An The Witcher ist nicht alles schlecht. Henry Cavill zum Beispiel.

03.01.2020 - 18:30 UhrVor 4 Jahren aktualisiert
The Witcher: Henry Cavill als Geralt von Riva
Netflix
The Witcher: Henry Cavill als Geralt von Riva
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The Witcher ist nicht die erhoffte Offenbarung, aber ein pulpiges Netflix-Vergnügen. Zu verdanken hat die Serie das auch Henry Cavill, der Geralt unnachahmlich verkörpert.

Spoiler zur 1. Staffel The Witcher: Mit The Witcher wagte Netflix Ende 2019 seinen entscheidenden Vorstoß ins Fantasy-Genre, dabei herausgekommen ist eine streitbare Umsetzung der Geschichten um Geralt von Riva, Ciri und Yennifer. Die Serie entpuppt sich schnell als ziemlich trashig, Kostüme und Spezialeffekte sind nicht der Rede wert und die verschiedenen Zeitebenen schütten am Ende mehr zu, als sie freilegen.

Doch an The Witcher ist nicht alles schlecht. Verlassen können wir uns zum Glück auf Hauptdarsteller Henry Cavill, der der Produktion durch Entspanntheit seinen Stempel aufdrückt und damit einen erfrischenden Kontrapunkt zum Schauspielverständnis in zeitgenössischen Blockbustern setzt.

Henry Cavill in The Witcher: Lässigkeit und Weltschmerz

Die Hexer aus dem Witcher-Universum altern nur sehr langsam und Cavills Geralt von Riva hat bereits viele Jahre auf dem Buckel. Er hat alles gesehen, kennt Menschen und Monster, überraschen kann ihn eigentlich nichts mehr. Viele Situationen kommentiert der Protagonist mit einem brummigen, Meme-tauglichen "Hmm", das einerseits nicht viel, dank Cavill aber irgendwie doch alles ausdrückt.

The Witcher: Henry Cavill als Geralt

Der erste Verdacht beim Beobachten von Geralt zielt auf Gleichgültigkeit, was dem Klischee entspricht, dass Hexer keine Gefühle haben. Dies trifft auf Cavills Interpretation der Figur aber gerade nicht zu: Geralt handelt zwar in den meisten Situationen besonnen, doch obwohl er bestimmte Grundsätze verfolgt, ist er keineswegs frei von Anteilnahme und komplexen Emotionen. Seine Beziehung zu Yennefer dient dafür wohl als bester Beweis.

Tatsächlich lassen sich sogar grundlegende Gemeinsamkeiten zwischen Geralt und dem DC-Held Superman entdecken, dessen ikonisches rotes Cape Cavill zwischen 2013 und 2017 dreimal überstreifte: Beide Charaktere bewegen sich als "Mischwesen" in einem irdischen Umfeld, ohne wirklich Teil davon zu sein oder von anderen verstanden zu werden.

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Wenn Henry Cavill in The Witcher vor sich hin grummelt, dann steckt dahinter oft die durch Erfahrungen genährte, schmerzliche Gewissheit, manche Dinge nicht ändern zu können - mit Desinteresse hat seine Reaktion dann nichts zu tun. Geralts "Hmm" entpuppt sich so als Allzweckwaffe von The Witcher, die auch in Verbindung mit hochgezogenen Augenbrauen oder einem verstohlenen Grinsen in immer neuen Nuancen erstrahlt.

Henry Cavills Minimalismus ist ein Gewinn für The Witcher

Henry Cavill werden in The Witcher keine tiefgründigen Dialogzeilen in den Mund gelegt, vielmehr darf er sein Spiel betont körperlich aufziehen, was dem Star aus - unter anderem - Mission: Impossible 6 erwiesenermaßen entgegen kommt. Umso beachtlicher ist seine Mimik in der Serie, die uns genau das verrät, was sie soll: nicht zu wenig und erst recht nicht zu viel.

In Blockbustern sind häufig große Gesten gefragt, verteilt auf den Schultern der Schauspieler. Dramatische Zuspitzungen müssen dem Zuschauer schließlich mit entsprechender Gravitas vermittelt werden. Cavill leistet in The Witcher das absolute Gegenteil und erreicht damit den maximalen Effekt, während um ihn herum gemordet, intrigiert und gesungen wird.

Dass der Schauspieler in Vorbereitung auf den Dreh wochenlang mit seiner Rolle verschmolz, ist ihm absolut nicht anzumerken, und das kann hier nur als Kompliment gemeint sein. Bemüht wirkt Cavill nämlich zu keiner Sekunde. Eher scheint er in die Geschichte einfach hineingestolpert zu sein.

The Witcher

Die ausschweifende Fantasy-Welt von The Witcher verlangt eigentlich, dass wir sie mit weit aufgerissenen Augen bestaunen. Der zentrale Hexer selbst allerdings tut das ganz und gar nicht - er hält sich hier nur auf, weil er dazu verdammt ist. Jener innere Widerspruch hätte der Serie schnell zum Verhängnis werden können, denn es besteht die Gefahr, dass Geralts Understatement uns letztlich das ganze Universum als banal verkauft.

Eben das ist bei der Netflix-Serie nicht eingetreten. Im Gegenteil bildet Cavill einen tollen Kontrast zu den emotionaler angelegten Darbietungen seiner Kolleginnen Anya Chalotra als Yennefer und Freya Allan als Ciri. Er ist derjenige, der The Witcher auf dem Boden der Tatsachen hält, wo goldene Drachen sprechen können und Männer in Igel verwandelt werden.

Hat euch Henry Cavill als Geralt in The Witcher überzeugt?

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