Im Grunde beginnt diese Woche alles mit der Möglichkeit, VHS-Kassetten aufzunehmen (manch einer wird sich vielleicht noch erinnern – und verdammt alt fühlen…) – und damit, dass CuchillaPitimini einen Film mit einem doch eigentlich für komische Rollen bekannten Schauspieler sah, der ihr die Augen dafür öffnete, was Film alles sein kann. Wenn für euch auch ein ganz besonderer Film eure Sichtweise auf Kino und Filme für immer verändert hat, ihr auch schon immer mal ein Herz für Bösewichter (Popcornwühler & Colaschlürfer sind von der Herzensvergabe selbstredend ausgenommen!) beweisen wolltet, oder euch das Unterbewusstsein auch schon einmal die Kontaktlinsen zur letzten Rettung vor schlechten Filmen gemacht hat – dann seid ihr ein Fall für die 7 Fragen! Also her mit eurer Freiwilligenmeldung für den Fragebogen! Einfach eine kleine Nachricht an Kängufant, und schon ist der Fragebogen unterwegs. …Und wenn ihr jetzt grad keine Zeit mehr habt, schmeißt eine Kassette in den Videorekorder und nehmt euch CuchillaPitiminis Fragebogen einfach für später auf!
Was ist deine erste Erinnerung an Film, Kino oder Fernsehen? Womit fing alles an?
Als junger Teenager habe ich mich noch herzlich wenig für Filme an sich interessiert. Spannend waren für mich in erster Linie die (männlichen) Schauspieler, die man anhimmeln konnte und deren Poster man in der Bravo fand. Ganz vorne mit dabei waren natürlich Johnny Depp und Brad Pitt. Ich sah ein paar ihrer Filme, kann mich aber kaum daran erinnern, denn wie gesagt ging es nicht um den Film selbst, sondern mehr um das teeniehafte Schwärmen für Promis.
Ich hatte jedoch eine Cousine, die vier Jahre älter war und sich häufig Filme aus dem TV auf Video aufnahm (hach ja, damals…). Meine gleichaltrige Cousine und ich durchstöberten dann oft heimlich ihre Videosammlung und schauten den ein oder anderen Film. Die äußerst verstörende Begegnung mit Ich weiß was Du letzten Sommer getan hast im Alter von 12 möchte ich hier unerwähnt lassen. Viel mehr Spaß machte uns damals Jumanji.
Und so kam letztlich eins zum anderen: Ich wünschte mir auch irgendwann einen Videorecorder zu Weihnachten, und nahm munter das Fernsehprogramm auf. Zunächst verirrten sich hauptsächlich MTV-Musikvideos auf die Kassetten, aber irgendwann las ich in der Zeitung von einem Film namens Good Will Hunting. Da spielte dieser Robin Williams mit, das ist doch der aus Jumanji! Ich nahm Good Will Hunting also auf, ich war damals vielleicht fünfzehn, und als ich den Film am nächsten Tag sah, war ich ganz begeistert. Ganz begeistert davon, dass mir ein Film gefallen konnte, obwohl da weder Johnny Depp noch Brad Pitt mitspielte. Good Will Hunting wurde zu meinem ersten Lieblingsfilm und hat auch heute noch sein Plätzchen in meinem DVD-Regal (denn das Videozeitalter war irgendwann doch vorbei…). Er zeigte mir, dass Filme Geschichten erzählen, und dass diese Geschichten mich berühren und faszinieren können. Dass ich mich mit den Figuren identifizieren kann, dass sie mir nah sein können.
Ja, es kamen danach viele Filme, die mir noch besser gefallen haben und die auch, rein objektiv gesehen, besser sind als Good Will Hunting – aber dieser Film wird immer einen Platz in meinem Herzen haben, denn er hat mir doch in gewisser Weise den Weg zum Film an sich bereitet und mir einen neuen Blickwinkel eröffnet.
Welchem Schauspieler oder Regisseur würdest du jeden Fehltritt verzeihen? Und womit hat er oder sie diese Nachsicht verdient?
Zählt das, wenn ich hier jetzt Leonardo DiCaprio schreibe, oder ist das sowieso schon klar? Scherz beiseite. Bisher ist mir bei Leo noch kein wirklicher Fehltritt untergekommen und falls das mal passieren sollte, dann werde ich ihm selbstverständlich verzeihen. Jeder macht mal Fehler.
Leos und meine Geschichte, hach ja, die begann ganz klassisch, damals, auf dem offenen Meer, auf einer Schiffsreise von Southampton nach New York. Wir sahen die Delfine im Ozean schwimmen, träumten von der Freiheitsstatue, ach was, von der Freiheit an sich. Wir tanzten und lachten und liebten uns. Damals. Bis er versank. Und ich ihn vergaß, und vergaß wieviel Spaß wir doch miteinander hatten. Ich wurde zu einem dieser Menschen, die ich heute nicht mehr ausstehen kann. “Leonardo DiCaprio? Das ist doch dieser Bubi aus Titanic. DEN findest du gut? Als MANN?”, fragte ich meinen Freund damals verächtlich lachend. Und dann sah ich Departed – Unter Feinden. Und Shutter Island. Catch Me If You Can und Inception und Django Unchained. Mir wurden die Augen geöffnet und Leo fand seinen Weg, vom Grund des Ozeans, zurück in mein Herz. Und wenn heute noch jemand behauptet, Leo wäre der Bubi aus Titanic, dann empfinde ich nichts als Mitleid für diesen armen Tropf, der die wahre Größe und das wahre Talent dieses Schauspielers verkennt. Es tut mir immer ein bisschen im Herzen weh, wenn ich merke, wie weit verbreitet sein “Titanic-Image” noch ist. Mal davon abgesehen, dass er auch in Titanic toll war, hat er sich enorm weiterentwickelt und ist heute weit entfernt davon, ein Bubi oder Schönling zu sein. Ja, auch ich mochte ihn früher, weil er süß war, aber heute mag ich ihn wegen seiner Leistung und dem, was er mir immer wieder auf der Leinwand darbietet.
Für mich ist Leo einer der besten, wenn nicht der beste Schauspieler seiner Generation, der mich bis jetzt in jedem seiner Filme überzeugen konnte – auch wenn mich der Film an sich vielleicht nicht so mitgerissen hat, seine Leistung war immer überragend. Sollte es also mal passieren, dass Leo in einem Zustand geistiger Umnachtung einen wirklich grottigen Film dreht und nicht mehr Herr seines Talents ist – ja, dann werde ich ihm das verzeihen.
Welches war die passendste Besetzung der gesamten Filmgeschichte, welches die unpassendste? Kolossale Fehlentscheidungen finden hier auch ein Zuhause…
Eine der besten Besetzungen der Filmgeschichte ist für mich Anthony Perkins als Norman Bates in Psycho. Als ich diesen Film zum ersten Mal sah, fand ich ihn gerade durchschnittlich, doch beim zweiten Mal Sichten (und mit deutlich mehr “Filmerfahrung”) wurde mir klar: Psycho ist natürlich mit heutigen Horrorfilmen nicht mehr vergleichbar, aber dieser Film legte so manche Weiche und war damals revolutionär. Diese Wirkung hat der Film zum einen sicher der Erzähltechnik zu verdanken, zum anderen aber auch dem großartigen Anthony Perkins, der die Rolle des Psychopathen erschreckend authentisch verkörpert, der dieser Figur so viel Leben einhaucht und ihn so greifbar macht, dass es mich als Zuschauer erschrickt.
Eine weitere Besetzung, die ich hier nicht unerwähnt lassen möchte, und die einem weiteren Klassiker entspringt ist Henry Fonda als Killer in Spiel mir das Lied vom Tod. Fonda, der stets die Rolle des anständigen und moralisch korrekten Mannes einnahm, wurde hier von Sergio Leone überzeugt, den Bösen zu spielen – und er macht es gut. Denn eines hat Fonda trotz des Seitenwechsels nicht verloren: Seine Ausstrahlung und seinen Charme, und das wirkt in Verbindung mit der Auslegung dieser Rolle doppelt stark. Verständlich, dass Claudia Cardinale schwach wird, wenn das Böse plötzlich so charmant daher kommt..!