Zoo - Unser erster Eindruck im Pilot-Check

13.01.2016 - 08:50 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
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Wild gewordene Tiere revoltieren in der Serie Zoo gegen Menschen. Eigentlich domestizierte Katzen schließen sich bald zu Rudeln zusammen und entlaufene Löwen machen Gassen unsicher. Der Tierhorror im Pilot-Check.

Der Mensch an sich ist ein Mängelwesen (vgl. Gehlen 2009). Er ist nicht besonders schnell, nicht besonders stark, kann nicht fliegen und in der Regel kommt er auch nicht besonders lange ohne Sauerstoff aus. Rein körperlich betrachtet erreicht der Mensch auf der Erde allenfalls durchschnittliche Werte. Aber er überbrückt diese Mängel kraft seiner Intelligenz.

Sich auf diesen Vorteil zu verlassen, kommt eigentlich einem Tanz auf der Rasierklinge gleich. Wird dieser Vorsprung von unten ausgeglichen, ist es vorbei mit der Herrlichkeit und der frohen Koexistenz mit dem Tierreich, die genau das schon lange nicht mehr ist und in der neuen Serie Zoo schon gar nicht: friedlich. Womit wir beim Konjunktiv angelangt wären und ergo in der Fiktion. Denn wenn der Löwe wollte, könnte er den Dompteur leicht einen Kopf kürzer machen. Das passiert hier . Und natürlich hier, in der Serie Zoo, die in den USA die erfolgreichste Serie des zurückliegenden Sommers war und ab heute bei ProSieben ausgestrahlt wird. Diese Serie haben sich Amerikaner millionenfach im Sommer angesehen, anstatt sich auf Grillpartys zu verlustieren. Muss also was dran sein. Wir schauen uns das mal an.

Das Tierreich begehrt auf

Zoo verallgemeinert das Planet der Affen-Problem auf das gesamte Tierreich, das plötzlich die mühsam errichtete menschliche Zivilisation infiltriert. Ziemlich zivilisiert ist die Journalistin Jamie Campbell, gespielt von der stets, egal wo, ob in House of Cards oder The Cabin in the Woods, mit herzerweichender Unschuldsmiene dreinblickenden Kristen Connolly. Ihr Charakter Jamie Campbell lässt sich als investigative Journalistin nicht abspeisen mit der offiziellen, aber halbseidenen Erklärung zu einem entflohenen Löwenpärchen, das in Los Angeles' Gassen ein besoffenes Männergespann kurzerhand ans Ende der Nahrungskette setzte. Die liebe Presse frönt unterdessen der Verleugnung.

Jamie aber will dem Wesentlichen, dem Ursprung der sich in Los Angeles häufenden Tier-Attacken auf die Spur kommen. Nicht umsonst betreibt sie das aufrührerische Blog The Girl with the Jeannie-Tattoo, das sich an die Fersen fieser Großkonzerne heftet. Weil das in den Mitarbeiterweisungen des L.A. Telegraph dem Wesen des Interessenkonfliktes entspricht, kann sie sich in den kommenden Episoden mit ganzem Herzen den Tierangriffen widmen. Jamie wird nämlich fristlos entlassen.

Tiere sind berechenbar (*Jackson Oz, Zoologe)

Sei's drum. Back to Botsuana, wo der Mensch bekanntlich mit wilden Tieren noch Tür an Tür lebt, Wilddiebe und Hobby-Wildjäger ihr Unwesen treiben, das Karma jetzt aber eine denkbar plakative Rache-Agenda vorbereitet. Dort, in Botsuanas Savanne, hält sich gleichsam der Zoologe Jackson Oz (James Wolk) auf, der uns mit einer Weisheit erhellt, die nur danach schreit, eines Besseren belehrt zu werden. „Tiere sind berechenbar. Sie wollen fressen, sie brauchen einen Unterschlupf. Sie haben keine Egos.“ Sicher doch. Das mit der Berechenbarkeit ändert sich indes schneller, als wir zu hoffen wagen können. Oz findet mit seinem Begleiter eine verlassene Siedlung vor, die ganz offensichtlich von wilden Tieren heimgesucht wurde – und wie Oz sich bald erschließt, war es ein organisierter Angriff unter Beteiligung mehrerer Raubkatzen. Organisation? Lächerlich, meint der vernunftgeleitete Begleiter. Na, wenn er sich da mal nicht irrt.

In L.A. verschwinden derweil Katzen. Da wir in unserer urbanisierten Gesellschaft größere Nutztiere auf weit entfernte Bauernhöfe verbannt und die anderen gefährlichen Tiere in Zoos eingesperrt haben, bleiben als zweifelhafte tierische Antagonisten eigentlich nur noch domestizierte Stubentiger, Katzen mit verurteilenden Blicken, Hamster, die trotzig ihr Rad treten, im Kreis schwimmende Fische. Wollen wir, dass die sich gegen uns verbünden? Eher nicht. Print-Journalistin Jamie begibt sich jedenfalls in die, Verzeihung, Höhle des Löwen, also in den Zoo, wo sie sich einer auf Fußhöhe gespannten Absperrung mitsamt Betreten-verboten-Schild widersetzt und den behandelnen Tierarzt in ein Gespräch verwickelt. Der hat zwei Löwen mit freigelegten zerebralen Regionen auf dem Tisch liegen. Er wird uns noch verraten, warum. Arzt und Journalistin werden sich über den Ernst der Lage einig, schließen Freundschaft und tauschen Telefonnummern aus.

Deep Blues Sea mit Löwen

In Botsuana steht nicht die Urbanisierung der Natur zwischen den Tieren, sondern Feuerwaffen. Menschgemacht ist beides. Noch also weiß sich das Mängelwesen unter Gebrauch seiner Intelligenz bzw. ihrer Erzeugnisse der tierischen Bedrohung zu erwehren. Mit dem coolen Wolf-Mensch-Mexican-Stand-off aus The Grey - Unter Wölfen (oder der Hai-Version in Deep Blue Sea) kann das nicht Schritt halten. Aber die Menschen in Zoo haben ja auch keine Liam Neesons in ihren Reihen, sondern nur verweichlichte Schreiberlinge und Wissenschaftler, also solche, die sich einzig und allein mittels ihrer Intelligenz ihre Lebensgrundlage erwirtschaften, also kaum weiter entfernt sein könnten von den unbestechlichen animalischen Instinkten und Überlebensmaßnahmen der aufbegehrenden Tiere. Bald schon erlebt Oz das Intensiv-Paket einer Safari und hat eine hilfsbedürftig aussehende blonde Französin aus den Klauen der Löwen gerettet, die ihm zwischen zwei Schluchzern von einem koordinierten Angriff berichtet.

Katzen machen uns doch keine Angst

Der reichlich (raub)katzenlastige Pilot endet alsdann mit einem supersüßen Katzenbaum, also einem gänzlich von miauenden Katzen besetzten Baum, der, man achte auf die dramatische Musik, bedrohlich wirken soll - vergeblich. Katzen, auch im Rudel, sind nicht bedrohlich.

Was lernen wir also von Zoo?
1. Eine Tierrevolution ist mindestens so schlimm wie eine Zombie-Apokalypse.
2. In L.A. starben innerhalb der letzten 141 Jahre mehr Menschen an einem Hotdog im falschen Hals als an Löwenattacken, was in erster Linie beruhigend klingt, auf die Essgewohnheiten der Amerikaner jedoch abermals ein schlechtes Licht wirft.
3. Selbst in einer verlassenen Savanne voll angefressener Löwen kann man Singles mit Niveau kennen lernen.

Darüber hinaus erwartet den geneigten ProSieben-Zuschauer in Zoo angenehm urlaubige, wenngleich durch Wildtierbedrohung usurpierte Afrika-Stimmung. Dem Piloten fehlt in vielen Szenen noch der rechte Zug, was sich in kommenden Folgen noch ändern kann, denn Zoo macht sicher nicht den Fehler, sein Pulver schon im Piloten zu verballern. Dies steht jedenfalls zu hoffen.

Zoo läuft ab heute Abend, 20:15 Uhr, bei ProSieben. Der Sender zeigt die ersten drei Episoden der Serie in einem Rutsch.

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