Der Weg des George Clooney zum Superstar ist bekannt und gibt gleichzeitig Aufschluss über das Erfolgsgeheimnis des in Kenntucky geborenen Schauspielers. Es gibt viele Kollegen, die mit Serien berühmt werden und trotzdem nie den dauerhaften Sprung auf die Kinoleinwand schaffen. Nicht geringer ist die Zahl all jener, die als das nächste große Ding verkauft werden, von jetzt auf gleich einen Blockbuster tragen müssen, der scheitert, so dass sie mit diesem zurück in die Untiefen von Vorsprechen und Nebenrollen absinken. George Clooney hätte genauso enden können. Dass er trotzdem seit zehn Jahren zu den größten englischsprachigen Filmstars der Welt gehört, ist nicht allein seinem Aussehen zu verdanken, sondern vor allem seiner Fähigeit, eine fast schon unantastbare Star-Aura aufrecht zu erhalten und gleichzeitig bodenständig zu wirken.
Ein bisschen ist der George Clooney auf der Leinwand immer Dr. Doug Ross aus Emergency Room – Die Notaufnahme geblieben. Nur hat er sich mittlerweile die überforderten Ticks abgewöhnt. Kein Blinzeln und Zwinkern und Kopf Schieflegen mehr, das den Dackelblick zu E.R.-Zeiten immer noch kursiv, fett markiert und doppelt unterstrichen hatte. Sein Image hat sich im Kino in den letzten zwei Jahrzehnten kaum gewandelt. Das soll nicht heißen, George Clooney sei ein schlechter Schauspieler. Wie ein treffender Artikel der New York Times feststellt, ist er vielmehr ein subtiler, der weiß, wo seine Grenzen liegen. In Michael Clayton, vielleicht seine bisher beste Rolle, spielte er den modernen Großstadtmenschen in der Krise, einen, der zwischen den gesichtslosen Glasfassaden zum Spielball der Konzerne geworden ist. Wie er da auf einer Wiese ein paar Pferde beobachtet, mit einem Schmerz in den Augen ob der Freiheit, Natur und Einfachheit, die ihm versagt bleiben, bleibt unglaublich.
Der Hollywood-Beau ist mehr als nur ein charmanter Schönling, auch wenn er diese Rolle ebenso gut beherrscht. So hat er es über die Jahre geschafft, ein breiteres Rollenspektrum aufzubauen als etwa Cary Grant, der ihm vom Typus und Aussehen her gleicht. George Clooney ist wohl nicht der letzte Filmstar, auch wenn es manche Feuilletonisten proklamieren. Doch er ist einer der wenigen, denen es gelungen ist, sich das zu bewahren, was einen echten Star ausmacht. Es ist eine skandalfreie Aura, von der der Dreck der Klatschspalten abfällt, ohne Spuren zu hinterlassen. Brangelina dürften neidisch auf diese Teflon-Qualitäten sein.
Dabei ist die Karriere des George Clooney keineswegs gradliniger, geschweige denn exponentieller Natur. Während Emergency Room noch lief, glich sie eher einem Experimentierfeld. Hier das seltsame Independent-Horror-Road-Movie From Dusk Till Dawn, dort die nichtssagende Romantic Comedy Tage Wie Dieser und da der Mega-Blockbuster Batman & Robin. Wirklich in Fahrt kam George Clooneys Kinokarriere durch seine Kollaborationen mit Steven Soderbergh, eine der fruchtbarsten des letzten Jahrzehnts zwischen einem Schauspieler und einem Regisseur.
Es ist allerdings auch symptomatisch für das Phänomen George Clooney, dass sein bis heute erfolgreichster Film Ocean’s Eleven bleibt. Im Gegensatz zu Brad Pitt, war dessen Kumpel George Clooney schließlich nie das Box Office-Wunder, suchte diesen Titel eher selten. Dann lieber die kleinen Projekte, die Regiearbeiten und politischen Filme in einem Jahrzehnt der konservativen Wende in den USA. Diese sind der wahre Schatz in George Clooneys Filmografie, sie sind es, welche sein Image wesentlich mitprägen: der liberale Womanizer, einer von nebenan und doch unerreichbar, einer, den wir nach so vielen Jahren und Filmen zu kennen glauben und trotzdem immer wieder mit einem wohligen Gefühl der Vertrautheit neu entdecken.
Herzlichen Glückwunsch zum 50. Geburtstag, George Clooney!