Quentin Tarantino ist einfach ein cooler Hund. Seine Handschrift ist unverkennbar, einzigartig und strotzt nur so vor Innovativität. Auf Genre-Konventionen pfeift QT regelmäßig und erfindet sich stattdessen einfach seine eigene Schublade. Mit Filmen wie Pulp Fiction, Kill Bill: Volume 1 oder Reservoir Dogs hat er zeitlose Klassiker geschaffen, die ihren Platz in der Filmgeschichte auf Anhieb in Stein gemeißelt haben. Kurzum, Tarantino ist ein Genie, ein wahrer Autor des Films wie es sich Truffaut, Godard und Co. gewünscht haben und in regelmäßigen Abständen haut der Amerikaner Streifen raus, die stilsicher aus allen Poren nur so triefen vor Coolness. Aber was genau macht seine Filme eigentlich so außergewöhnlich? Ganz einfach: Ihre Figuren. Und die sind meist nicht auf den Mund gefallen und plappern sich selbstbewusst durch die skurrilsten Szenen und aberwitzigsten Situationen. Zu entscheiden, welches seiner kultigen Geschöpfe das coolste oder gar das beste ist, erscheint irrwitzig. Und trotzdem habe ich heute versucht, mir sieben seiner Figuren herauszupicken und zu Meinen glorreichen 7 zu küren. Und wie sollte es anders sein, diese Liste ist rein subjektiv und lässt so einige unvergessliche Figuren aus dem QT-Universum vermissen.
Colonel Hans Landa, weil Apfelstrudel so verdammt lecker ist.
Kein Vertun, Standartenführer und Juden-Jäger Nummer Eins Hans Landa (Christoph Waltz) muss in diese Liste. So wunderbar unsymphatisch kommt der egoistische Nazi-Kommandant daher, dass wir Zuschauer es lieben ihn zu hassen. Hinter seinem breiten verschmitzten Grinsen steckt diese unerhörte Skrupellosigkeit, die nur noch von seinem unnachahmlichen Instinkt bei der Juden-Jagd übertroffen wird. Unvergessen die Erföffnungsszene in Inglourious Basterds, in der sich Landa erst seelenruhig hofieren lässt und seine obligatorische Milch genießt, nur um von jetzt auf gleich eine ganze Familie hinterhältig erschießen zu lassen. Landa ist Kult, und das nicht zuletzt auf Grund seiner exzessiven Vorliebe für warmen Apfelstrudel.
Beatrix Kiddo, weil sie das Herz am rechten Fleck trägt.
Ganze zwei Filme lang mordete sich Uma Thurman als rachesuchende Beatrix Kiddo durch das Kill Bill-Universum. Alleine das rechtfertigt ihren Platz in dieser Liste. Ausgestattet mit unnachahmlichen Fähigkeiten und dem schier unbändigen Willen den vermeintlichen Mord an ihrer ungeboren Tochter B.B. zu rächen, können sie selbst die gefährlichsten Auftragskiller der Welt nicht stoppen. Sie überkommt dabei eine Bestattung bei lebendigem Leibe, einen widerlichen Missbrauchs-Versuch und den Angriff der berüchtigten Leibgarde “Crazy 88” ihrer Feindin O-Ren Ishii. Erbarmungslos und brutal, aber das Herz am richtigen Fleck: Beatrix Kiddo aus Kill Bill: Volume 1 und Kill Bill: Volume 2.
Jules Winfield, weil sich niemand mit dem Bad Motherfucker anlegen will.
Die vielleicht kultigste, weil eine der ersten, Figuren aus Tarantinos Feder ist ohne Zweifel Jules Winfield, großartig verkörpert von Samuel L. Jackson. Der Anzug tragende Hitman hat immer einen coolen Spruch auf den Lippen und lässt sich durch nichts und niemanden aus der Ruhe bringen. Vor jeder Hinrichtung erinnert der ‘Bad Motherfucker’ seine Opfer mit dem durch ihn berühmt gewordenen Bibel-Zitat Ezekiel 25, 17 an seinen Glauben. Pulp Fiction wäre definitiv ein anderer Film ohne Winfield, der zwar als Nebenfigur geführt wird, aber eigentlich der heimliche Star des wahnwitzigen Episodenfilms ist.
Stuntman Mike, weil sein 1971 Chevy Nova SS ein tödlicher Augenschmauß ist.
Stuntman Mike (Kurt Russell in Death Proof – Todsicher) ist eine mysteriöse Figur. Viel ist nicht bekannt über den draufgängerischen PS-Fanatiker, der nichts lieber tut, als jungen Frauen aufzulauern. Ob das düstere Narbengesicht nun professioneller Stuntman war oder nicht, macht eigentlich auch keinen Unterschied mehr. Denn die Kunst, unschuldige College-Chicks mit seinem tiefschwarzen 1971 Chevy Nova SS zu maltretieren, beherrscht er wie kein Zweiter.
Mia Wallace, weil niemand sonst das Tanzbein so elegant schwingt.
Es ist einfach ein Augenschmaus, mit anzusehen wie sich das verzogene Gör elegant durch den Film schwingt und dabei nur im Moment lebt. Morgen? Darauf pfeift Mia gewaltig und so lässt sie es sich an der Seite von Vincent Vega (John Travolta) ausgiebig gut gehen. Wie die hochexplosive Mischung aus Godards Muse Anna Karina und Tony Montanas Braut Elvira in Scarface bildet sie einen Meilenstein in der Charakterzeichnung Tarantinos.
Mr. Blonde, weil eine Liste ohne Michael Madsen eine Farce ist.
Eine Liste der coolsten QT-Charaktere ohne Michael Madsen wäre nicht weniger als eine Farce. Und auch wenn seine Rolle in Kill Bill über jeglichen Zweifel erhaben ist, so ist es doch die des Mr. Blonde aka Toothpick Vic in Reservoir Dogs, die wohl am besten im Gedächtnis bleibt. Einfach unwiderstehlich, mit welcher gebieterischen Genugtuung er vor dem hilflosen Cop hin und her tänzelt, nur um ihn Sekunden darauf aufs übelste zu verstümmeln und mit Benzin zu übergießen. Mr. Blonde ist ein Paradebeispiel für Tarantino’sche Gewaltexzesse und hat sich seinen Platz in dieser Liste allemal verdient.
Kim, weil ich mich mit dieser Powerfrau nicht anlegen will.
Nicht auf den Mund gefallen und ausgestattet mit einer gehörigen Portion Emanzipation ist Kim (Tracie Thoms) in Death Proof – Todsicher ein weiteres Highlight dieser Charakter-Schau. Mit ihrem unbändigen Selbstbewusstsein lässt sie nicht locker, bis Stuntman Mike endlich der Garaus gemacht wird. Aber es ist ihr derbes Vokabular und ihre selbstbewusste Einstellung, die Kim für mich zu einer der besten weiblichen Charaktere Tarantinos macht.
So, und jetzt kommt ihr! Welche sind eure liebsten Figuren und wer gehört absolut nicht in diese Liste?