Berlinale 2009: Tavernier zeigt In the electric mist

09.02.2009 - 08:28 Uhr
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NEWS » Der Meister des französischen Sozialdramas wendet sich dem Gewaltkrimi zu

In the Electric Mist – Mord in Louisiana ist die erste US-Produktion eines Regisseurs, der seit Jahrzehnten als einer der Größen des französischen Sozialdramas bekannt ist und seinen letzten Film 2005 mit Holy Lola vorlegte. Der rohe Krimi beruht auf dem Roman des amerikanischen Autors James Lee Burke Im Schatten der Mangroven und ist mit Tommy Lee Jones, John Goodman und Peter Sarsgaard äußerst prominent besetzt. Die Handlung klingt ebenso vielversprechend: Detective Dave Robicheaux (Tommy Lee Jones) jagt einen Serienkiller, dem bereits mehrere junge Frauen zum Opfer gefallen sind. Auf der Rück­fahrt von einem abermals grauenvollen Tatort macht er Bekanntschaft mit dem Hollywood-Star Elrod T. Sykes (Peter Sarsgaard). Sykes hält sich zu Dreharbeiten in der Stadt auf, wo – mit Unterstützung von “Baby Feet” Balboni (John Goodman), der Nummer eins unter den örtlichen Kriminellen – sein aktueller Film entsteht. Er berichtet Dave, dass er in den Sümpfen eine Leiche gesehen hat: den teilweise bereits verwesten Körper eines Schwarzen in Ketten. Diese Entdeckung löst bei Robicheaux schmerzliche Erinnerungen an einen Fall in der Vergangen­heit aus. Gleichzeitig wächst in ihm die Ahnung, dass die beiden Verbre­chen miteinander verbunden sein könnten. Doch je näher Robicheaux dem Mörder im Laufe seiner Ermittlungen kommt, desto näher kommt dieser auch Robicheaux’ Familie…

Wer ist Bertrand Tavernier?

Bertrand René Maurice Tavernier kommt am 25. April 1941 in Lyon zu Welt, wo er noch heute ehrenamtlicher Präsident des 1982 gegründeten Institut Louis Lumière ist. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in gutbürgerlichen Familienverhältnissen. Sein Vater, René Tavernier war Dichter und Herausgeber der 1941 gegründeten Lyrik-Zeitschrift Confluences, in der Werke von Aragon, Eluard und Michaux veröffentlicht wurden. Die Familie Tavernier beteiligte sich aktiv am Widerstand gegen den Faschismus. Früh begann sich der junge Bertrand für das Kino zu interessieren. Mit elf Jahren kam er in ein Internat südlich von Paris und war noch noch in den Ferien in seiner Heimatstadt, die er in den dortigen Kinosälen verbrachte. In der Schule kam es zwischen Bertrand und seinen Lehrern oft zu Konflikten, weil er sich nur für das Kino interessierte.

Während der Schulzeit lernte er Volker Schlöndorff kennen, der im Rahmen eines europäischen Austauschprogramms die Philosophie-Klasse des Pariser Henry IV besuchte. Gemeinsam gingen sie ins Kino und in die Cinémathèque française. Trotz eines Jura- und Literaturstudium arbeitete Tavernier eigentlich als freier Journalist und Filmkritiker für die Zeitschriften Télérama, oder die renommierten Cahiers du Cinéma. 1961 arbeiteten er und Volker Schlöndorff für den Film Eva und der Priester unter der Regie von Jean-Pierre Melville zusammen. Bis 1972 war Tavernier schließlich als Pressesprecher der Nouvelle Vague tätig. Und außerdem? 1977 fiel gründete er zudem seine eigene Produktionsfirma Little Bear Production zusammen mit Alain Sarde und Michel Piccoli. 1965 heiratete er Claudine O’Hagan, mit der er zwei Kinder hat, Nils Samuel und Tiffany .

Erste Regieversuche

Die Sketchfilme Les Baisers und La chance et l’amour (1963) gelten als Taverniers erste Regieversuche. Sein Langspielfilmdebut gab er allerdings erst 1974 mit der Romanverfilmung von Georges Simenon s L’Horloger d’Everton, dem Film Der Uhrmacher von St. Paul. Es folgten Historiendramen wie Wenn das Fest beginnt… (1975), ein Science-Fiction-Streifen mit Der gekaufte Tod (1979) und das sozialkritische Drama Verwöhnte Kinder (1977). Tavernier dreht noch bis heute immer wieder Spielfilme. Seinen letzten großen Erfolg konnte er mit dem Drama um eine Adoption in Kambodscha, Holy Lola (2004), verbuchen.

Im Rampenlicht des Berlinale Campus

Gestern nachmittag gab es für die Teilnehmer des Berlinale Talent Campus die Chance Tavernier live zu erleben. Anderthalb Stunden plauderte der Filmemacher über seine Erfahrungen in der Filmindustrie, die gesellschaftspolitischen Themen in seinen Werken, soziale Fehlentwicklungen und persönliche Prägungen. Er stellte sich den Fragen der Teilnehmer, gab Auskunft über seine aktuellen, aber auch frühere Werke.

Was meint ihr? Ist Taverniers Film ein Kandidat für den Goldenen Bären?

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