würde (ich habe jedenfalls keine Beziehungen zu Fox), war mir zwar immer bewusst, doch bis zum Erscheinen von Covenant bestand zumindest noch eine theoretische Möglichkeit, der Reihe meinen Stempel aufzudrücken. Beide Geschichten haben übrigens erstaunlich viele Gemeinsamkeiten, ich hab das ausgedruckte Skript doch nicht etwa mal irgendwo liegen gelassen?

Letztlich diente die Schreiberei von Aliens (ja, so lautete der Titel) aber ohnehin nur der praktischen Übung des Drehbuch-Handwerks und als Vorgeschmack auf das spätere Berufsleben. Ich fasste im Jahr 2010 nämlich den spontanen Entschluss, mein Abitur abzubrechen und Film zu studieren. Da aber bis zum Semesterstart noch ein Jahr Zeit zu vertreiben war, zog ich auf eine spanische Insel in den Kanaren und bereitete mich mit dem Schreiben von Aliens auf das Studium vor. Denn wenn man nicht gerade fleißig am Texten ist, kann es dort drüben ganz schön langweilig sein. Eine wirklich sehr hilfreiche Lektüre, um zu erfahren, wie ihr so ein Skript überhaupt auf die Beine stellt, ist übrigens Robert McKees Buch mit dem Titel Story.

Die Faszination des Schnittes

Ich sah damals aber mit vollem Elan der Zukunft entgegen und während der anschließenden Uni-Zeit, die mich wieder zurück in die Heimat führte, faszinierte mich immer mehr der Bereich Schnitt. Seitdem kann ich kaum einen Film sehen, ohne genau darauf zu achten, wie die eine Einstellung an die vorherige platziert wird. Dabei vergaß ich auch gerne mal, dem eigentlichen Geschehen der Handlung meine Aufmerksamkeit zu widmen. Dass ich mit nicht mal 900 Titeln die wohl wenigsten Filme in der moviepilot-Redaktion gesehen habe, liegt wohl auch daran, dass ich mir fast jeden davon mehrfach zu Gemüte führe, nicht wenige davon im zweistelligen Bereich. Es gibt (auch bei den schlechten Vertretern) einfach so viel zu entdecken, dass eine einzige Sichtung in der Regel kaum ausreicht.

Darf mir gerne mal die 70mm-IMAX-Kamera leihen: Christopher Nolan

Wie Christopher Nolan mir Herzklopfen bereitete

Einen Löwenanteil nimmt dabei die Filmografie von Christopher Nolan ein. Heute klingt es fast schon abgedroschen, den längst im Mainstream angekommenen Meisterregisseur zu verehren, jedoch hat der Brite mit seinem Leinwand-Monstrum The Dark Knight im Jahr 2008 in mir die Filmliebe erst so richtig entfacht. Der Mann kann für mich noch so umstritten sein, ich halte seinen Erzählstil und seine Art, bereits im Film gezeigte Aufnahmen für einen kurzen Moment mit einem Zwischenschnitt stumm über die Szene zu legen, für ein Unikat. Sprich: Nolan ist für mich das, was für die großen Regisseure der Gegenwart wohl einst Stanley Kubrick war. Ein künstlerisches Vorbild und eine Inspiration. Neben The Dark Knight sind wohl Prestige und Inception die Filme, welche ich in meinem Leben am häufigsten (und nie genug) gesehen habe. Beide Drehbücher haben im heimischen Regal auch einen Ehrenplatz.

So halte ich sogar an der wohl kontroversesten Arbeit des Filmemachers fest: The Dark Knight Rises mag zwar nicht an seinen Vorgänger heranreichen, bietet jedoch ambitioniertes und hoch emotionales Kino im 70mm-Großformat (es dürfte einige von euch erzürnen, wo das Batman-Finale in meiner Liste der Besten Filme aller Zeiten gelistet ist). Bis heute stellt der Film jedenfalls mein eindringlichstes Leinwanderlebnis dar. In der Nacht auf den Starttag des 26. Juli 2012 konnte ich keine Sekunde schlafen, geschweige denn an etwas anderes denken. Und für die Reservierung der besten Plätze unter dem 833 Sitze umfassenden Mega-Saal des Mathäser Filmpalast musste ich natürlich als Erster am Start sein, während sich der Freundeskreis bei dieser manischen Vorfreude bereits Sorgen machte. Herzrasen wie beim ersten Date unmittelbar vor Beginn der Vorführung – das vergisst man nicht.

Wird von mir verteidigt bis zum bitteren Ende: The Dark Knight Rises

Ein neuer Christopher Nolan ist allerdings trotzdem nicht aus mir geworden, um im Filmgeschäft Fuß zu fassen, braucht es nämlich vor allem eines: Durchhaltevermögen. Nicht, dass mir das gänzlich fehlen würde, jedoch durfte ich nach meinem Studium erst mal in so einigen mehr oder weniger seriösen Agenturen für das deutsche Fernsehen arbeiten und das hat mit der Leidenschaft zum Film ungefähr so viel zu tun wie die Transformers-Reihe mit Arthouse-Kino.

Was folgte, war eine eher frustrierende halbe Dekade, in der es beruflich kaum voran und die Kreativität immer mehr verloren ging (Stichwort: Schreibblockade). Ich habe jedenfalls großen Respekt vor den Kollegen, die denselben steinigen Weg gegangen sind und mittlerweile tatsächlich Fuß in dieser hart umkämpften Branche fassen konnten. Am Ende fiel aber die Entscheidung, die Kamera an den Nagel zu hängen und stattdessen meiner zweiten großen Leidenschaft nachzukommen: Dem Schreiben. In einer Film- und Popkultur-Redaktion zu arbeiten, vereint nämlich beide Hobbys wunderbar. Und wer weiß, vielleicht wird eines Tages doch noch mal das Skript für Aliens aus der Schublade hervorgekramt …

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