3 Dinge, die an Two and a Half Men einfach nicht mehr lustig sind – Frauenfeindlichkeit ist nur der Anfang

14.08.2023 - 09:00 Uhr
Two and a Half MenCBS
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Acht Jahre nach dem Finale gilt Two and a Half Men immer noch vielen als Kult-Sitcom. Heute wäre sie eine TV-Katastrophe. Hier sind drei Gründe dafür.

Gute Sitcoms sind wie eine innige Umarmung. Sie fühlen sich an, als würde man sich zu einer geliebten Familie auf die Couch setzen, im Morgen- oder Nachmittagsprogramm, für fünf Folgen am Stück. Nicht ohne Grund spielen sie häufig in gemütlichen Wohnzimmern oder urigen Bars. Selbst das dysfunktionale Locher-und-Tacker-Fürstentum in Das Büro war für Millionen von Fans eine Heimat. Und erst recht das Sofa von Charlie Harper (Charlie Sheen) in Two and a Half Men.

Aber es gab immer eine große Zahl von Menschen, die Two and a Half Men nicht umarmte, sondern grinsend ein paar Ohrfeigen verpasste. (Damit ist die Sitcom nicht allein: Auch King of Queens ist verdammt schlecht gealtert.) Hier sind drei Beispiele, die heute sofort in einem öffentlichen Aufschrei enden würden.

1. Two and a Half Men erklärt Frauen, wie hässlich sie sind

Charlie Harper ist vieles, aber nicht kompliziert. Er mag schlanke, junge Frauen, die zu jedem Zeitpunkt eine Karriere bei Germany's Next Topmodel starten könnten. So auszusehen, ist in Ordnung. Dieses Aussehen schön zu finden, ist auch in Ordnung. Nicht in Ordnung ist es, allen anderen Frauen zu vermitteln, sie seien hässlich und deswegen weniger wert.

Frauen in Two and a Half Men müssen vor allem eins sein: attraktiv

Das tut die Serie am laufenden Band. In der Episode "Eine Nase voll Alan" aus Staffel 2 trifft Charlie etwa auf eine Frau, die er zu Schulzeiten wegen ihres Übergewichts systematisch gemobbt hat. Jetzt hat sie abgenommen, also versucht er, mit ihr anzubandeln.

Aber wie sich herausstellt, will sie ihm nur ihr neues Körperbild unter die Nase reiben, um sich an ihm zu rächen. Was will uns Two and a Half Men damit sagen? Dass alle übergewichtigen Frauen abnehmen wollen? Dass Frauen abnehmen, weil sie männliche Bestätigung suchen?

Allein Charlies Haushälterin Berta (Conchata Ferrell) lässt die Serie das Übergewicht durchgehen, inszeniert sie aber auch nie als potenzielle Eroberung. Sie kann als Kumpel auftreten, weil Two and a Half Men ihren sexuellen Status sowieso nicht zur Debatte stellt. Der erste Grund ist ihr Gewicht. Der zweite ist ihr Alter.

2. Für Two and a Half Men sind alte Menschen ein Witz

Wo Witze über das Gewicht nicht ausreichen, treten Witze über das Alter nach. In der neunten Folge der dritten Staffel lernt Alan (Jon Cryer) Charlies Nachbarin Norma (Cloris Leachman), eine reiche Rentnerin, die sich in ihn verliebt. Die Serie findet das natürlich wahnsinnig unterhaltsam.

Charlie macht sich mit meiner Kanonade an Witzen über den Altersunterschied zwischen den beiden lustig, erklärt beispielsweise, "ihr erstes Weihnachtsfest war das erste Weihnachtsfest überhaupt" oder "ihr erstes Auto war ein Streitwagen". Norma ist kein Mensch mit Gefühlen, sie ist eine Lachnummer.

Altersdiskriminierung ist in den letzten Jahren immer stärker Teil der Debatte um gerechte Sprache geworden. Die Two and a Half Men-Folge zielt nicht nur auf einen Altersunterschied ab, sondern porträtiert ältere Menschen als unattraktiv und verzweifelt. Als Sexualpartner:innen kommen sie höchstens dann infrage, wenn man von ihrem Geldsegen profitiert.

Eine der besten Figuren in Two and a Half Men? Berta:

Best of Berta - Moviepilot Tribut (Deutsch) HD
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3. Two and a Half Men verliert wegen trans Personen den Glauben an die Realität

Bis vor wenigen Jahren nutzten beliebte Sitcoms queere Menschen gerne als Ziel für herabwürdigende Späßchen. Friends und How I Met Your Mother sind zwei bekannte Beispiele. Two and a Half Men dagegen bekam sogar ein Lob von der LGBT-Organisation GLAAD für die Darstellung queerer Lebensentwürfe (via Entertainment Today ). Und konnte sich manche lauen Sprüche dann doch nicht verkneifen.

In der 18. Folge der ersten Staffel beginnt Charlies und Alans Mutter Evelyn (Holland Taylor) eine Beziehung mit einem trans Mann, der vor seiner Transition mit Charlie eine Affäre hatte. Der erklärt daraufhin, man habe wohl die Realität verlassen und die Matrix betreten. Das ist ein angestaubter Altherrenwitz. Nicht-queere Menschen müssen nicht jeden Aspekt der oft traumatischen Lebensläufe von trans Personen verstehen. Aber deren Identität an Realitätsverlust zu knüpfen, kommt einfach einer dummen Beleidigung gleich.

Two and a Half Men als Fan zu genießen, ist nicht falsch. Der Humor kann bissig und dreckig sein und muss nicht für alle gelten. Aber oft genug schwenkt die unverkennbar heterosexuell-männliche Perspektive der Serie in pure Überheblichkeit und Herablassung um. Die innige Umarmung von Two and a Half Men galt nicht für alle.

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