Billy Crystal ist die Lösung. Die Lösung für alle Probleme der Academy. Als Brett Ratner Ende letzten Jahres wegen seiner verbalen Entgleisungen als Produzent des Oscar 2012 gefeuert wurde, sah es schlecht aus für die Verleihung in diesem Jahr. Eddie Murphy sah es gar nicht gern, dass sein Aushilfsgangster -Regisseur nun nicht mehr hinter ihm stehen würde und trat solidarisch zurück. Was tun, Academy? Nachdem Brian Grazer als neuer Produzent verpflichtet war, tat der das einzig richtige, was in der kurzen Zeit möglich war: Billy Crystal anrufen.
Den Mann, der schon achtmal für die Unterhaltung auf der Oscar-Verleihung zuständig war und für diese Tatsache fast schon bekannter ist als für seine größten Filmerfolge Harry und Sally, City Slickers – Die Großstadt-Helden oder Reine Nervensache. Seit 1992 hat er sich zum einprägsamsten Oscar-Host entwickelt, der in punkto Erfahrung nur noch vom 18-fachen Moderator Bob Hope getoppt wird. In seiner Oscar-Karriere hatte er viele Höhepunkte und selbst, wenn er nicht Host war, sorgte er für lustige, nostalgische Momente in Verleihungen, die ansonsten zum Ausschalten waren. Wir blicken auf ein paar der besten Momente zurück.
Die Neunziger: Shows, die diesen Namen verdienen
Eine der einprägsamsten Shows war sicherlich die des Jahres 1992. Im Vorjahr war Das Schweigen der Lämmer in die Kinos gekommen und Billy Crystal startete mit seinem Auftritt bei der darauffolgenden Oscar-Verleihung eine nicht enden wollende Parodie-Reihe. Mit Maulschutz und Bahre ließ er sich auf die Bühne fahren. Das passte, denn der Thriller holte sich den Oscar für den Besten Film. Zu Anthony Hopkins sagte Billy Crystal: Ein paar Academy-Mitglieder kommen für ein Abendessen zu mir. Willst du auch kommen? Für Körpereinsatz war er sich nie zu schade. Oder er lässt andere arbeiten. 1993 ließ er sich von Jack Palance auf einer gigantischen Oscar-Statue in den Saal ziehen.
Die Nominierten zum Besten Film singt er auch gerne mal, zum Beispiel 1998, als er für Titanic in Shanty-Laune geriet und insbesondere dem propeller guy (Aaaaah…Bong) und dem Eisberg Lobeshymnen ausspricht. Die Tanz- und Songtradition hat er von Anfang an in seinen Shows gepflegt und wird sicher auch dieses Jahr wieder darauf zurückgreifen. Als Quotenfänger der Academy kann er sich dabei auch so einiges herausnehmen. Ebenfalls 1992 ließ er sich von Marc Shaiman (City Slickers – Die Großstadt-Helden) einen Song zum siebenfach nominierten Herr der Gezeiten schreiben, der bis zum Schluss witzige Unterhaltung war und am Ende die ernste Frage offen ließ, warum es keine Nominierung für die Regie von Barbra Streisand gab. Die gendertechnisch aufgeladene Antwort lag im zustimmenden Nicken der Regisseurin. Mit seinem provokativen Humor, der dennoch sanft genug für den Geschmack der Academy ist, mauserte sich Billy Crystal in den Jahren 1990, 1991, 1992, 1993, 1997 und 1998 zur Oscar-Legende.
Das neue Millenium: Eine Legende rettet den Oscar
Im neuen Jahrtausend sollte Billy Crystal noch zweimal die Oscar-Verleihung moderieren. Ein Markenzeichen für ihn und zukünftige Oscar-Hosts sollte die Montage vor der Show werden, in der der Moderator in verschiedenen Filmen auftritt. Im Jahr 2000 durchlief Billy Chrystal einen Teil der Filmgeschichte, von 2001: Odyssee im Weltraum über Taxi Driver, Spartacus oder Der Pate. 2000 war auch das Debut für seine Einlage What the stars are thinking. Die Kamera zeigt die Gesichter der anwesenden Stars und Billy Chrystal legt ihnen Worte in den Mund. So beklagt sich Judi Dench über ihren viel zu engen Tanga oder der farbige Michael Clarke Duncan (The Green Mile) hat Angst, weil er à la The Sixth Sense überall white people sieht.
Seinen Legendenstatus hatte er schon längst erreicht. So sah dann auch das 2004er Mash-Up Video Return of the Host aus, in dem sich Billy Crystal im Kino auf raubkopiererische Art und Weise in aktuelle Filme katapultiert und sich zum Beispiel als Gollum über die Weinsteins mockiert oder mit dem Monster Charlize Theron in die Kiste steigt. Im Jahr 2011 war er dann das Salz in der Oscar-Suppe als Anne Hathaway und James Franco bewiesen, dass sie es als Moderatoren so gar nicht drauf haben. Sogar Kritikergott Roger Ebert sagte, dass er erst beim die Aufmerksamkeit an sich reißenden Auftritt von Billy Crystal ins Schmunzeln kam.
Der erinnerte wiederum an sein Vorbild Bob Hope, das mittels hochentwickelter Computertechnologie noch einmal auf die Bühne geholt wurde. Dieser Appetithappen verwandelt sich nach dem Malheur von Brett Ratner dieses Jahr wieder in eine vollwertige Show. Angeteasert wurde sein Auftritt schon durch ein Promo-Video und eine Twitternachricht von Billy Chrystal: Ich mache die Oscars, damit die junge Frau in der Apotheke aufhört, nach meinem Namen zu fragen, wenn ich meine Medikamente abhole. Freue mich auf die Show. Und auch, wenn er nicht mehr der Jüngste ist, sein Humor stellenweise schon eine Staubschicht aufweist und die Oscars nicht gerade kritiklos ertragen werden können, wird er dafür garantieren, dass wir köstlich unterhalten werden.
Was haltet ihr vom Oscar-Host Billy Crystal? Freut ihr euch auf die Show?