Mit dem Kinostart von Frankensteins Fluch 1957 war der Startschuss für eine lange Reihe von Horrorfilmen von den späten Fünfzigern bis in die frühen Siebziger gefallen. Und zwei Männer sollten, beginnend mit diesem Film, eine lange und erfolgreiche Filmpartnerschaft sowie eine noch längere innige Freundschaft beginnen: Peter Cushing und Christopher Lee. Ihr nächstes gemeinsames Projekt sollte sie wieder als Antagonisten zusammen führen, als Feinde auf Leben und Tod... Hammers Verfilmung von Bram Stokers Roman Dracula, 1931 bereits mit Bela Lugosi von Tod Browning verfilmt (Dracula).
Wie auch schon bei Frankensteins Fluch machte man viele Anpassungen der Originalgeschichte: So wird man bei diesem Dracula u.a. auf die Schiffsreise verzichten müssen und diverse Charaktere wurden stark verändert oder gleich komplett gestrichen... vor allem aus Kostengründen, wie Produzent Carreras in einem Interview einmal erzählte... Die Darstellung der Schiffspassage war zu teuer, also trennten wir uns davon.
Diesem Umstand geschuldet spielt daher der komplette Film in der Gegend von Siebenbürgen (auch wenn die deutsche Synchro sämtliche Städtenamen anglisiert hat, so waren sie im englischen Original alle deutsch: Waterfield hieß ursprünglich Klausenberg, Charlesberg hieß Karlstadt und sogar die Zollstation hatte einen Namen: Ingstadt... klingt voll süß, wie sich die Darsteller an der korrekten Aussprache versuchen).
Die Handlung muss an dieser Stelle vermutlich nicht wieder gegeben werden, da es seit 1931 so viele Verfilmungen von Stokers Roman gegeben haben dürfte, daß die Geschichte selbst allgemein bekannt sein wird. Auf ein paar Worte runter gebrochen ist sie in diesem Film:
Jonathan Harker will Dracula töten und scheitert. Dracula begibt sich auf Reise, verfolgt von Van Helsing, der, nachdem er Harker erlöst hat, nun nur noch ein Ziel kennt: Dracula vernichten und mit ihm diese üble Krankheit des Vampirismus, die er verbreitet.
Ihr habt richtig gelesen, Krankheit. In einer Szene wird das Verlangen des gebissenen Opfers nach dem nächsten, vielleicht tödlichen, Biss mit Rauschgiftsucht verglichen. Mit diesem Film setzten Hammer und auch Lee ein kleines Duftmärkchen, welches sich nachhaltig bis heute in diversen Blüten durch Kino und Literatur ziehen sollte... die erotische und anziehende Wirkung des eigentlich tödlichen Raubtiers Vampir auf die Frauenwelt (man schaue unter diesem Aspekt noch einmal die Szene, in welcher Melissa Stribling (Mia Holmwood) von Lee gebissen wird). Und Mädels, sein wir mal ehrlich: Lee war doch ein echt gutaussehender Bursche... ich persönlich gäbe ihm den Vorrang vor Edward Cullen... ;)
Hatte Frankensteins Fluch noch Peter Cushing den endgültigen Durchbruch beschert, so wurde dieser Film der endgültige Durchbruch für Sir Christopher Lee. Er erzählte einmal, daß bei einer Premierenvorstellung noch hämisch im Publikum gekichert wurde, derweil sein Name über die Leinwand rollte. Als er einige Minuten später jedoch Harker in seinem Schloss begrüßte, verstummte das Kichern schlagartig... und sollte nie wieder erklingen.
Das Ende des Films schließlich sollte ebenfalls ikonisch und nachhaltig für das gesamte Vampirgenre werden. Hier setzte Peter Cushing das Duftmärkchen. Da er es lächerlich fand, in welchem Umfang seine Figur mit Kruzifixen um sich zu werfen schien (Zitat Cushing: Es kam mir vor, als sei ich ein Handelsvertreter für Kruzifixe.), ließ er sich etwas anderes einfallen, nämlich den Gebrauch der Kerzenhalter (siehe Bild oben). Diese Szene wurde sogar so legendär, daß Tarantinos Drehbuch zu From Dusk Till Dawn folgende Zeilen enthielt:
Scott: What are you talking about? We got crosses all over the place. All you gotta do is put two sticks together and you got a cross. Worauf Sex Machine antwortet: He's right. Peter Cushing does this all the time. (Danke an Friedsas für diese herrliche Passage!)
Ich hoffe, der kleine Exkurs hat Euch gefallen Seit auch nächstes Mal wieder dabei. Dann erzähle ich Euch etwas über Frankensteins Rache (1958).