Berlinale 2009: 13 x Deutschland 09

14.02.2009 - 09:00 Uhr
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NEWS» 13 Regisseure blicken auf Deutschland im Jahre 2009: Ein Horror-Trip?

Es könnte fast etwas Angst machen: 13 Kurzfilme zur Lage der Nation feierten am Freitag, dem 13. Februar 2009 ihre Premiere auf der Berlinale. Hoffentlich ist die ganze Sache keine Horror-Show!? Aber da das Genre bei uns nicht besonders angesagt ist, sind es wohl eher Blicke von jungen Regisseuren auf die Befindlichkeiten in Deutschland 2009.

Über 60 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, 40 Jahre nach dem studentischen Aufbruch 1968, 30 Jahre nach dem “Deutschen Herbst” 1977, 20 Jahre nach dem Fall der deutsch-deutschen Grenze 1989 und mitten im gesellschaftlichen Umbruch der “Agenda 2010” auf dem Weg in die globalisier¬te Welt des 21. Jahrhunderts hat sich eine Gruppe von Kino-Regisseurinnen und Regisseuren zusammengefunden, um aus ihren individuellen Blickwinkeln ein Panoramabild der gesellschaftlichen und politischen Situation der heutigen Bundesrepublik zusammenzusetzen. Die Liste der Regisseure ist imposant: Fatih Akin, Wolfgang Becker, Sylke Enders, Dominik Graf, Christoph Hochhäusler, Romuald Karmakar, Nicolette Krebitz, Dani Levy, Angela Schanelec, Hans Steinbichler, Isabelle Stever, Tom Tykwer, Hans Weingartner.

Und was erzählen sie uns? Bei Dani Levy geht es um das Wundermittel Promorganas, das dem notorischen Schwarzseher Levy die Augen öffnen soll. Eine große Fröhlichkeit ist plötzlich im Land, und der Mensch ist dem Mensch ein Helfer. Nach der zweiten Ampulle allerdings beginnt ein Trip der ganz anderen Art. Hier geht es phantastisch zu, bei Fatih Akin dagegen ganz dokumentarisch. Am 21. Oktober 2008 erschien im Onlineportal der Süddeutschen Zeitung eines der wenigen Interviews, das Murat Kurnaz nach seiner Freilassung aus dem amerikanischen Gefangenenlager Guantanamo gegeben hat. Der Regisseur setzt es mit Denis Moschitto und Kai Strittmatter um. Nicolette Krebitz beschäftigt sich mit einem Dialog zwischen Susan Sontag, Ulrike Meinhof und Helene Hegemann. Sylke Enders bietet Momentaufnahmen aus dem Leben dreier Menschen, deren Wege sich in einer Suppenküche für Kinder kreuzen. Dominik Graf reist durch die deutsche Architekturlandschaft. Die Hauptfigur bei Hans Steinbichler ist darüber entsetzt, dass die Frankfurter Allgemeine ihr Layout geändert hat. Isabelle Stever besucht eine Grundschule im Münchner multikulturellen Stadtteil Hasenbergl. Hans Weingartner Kurzfilm ist wahrscheinlich Herr Schäuble ein Dorn im Auge: Zu einer Zeit, in der ein Mann Innenminister ist, der 1994 einen Koffer mit 100.000 DM in bar von einem Waffenhändler entgegennahm, werden Listen von “Gefährdern” erstellt, die das Prinzip der Unschuldsvermutung aufheben. Tom Tykwer dreht mit Benno Fürmann das Porträt einen Vertriebschef, der seine Firma inspiziert. Romuald Karmakar schaut auf einen iranischen Barbesitzers in Berlin. Wolfgang Becker beobachtet einen schwerer Crash auf der Deutschlandbahn. Christoph Hochhäusler inszeniert ein deutsches Märchen.

Wie Ihr merkt, sind die Beiträge doch sehr unterschiedlich im Genre und wahrscheinlich auch in der Ausführung. Ob das zusammenpasst? Für Verena Lueken von der FAZ nicht. Künstlerisch passt hier nichts zusammen. “Das ist unter Episodenfilmen kein Einzelschicksal und hat vor allem damit zu tun, dass es kein Gemeinsames gibt, weder ästhetisch noch gedanklich, auf das sich alle bezögen. Dafür ist in Deutschland im Jahr 09 für alle Platz, für die Melancholiker wie die Optimisten, die Spinner wie die Verschwörungsgläubigen. Und das ist dann doch eine gute Nachricht.”

Quelle: Mit Material der Berlinale und Piffl Medien

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